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Personalmanagement

Chiffre-Stellenanzeige: Mysteriös oder Geheimniskrämerei?

Hr tipps personalmanagement Chiffre Anzeige

Wer sich auf eine Chiffre-Anzeige bewirbt, wagt als Kandidat*in den Schritt ins Ungewisse. Denn dabei bleibt der Arbeitgeber solange unbekannt, bis er Kontakt mit den Bewerbenden aufnimmt. Doch warum die ganze Heimlichtuerei? Und welche Vor- und Nachteile ergeben sich für Sie als Arbeitgeber?

Recruiting mit Chiffre-Inserat

Ursprünglich wurden Chiffre-Anzeigen bei Kontakt- und Heiratsannoncen in Zeitungen und Zeitschriften verwendet. Jemand sucht sein Herzblatt, möchte seine Identität aber nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Statt Kontaktdaten erhält man einen Chiffre-Code, die Zuschriften gehen beim Zeitungsverlag ein und werden an die Inserent*in weitergeleitet. Auf Jobportalen wie karriere.at funktioniert die Chiffre-Stellenanzeige nach dem gleichen Prinzip. Das Unternehmen schreibt seine Stelle aus, bleibt aber anonym. Die Bewerbungen werden vom Portal weitergegeben, und der Arbeitgeber wählt dann die passende Kandidat*in aus.

Warum anonym nach neuen Mitarbeitenden suchen?

Die Gründe für die Nutzung einer Chiffre-Anzeige sind mannigfaltig. Ein anonymes Stelleninserat macht zum Beispiel dann Sinn, wenn das Unternehmen seinen Tätigkeitsbereich erweitern möchte, ohne dass die Konkurrenz davon Wind bekommt. Oder wenn die zu besetzende Stelle zum Ausschreibungszeitpunkt noch nicht frei ist, man sich aber bereits auf die Suche nach einem Nachfolger machen möchte. Manche Unternehmen hingegen sind sich ihres schlechten Images bewusst und möchten verhindern, dass potenzielle Bewerbende durch den Namen abgeschreckt werden.

Die Vorteile

  • Strategie bleibt bedeckt: Wie bereits erwähnt, werden Chiffre-Anzeigen gern dazu genutzt, die Unternehmensstrategie vor der Konkurrenz zu verbergen. Möchte ein Unternehmen beispielsweise seine Produkt-Schwerpunkte verschieben, benötigt es für die Entwicklung neuer Schwerpunkte sowohl Vorlaufzeit als auch ein geeignetes Team. Wenn dieses neu rekrutiert werden muss, könnte der Mitbewerb aus der Tätigkeitsbeschreibung die Absichten herauslesen.
  • Schutz persönlicher Interessen: In der Management- und Executive-Ebene kommen Wechsel oft nicht überraschend und werden in gegenseitigem Einvernehmen beschlossen. Wenn aber der Dienstvertrag der betroffenen Führungskraft noch über einen längeren Zeitraum läuft, kann man durch eine Chiffre-Anzeige öffentliche Spekulationen verhindern.
  • Gerüchteküche unterbinden: Langfristig geplante Wechsel bringen auch im Unternehmen selbst die Gerüchteküche ordentlich zum Brodeln. Das kann negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit haben, insbesondere wenn der Abgehende noch eine Zeit lang Teams leiten muss.

Die Nachteile

  • Keine Einblicke: Beim Chiffre-Inserat werden die Informationen auf das Wesentliche beschränkt. Damit nimmt man sich als Arbeitgeber die Möglichkeit, die Arbeitgebermarke positiv darzustellen und mit Benefits zu punkten. Aus diesem Grund müssen die Jobfakten mit Bedacht gewählt werden und eine hohe Aussagekraft haben.
  • Image: Nicht wenige Bewerbende sind bei Chiffre-Anzeigen eher vorsichtig, denn häufig verbergen sich dahinter zweifelhafte Angebote, die Top-Verdienste für einfachste Arbeit versprechen. Aber auch die Tatsache, dass viele Informationen zurückgehalten werden, verunsichert immer wieder. Deswegen: Machen Sie konkrete Angaben zum Job!
  • Bewerbungs-Qualität: Vage Informationen zum Job ziehen Bewerbungsschreiben nach sich, die ebenfalls sehr unkonkret formuliert sind. Arbeitgeber, die Chiffre-Anzeigen nutzen, müssen darauf gefasst sein, weniger aussagekräftige Bewerbungsunterlagen zu erhalten, weil die Informationsdichte in der Stellenausschreibung mangelhaft ist.