
Handgeschriebener Lebenslauf: Wann er gefragt ist und wie du ihn perfekt schreibst
Im digitalen Zeitalter läuft fast jede Bewerbung online ab. Doch es gibt Ausnahmen: Manchmal wirst du ausdrücklich aufgefordert, deinen Lebenslauf handschriftlich zu verfassen. Das kommt selten vor, kann aber ein entscheidender Bestandteil des Auswahlverfahrens sein.
👉 Wenn die Aufforderung kommt, deine Bewerbung um einen handgeschriebenen Lebenslauf zu ergänzen, solltest du gut vorbereitet sein. In diesem Artikel erfährst du, worauf es dabei ankommt.
Wann wird ein handgeschriebener Lebenslauf verlangt? #
Handgeschriebene Lebensläufe sind heute die absolute Ausnahme. In den meisten Branchen genügt der tabellarische Lebenslauf als Teil deiner Bewerbungsunterlagen vollkommen. Daher reichst du ihn auch nur dann ein, wenn dies ausdrücklich verlangt wird.
Es gibt jedoch einige spezielle Situationen, in denen deine Handschrift dennoch gefragt sein kann:
- Konservative Unternehmen: Besonders in traditionsbewussten Familienbetrieben oder kleineren, konservativ geführten Unternehmen kann ein handschriftlicher Lebenslauf den Eindruck von Ernsthaftigkeit und Individualität betonen.
- Behörden und öffentlicher Dienst: In manchen Auswahlverfahren, etwa bei der Polizei, dem Militär oder in bestimmten Bereichen der Verwaltung, wird vereinzelt noch ein handgeschriebener Lebenslauf gefordert. Überwiegend geschieht dies dann im Rahmen psychologischer Eignungstests.
- Psychologische Eignungsdiagnostik: Selten greifen Unternehmen auf grafologische Analysen zurück, um anhand der Handschrift Rückschlüsse auf die Persönlichkeit von Bewerber*innen zu ziehen. Diese Praxis ist allerdings umstritten und wird kaum noch wissenschaftlich unterstützt.
📌 Hinweis: In Österreich ist es grundsätzlich zulässig, einen handgeschriebenen Lebenslauf zu verlangen. Wichtig ist dabei aber: Die Aufforderung muss klar und eindeutig in der Stellenausschreibung oder im Bewerbungsverfahren kommuniziert werden.
Warum verlangen manche noch Handschrift? #
Auch wenn es zunächst altmodisch wirkt: Der handgeschriebene Lebenslauf erfüllt in bestimmten Zusammenhängen mehrere Funktionen:
- Sorgfalt und Ernsthaftigkeit: Wer einen handgeschriebenen Lebenslauf erstellt, zeigt Aufwand, Disziplin und ein echtes Interesse an der Stelle. Schon der Mehraufwand wirkt selektiv: Nur wirklich motivierte Kandidat*innen reichen ihn ein.
- Sprachliche Ausdrucksfähigkeit: Besonders bei Behörden kann die Handschrift Aufschluss über dein sprachliches Niveau und deine schriftliche Ausdrucksfähigkeit geben.
- Persönlichkeitsmerkmale sichtbar machen: Durch Form, Struktur und Qualität der Handschrift können Beobachter*innen (zumindest theoretisch) Rückschlüsse auf Eigenschaften wie Genauigkeit, Emotionalität oder Stressresistenz ziehen.
👉 Wichtig zu wissen: Grafologische Verfahren, also die wissenschaftliche Analyse der Handschrift, gelten heute als umstritten. Deswegen kommen sie bei der Personalauswahl auch kaum noch systematisch zum Einsatz. In Einzelfällen spielen sie aber noch eine Rolle, vorrangig bei sehr konservativen Institutionen oder spezifischen Auswahlverfahren.
Unterschiede zum tabellarischen Lebenslauf #
Ein handgeschriebener Lebenslauf ist keine bloße Abschrift deines tabellarischen Lebenslaufs. Er unterscheidet sich in mehreren Punkten deutlich von der digitalen Variante, wie du in folgender Tabelle siehst:
Tabellarischer Lebenslauf | Handgeschriebener Lebenslauf | |
Format | Stichpunkte und Überschriften | Fortlaufender Fließtext |
Chronologie | Anti-chronologisch (du beginnst mit deiner aktuellen Position) | Chronologische Reihenfolge |
Ausführlichkeit | Kurz und prägnant | Durch den Fließtext hast du mehr Raum, deine Stationen, Hintergründe und Motivation näher zu erläutern |
Persönlichkeitswirkung | Neutral | Individuelle Handschrift sichtbar und dadurch persönliche Note |
👉 Wichtig: In den vielen Fällen ersetzt der handgeschriebene Lebenslauf den tabellarischen nicht vollständig, sondern das Unternehmen verlangt ihn zusätzlich. Wenn nicht klar kommuniziert wird, dass ausschließlich ein handgeschriebener Lebenslauf gewünscht ist, solltest du daher immer auch den klassischen Lebenslauf beilegen.
Aufbau deines handgeschriebenen Lebenslaufs #
Ein gut strukturierter, handgeschriebener Lebenslauf folgt einer festen Reihenfolge. Aufzählungen, Stichpunkte oder Tabellen haben im handschriftlichen Lebenslauf im Normalfall nichts verloren. Der Text sollte vielmehr wie eine persönliche, durchgängige Erzählung deines Lebenswegs wirken. Im Folgenden geben wir dir den Aufbau eines handgeschriebenen Lebenslaufs anhand von sieben Punkten mit auf den Weg:
Einleitung – Persönliche Daten
- Vollständiger Name
- Adresse, Telefonnummer, E-Mail
Die beiden genannten Aspekte sind Pflichtangaben. Viele weitere persönliche Daten im Lebenslauf sind dagegen optional.
Bildungsweg
- Alle relevanten Schul- und Ausbildungsstationen in zeitlicher Reihenfolge (Frühkindliche Bildungsstationen natürlich nicht)
- Studienabschlüsse, relevante Weiterbildungen
Beruflicher Werdegang
- Bisherige Arbeitgeber, Positionen, Zeiträume
- Wichtige Aufgabenbereiche und Erfolge
Zusätzliche Kenntnisse und Fähigkeiten
- Sprachkenntnisse
- IT-Kenntnisse
- Weitere für die Stelle relevante Qualifikationen
Engagement und persönliche Interessen (optional)
- Ehrenamtliche Tätigkeiten und Mitgliedschaften in Vereinen
- Hobbys
Beweggründe für die Bewerbung
- Kurze Erklärung deiner Motivation für die Stelle, den Arbeitgeber oder das Verfahren (wichtig: das ersetzt nicht unbedingt das Motivationsschreiben)
Abschluss
- Ort und Datum
- Handschriftliche Unterschrift
Eine handschriftliche Unterschrift im Lebenslauf ist keine Pflichtangabe, doch bei einem handgeschriebenen Lebenslauf bietet sie sich an.
📌 Hinweis: Auch wenn du den handgeschriebenen Lebenslauf in Fließtext verfasst, solltest du die einzelnen Abschnitte klar durch Absätze voneinander trennen. Das erhöht die Lesbarkeit und hilft, deinen Werdegang nachvollziehbar darzustellen.
Visuelles Beispiel #

„Mein Name ist ..., ich wurde am 15. Mai 1998 in Linz geboren und wohne derzeit in Graz. Nach der Volksschule besuchte ich von 2008 bis 2016 das Bundesrealgymnasium Linz, wo ich 2016 die Matura mit gutem Erfolg abschloss. Anschließend absolvierte ich den dreijährigen Verwaltungslehrgang an der Verwaltungsakademie des Landes Steiermark, den ich 2019 mit Auszeichnung beendete. Seitdem arbeite ich im Bürgerservice der Stadt Graz, wo ich für die Bearbeitung von Anträgen und die Beratung der Bürger*innen zuständig bin …“
7 Tipps für den perfekten handgeschriebenen Lebenslauf #
💡 Tipp
Der handgeschriebene Lebenslauf sollte maximal zwei Seiten umfassen. Bleibe präzise und fokussiere dich auf das Wesentliche.
Damit dein handgeschriebener Lebenslauf überzeugt, kommt es auf sauberes Arbeiten und sorgfältige Vorbereitung an. Mit diesen 7 Tipps gelingt dir ein professioneller Eindruck:
- Verwende hochwertiges, unliniertes Papier: Greife zu stabilem, weißem, leicht strukturiertem Papier (mindestens 90 g/m²). Linien sollten nicht sichtbar sein, da dies unprofessionell wirkt.
- Schreibe mit Füller oder hochwertigem Kugelschreiber: Ein Füller mit blauer oder schwarzer Tinte sorgt für ein sauberes Schriftbild. Vermeide daher Bleistift, Filzstift oder bunte Farben.
- Übe den Text vorab am Computer: Formuliere den gesamten Text vorab digital, optimiere ihn inhaltlich und strukturell. Und erst wenn du zufrieden bist, schreibst du die finale Version per Hand.
- Verwende eine Schreibunterlage mit Hilfslinien: Lege ein liniertes Blatt unter das eigentliche Papier. So schreibst du gerade, ohne dass Linien sichtbar sind.
- Fehler bedeuten Neustart: Durchstreichen, Tipp-Ex oder Korrekturen haben im handgeschriebenen Lebenslauf nichts verloren. Wenn dir ein Fehler unterläuft, solltest du daher neu beginnen.
- Korrekturlesen lassen: Lass den fertigen Text von einer zweiten oder sogar dritten Person prüfen. Rechtschreib- und Grammatikfehler fallen in einem handgeschriebenen Dokument besonders unangenehm auf, da es sich hier nicht um einen „Vertipper“ handeln kann.
- Nimm dir Zeit und schreibe in Ruhe: Hektik führt zu ungleichmäßiger und unleserlicher Schrift. Schreibe deswegen lieber langsam, gleichmäßig und konzentriert. Ein sauberes Schriftbild ist entscheidend.
6 häufige Fehler und wie du sie vermeidest #
Gerade weil der handgeschriebene Lebenslauf selten verlangt wird, schleichen sich schnell typische Fehler ein. Hier findest du die häufigsten Stolperfallen:
Unleserliche Handschrift | Übe deine Schrift vorher. Achte auf gleichmäßige Buchstaben, saubere Linienführung und ausreichend großen Zeilenabstand. |
Flecken und Verschmutzungen | Arbeite sauber und nutze eine Schreibunterlage, um Handabdrücke und Schmierflecken zu vermeiden. |
Durchstreichungen oder Tipp-Ex | Korrekturen wirken unprofessionell. Bei Fehlern lieber neu beginnen. |
Übertriebene Gestaltung | Bleibe bei einem schlichten, klassischen Aufbau. Farben, kreative Schriftzüge oder verspielte Elemente gehören nicht in den handgeschriebenen Lebenslauf. |
Inhaltliche Lücken | Achte auf eine vollständige, lückenlose Darstellung deines Werdegangs. Offene Zeiträume solltest du nachvollziehbar erklären können. |
Zu lange Texte | Maximal zwei Seiten reichen völlig aus, konzentriere dich daher auf die relevanten Stationen. |
FAQs: Fragen und Antworten zum handgeschriebenen Lebenslauf #
Sollte ich einen handgeschriebenen Lebenslauf schreiben, auch wenn es nicht ausdrücklich verlangt wird?
Nein. Du reichst nur dann einen handgeschriebenen Lebenslauf ein, wenn der Arbeitgeber oder die Behörde dies ausdrücklich fordert. Standard ist der tabellarische Lebenslauf.
Muss der handgeschriebene Lebenslauf den tabellarischen ersetzen?
In der Regel wird der handgeschriebene Lebenslauf zusätzlich zum tabellarischen Lebenslauf verlangt. Achte immer genau auf die Anforderungen in der Stellenausschreibung.
Wie lang sollte der handgeschriebene Lebenslauf sein?
Maximal zwei DIN-A4-Seiten sind ideal. Kürzer ist erlaubt, wenn alle relevanten Informationen vollständig enthalten sind.
Ist die Handschrift wirklich noch relevant für die Auswahl?
In manchen Fällen wird die Handschrift genutzt, um Sorgfalt und Ernsthaftigkeit zu prüfen. Grafologische Analysen sind jedoch umstritten und werden kaum noch angewendet.
Kann ich Korrekturen mit Tipp-Ex oder Durchstreichen beheben?
Nein. Fehler bedeuten in einem handgeschriebenen Dokument leider: neu beginnen. Korrekturen wirken unprofessionell.
Fazit #
Der handgeschriebene Lebenslauf mag aus der Zeit gefallen wirken, aber er kann, wenn du ihn einreichen sollst, ein entscheidendes Auswahlkriterium sein. Nutze diese seltene Gelegenheit, um Sorgfalt, Ernsthaftigkeit und deine Motivation zu zeigen.
Mit der richtigen Vorbereitung, einem sauberen Schriftbild und einer klaren Struktur hinterlässt du einen professionellen und positiven Eindruck. Und das Wichtigste: Nur dann einreichen, wenn er ausdrücklich verlangt wird.