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Erreichbar im Urlaub

Erreichbarkeit im Urlaub: Muss das denn wirklich sein?

Arbeitsrecht Erstellt am: 05. Juni 2024 7 Min.

Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen immer mehr. Dies macht es besonders wichtig, klare Regeln für die Erreichbarkeit im Urlaub bzw. in der Freizeit zu haben. Es fehlen oft klare Regeln, und der Satz „Wenn was ist, ruf mich an!“ kann den wohlverdienten Urlaub schnell ruinieren. Der Artikel beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen, Auswirkungen auf die Gesundheit und gibt praktische Tipps, um die Erholung im Urlaub zu gewährleisten.

Durch mobile Geräte sind Personen zu jeder Zeit und ortsunabhängig erreichbar. Das hat Vorteile, wie beispielsweise flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort, aber auch Nachteile. Ständige Erreichbarkeit kann zu Stress, gesundheitlichen Problemen und einer schlechteren Work-Life-Balance führen. Das beeinflusst letztlich auch die Produktivität und das Arbeitsklima.

Kurz vor dem Urlaub stellt sich oft die Frage, wie man mit der Erreichbarkeit umgehen soll. Viele Unternehmen haben keine klaren Richtlinien zu E-Mail, Telefon & Co. während der Auszeit. Doch wie sieht die Realität aus?

  • Ist es Pflicht, im Urlaub erreichbar zu sein?
  • Darf ich im Urlaub meine E-Mails ignorieren?
  • Dürfen Kolleg*innen mich anrufen, wenn sie etwas brauchen?

Wenn solche Fragen vor dem Urlaub nicht geklärt werden, kann das zu Stress auf beiden Seiten führen. Daher ist es wichtig, klare Regeln zu definieren – idealerweise unternehmensweit oder zumindest im Team.

Arbeitsrechtliche Grundlagen
#

In Österreich gibt es klare gesetzliche Regelungen zum Thema Urlaub und Erreichbarkeit. Laut Arbeitszeitgesetz haben Arbeitnehmer*innen das Recht auf eine ungestörte Freizeit, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. Dies schließt die Erreichbarkeit im Urlaub mit ein.

Rechte der Arbeitnehmer*innen #

Arbeitnehmer*innen haben das Recht, während ihres Urlaubs nicht erreichbar zu sein. Dies bedeutet, dass sie weder verpflichtet sind, Anrufe entgegenzunehmen, noch E-Mails oder andere Nachrichten zu beantworten. Der Urlaub dient der Erholung und sollte daher frei von arbeitsbedingten Unterbrechungen sein.

Pflichten der Arbeitgeber #

Arbeitgeber sind verpflichtet, die Rechte ihrer Mitarbeiter*innen zu respektieren. Dies bedeutet, dass sie sicherstellen müssen, dass Arbeitnehmer*innen während ihres Urlaubs nicht gestört werden. In Ausnahmefällen, wenn die Erreichbarkeit unbedingt notwendig ist, sollten klare Absprachen getroffen und möglichst minimiert werden.

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Realität zur Erreichbarkeit in der Freizeit #

Einer karriere.at Umfrage zufolge ist gut ein Drittel der österreichischen Arbeitnehmer*innen generell immer für die Arbeit erreichbar. Das mag in Ausnahme- und Notfällen sinnvoll sein, ist rechtlich aber keineswegs verpflichtend. Wichtig: Diese Notfälle gehören vorab klar definiert und schriftlich dokumentiert.

„Ein Drittel der österreichischen Arbeitnehmer*innen ist immer für die Arbeit erreichbar.“

karriere.at Umfrage (2021) · Befragt wurden 2.230 Arbeitnehmer*innen.

Auswirkungen der Erreichbarkeit im Urlaub #

Psychische Gesundheit und Erholung #

Ständige Erreichbarkeit kann zu Stress und Erschöpfung führen, was die erholsame Wirkung des Urlaubs stark beeinträchtigt. Um vollständig abschalten zu können, ist es wichtig, sich von arbeitsbezogenen Aufgaben und Gedanken zu distanzieren.

Auch die Familie, Partner*innen und Freundschaften können darunter leiden. „Wer ist wichtiger: die Arbeit oder ich?“ Urlaub ist Privatzeit. Bei Störungen können sich Partner*innen, Freund*innen und Familienmitglieder geringgeschätzt oder unwichtig fühlen.

Produktivität und Leistung #

Langfristig kann eine ständige Erreichbarkeit die Produktivität und Motivation beeinträchtigen. Wer sich im Urlaub nicht erholen kann, kommt weniger erfrischt und motiviert zurück an den Arbeitsplatz. Dies kann zu einem Leistungsabfall und einem erhöhten Burnout-Risiko führen.

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Tipps für Arbeitnehmer*innen #

Um den Kolleg*innen nicht einen riesigen Haufen zusätzlicher Arbeit zu hinterlassen, sammelt man in den letzten Wochen vor dem Urlaub noch Überstunden und bemüht sich, eine einigermaßen geordnete Urlaubsübergabe hinzubekommen. Die wird dann so schonend wie möglich an die Kolleg*innen weitergegeben, und um das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen folgt dann der fatale Satz: „Meldet euch, wenn es Probleme gibt!“ Ein großer Fehler, wenn man sich die Auswirkungen der Erreichbarkeit vor Augen führt.

  1. Klare Kommunikation: Vor dem Urlaub sollten klare Regelungen zur Erreichbarkeit getroffen werden.
  2. Notfälle definieren: Legt fest, welche Situationen wirklich einen Notfall darstellen.
  3. Delegieren und Vertrauen: Übergebt Aufgaben und vertraut darauf, dass das Team diese ohne eure Hilfe bewältigen kann.
  4. Out-of-Office-Nachrichten: Nutzt automatische Antworten für E-Mails und Voicemail, um über eure Abwesenheit zu informieren.
  5. Zeit für Erholung: Den Urlaub bewusst als Zeit für Erholung und Privatleben nutzen, ohne ständig an die Arbeit zu denken.

Digitale Detox-Tipps #

Um sich während des Urlaubs vollständig zu erholen, kann ein digitaler Detox helfen. Dies bedeutet, bewusst auf die Nutzung von Smartphones und Computern zu verzichten oder diese stark zu reduzieren. Stattdessen können Aktivitäten wie Lesen, Wandern oder einfaches Entspannen in der Natur dazu beitragen, den Geist zu klären und Energiereserven aufzufüllen.

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Tipps für Arbeitgeber #

Förderung der Work-Life-Balance #

Arbeitgeber können eine gesunde Work-Life-Balance fördern, indem sie die Wichtigkeit der Erholung anerkennen und respektieren. Dies kann durch die Einführung klarer Richtlinien zur Erreichbarkeit im Urlaub geschehen.

Klare Richtlinien zur Erreichbarkeit #

Unternehmen sollten klare und transparente Richtlinien entwickeln, die die Erreichbarkeit im Urlaub regeln. Dies gibt den Arbeitnehmer*innen Sicherheit und schützt sie vor unnötigen Störungen.

Zusammenfassung und Fazit #

Die Erreichbarkeit im Urlaub ist ein wichtiges Thema, das sowohl die psychische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen als auch deren Produktivität beeinflusst. Es ist entscheidend, dass Arbeitnehmer*innen ihre Rechte kennen und diese durchsetzen, während Arbeitgeber eine unterstützende Rolle einnehmen und klare Richtlinien etablieren.

  • Klare Absprachen treffen
    Hier sind die Führungskräfte gefragt: Klar festgelegte Regeln zu Erreichbarkeit im Urlaub oder am Wochenende helfen Arbeitnehmer*innen dabei, abzuschalten und sich zu erholen. Bereits vor der Urlaubszeit verschiedene Szenarien durchsprechen und festlegen, ob es Notfälle gibt, in denen die Betroffenen auch im Urlaub kontaktiert werden kann.
  • Kann die Person im Urlaub überhaupt helfen?
    Wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten und man sich nicht sicher ist, ob man die Kolleg*in im Urlaub anrufen soll, gibt es eine wichtige Frage zu beantworten: Kann die Person im Urlaub überhaupt helfen? In den meisten Fällen ist das nicht der Fall. Jemanden über ein Problem zu informieren, an dem er oder sie nichts ändern kann, belastet nur unnötig.
  • Führungskraft als gutes Beispiel
    Wie bei allen Bereichen der Unternehmenskultur müssen auch hier Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. Auch sie müssen nicht immer und überall erreichbar sein oder E-Mails noch spät nach Feierabend verschicken. Abgesehen von der schlechten Work-Life-Balance senden Chef*innen damit auch ein klares Signal an ihre Mitarbeiter*innen aus: Ich bearbeite meinen Posteingang auch noch um 22 Uhr – und du? Das verursacht indirekt den Druck, es ihnen gleichzutun.
  • Vertretungen regeln
    Mit einer klar geregelten Urlaubsvertretung ist es kaum notwendig, jemanden im Urlaub zu kontaktieren. Im Idealfall regelt die Vertretung alles Notwendige. Solche Tandems machen auch außerhalb der Urlaubszeit Sinn und wappnen für spontane Ausfälle.

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Sarah Chlebowski
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