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Digital Detox

Digital Detox – Gönn deinem Körper einen Neustart!

Gesundheit Aktualisiert am: 31. Juli 2024 8 Min.

Stell dir vor, du hast eine Woche lang weder Handy, Tablet noch Laptop zur Verfügung: Welches Gefühl löst das in dir aus? Entspannung, Stress oder sogar Angst? Digital Detox kann dir helfen! Wir haben mit einer Arbeitspsychologin über die negativen Auswirkungen von zu viel Onlinekonsum und ständiger Erreichbarkeit gesprochen und liefern dir Ansätze und praktische Apps für den bewussteren Umgang mit Smartphone und Co.

Ob im Bus, am Mittagstisch mit Kolleg*innen oder zu Hause auf der Couch: Smartphone oder Computer sind bei vielen auch abseits der Arbeit allgegenwärtig. Ohne Swipen, Posten oder Liken scheint die Welt nur noch halb so spannend zu sein. Reaktionen darauf, wie das angedachte Handyverbot für Fußgänger*innen, zollen der Digitalisierung unseres Alltags Tribut und zeigen auf, in welchen technischen Dimensionen wir uns mittlerweile bewegen. Dass das ständige Online-Sein mitunter negative Auswirkungen auf unser Befinden wie auf unser Bewusstsein haben kann, sollte klar sein. Wenn du fünf Minuten nach dem Aufwachen bereits unbedingt auf Instagram oder WhatsApp checken musst, was in der Welt so passiert, sollten deine Alarmglocken schon läuten - dann ist Digital Detox gefragt!

Das Damoklesschwert der ständigen Erreichbarkeit #

Diensthandy oder Arbeitslaptop mögen ja tolle Benefits sein, aber sie schaffen auch die zweischneidige Möglichkeit, für die Arbeit immer erreichbar zu sein. Viele Arbeitnehmer*innen haben das in All-In-Verträgen geregelt – das geht so weit, dass zunehmend mehr Menschen auch im Urlaub jederzeit erreichbar für Chef*in und Kolleg*innen sind.

Was aber dagegen tun? Immer mehr Menschen, die auch beruflich an PC und Smartphone geheftet sind, nutzen Digital Detox, um abzuschalten und danach wieder richtig produktiv zu sein. Per Definition handelt es sich bei der digitalen Enthaltsamkeit um einen Zeitraum, in der eine Person auf die Benutzung elektronischer Geräte wie Smartphones oder Computer verzichtet – als Möglichkeit, Stress zu reduzieren und wieder vermehrt mit der realen Welt zu interagieren. Zusätzlich soll Digital Detox für einen kreativen Schub und neue Motivation sorgen.

Digitale Enthaltsamkeit im Urlaub #

Der Trend zum digitalen Entgiften, der ironischerweise aus dem Silicon Valley kommt, trägt mittlerweile interessante Blüten: In den USA gibt es eigene Digital-Detox-Camps, aber auch in Österreich bieten mittlerweile zahlreiche Hotels Urlaub im Offline-Modus zu teilweise stattlichen Preisen an. Was dabei Exklusives geboten wird: natürlich kein TV und Internet am Zimmer, Handys müssen abgegeben werden oder spezielle Kabel, die den Elektrosmog in den Räumen vermindern sollen. Ein groteskes Szenario, immerhin könnte man vieles davon auch kostenlos zu Hause haben. Andererseits zeigt das auch unseren Grad der Digitalisierung auf, der sich augenscheinlich in eine gefährliche Richtung bewegt.

Hobby oder Krankheit? #

Aber wann ist Digital Detox überhaupt nötig oder sinnvoll? Es mag übertrieben klingen, aber tatsächlich gibt es viele Menschen, die sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen können. Symptome für eine Abhängigkeit zeigen sich z.B. im zwanghaften Überprüfen des Bildschirms, selbst ein eigener Begriff für ständiges Hantieren am Handy ("Phubbing") ist uns schon bekannt. Handy- oder Internetsucht an sich sind dabei gar keine Krankheit, sondern vielmehr selbst ein Symptom. Dahinter können Depressionen oder Angststörungen stehen.

Wir haben bei der Arbeitspsychologin Veronika Jakl nachgefragt, wann es gefährlich wird und was man dagegen unternehmen kann.

Stichwort gesundes Arbeiten: Was kann ständiges Online-Sein für Auswirkungen haben? #

Veronika Jakl: Es gibt leider noch keine wissenschaftliche Absicherung im Sinne von „Ständige Erreichbarkeit führt zu mehr Herzinfarkten.“ Aber es gibt viele Studien, die belegen, dass das subjektive Empfinden schlechter wird bzw. die Zufriedenheit sinkt. Man ist ständig in einem Unruhezustand. Diese Menschen berichten, dass sie sich häufiger gehetzt fühlen und es zum Teil als Zwang empfinden, immer erreichbar zu sein. Wir kennen das ähnlich auch von Leuten, die Rufbereitschaft haben (Rettung, Notdienste etc.). Auch die erholen sich schlechter, auch wenn es zu keinem Einsatz kommt. Unter der Woche wird es meistens als weniger tragisch empfunden, wenn man berufliche Mails checkt oder noch mit der Chef*in telefoniert, als am Wochenende oder im Urlaub.

Auch berichten immer mehr Leute, dass sie während der Arbeitszeit permanent erreichbar sind oder sein müssen. Es kommen ständig Mails rein, Leute rufen an oder schauen „schnell bei der Tür rein, um was zu erzählen.“ Diese Menschen klagen dann auch über mehr Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Co. Beim Deutsch DAK-Gesundheitsreport kam heraus, dass ca. jede*r Vierte, der vermehrt erreichbar ist, auch berichtet, an einer Depression zu leiden. Man darf aber nicht vergessen, dass Arbeitnehmer teilweise auch sehr gerne erreichbar sind und es praktisch finden. Für manche ist es beruhigend zu wissen, was im Büro passiert. Man kann damit Privatleben und Beruf leichter vereinbaren, weil man flexibler arbeiten kann. Zum Beispiel, wenn man auch dann auf dem Laufenden bleibt über die aktuellen Projekte, wenn man gerade auf Pflegeurlaub ist.

Wie kann ein vorübergehender digitaler Verzicht helfen, produktiver zu sein? #

Veronika Jakl: Es ist schon lange bekannt, dass Arbeitsunterbrechungen große Einbußen bei der Produktivität bringen. Wir können nicht multitasken - dafür ist unser Gehirn nicht ausgelegt. Wer kennt das nicht, wenn man gerade intensiv an etwas arbeitet und das Telefon läutet. Danach braucht man sicher wieder ein bis zwei Minuten, um sich reinzudenken ins Thema, und das nervt!

Erholung ist wichtig, ohne gute Erholungsphasen kann man beruflich nicht seine optimale Leistung bringen. Jede*r Sportler*in weiß, dass er nur besser werden kann, wenn er sich richtig regeneriert zwischen stressigen Zeiten.

Haben Sie für uns konkrete Tipps zum Verzicht? #

Veronika Jakl: Was man selbst tun kann: Schaff dir Freiräume! Schalt einfach mal das Mailprogramm vollständig aus, wenn du konzentriert arbeiten musst oder willst. Oder als erster Schritt hilft auch mal die automatische Benachrichtigung bei neuen Mails – man muss nicht auf jedes Mail sofort antworten. Wer wirklich dringend was von mir will, wird anrufen. Da muss man sich manchmal auch Kolleg*innen oder Kunden erziehen. Dreh das Firmenhandy am Abend ab oder nimm es gar nicht in den Urlaub mit. Wichtig ist auch eine Lösung zu haben, wenn man auf Urlaub fährt. Sonst ist der Urlaub für viele Leute mehr Stress, weil sie wissen, dass sie bei ihrer Rückkehr dann hunderte Mails erwarten. Das führt teilweise dazu, dass man auch im Urlaub die beruflichen Mails checkt, um gleich aussortieren zu können.

„Auch die Chef*in soll als Vorbild nicht rund um die Uhr erreichbar sein und aus dem Urlaub anrufen.“

Veronika Jakl:
Veronika Jakl, Psychologin

Was die Firma tun sollte: Wichtig ist, dass die Führungskraft den eigenen Leuten klar macht, dass man nicht ständig erreichbar sein muss. Mit diesem Rückhalt ist es für den Einzelnen leichter, das Handy auch mal auszuschalten, wenn man heimgeht. Noch besser ist es, wenn die Führungskraft das auch selbst vorlebt und selbst keine Mails in der Nacht verschickt oder vom Urlaub aus in der Firma anruft. Es sollte eben kein indirekter sozialer Druck entstehen, dass man „nur dazu gehört, wenn man laufend die News kennt“. Das kann man natürlich auch offiziell in einer Betriebsvereinbarung klären. Es gibt auch die bekannten Beispiele von Firmen, die das technisch lösen und z.B. in der Nacht den Mailserver abdrehen. Auch wenn manche Leute sagen, dass es ihnen nichts ausmacht und sie gerne erreichbar sind, sollte man sie doch auch vor sich selbst und dem eigenen Perfektionismus schützen!

#

Digital Detox: 5 Schritte zu mehr Bewusstsein im Umgang mit Smartphone & Co. #

Mit diesen Tipps und Helferlein kannst du ein Stück weit unabhängiger werden vom digitalen Wahnsinn. Und nicht vergessen: Es geht darum, die Gadgets für dich arbeiten zu lassen und nicht ihr Sklave zu sein!

  1. Ist-Stand eruieren: Stell zu allererst einmal fest, ob dein Smartphone-Konsum oder deine Zeit am PC zu viel Raum in deinem Leben einnehmen. Online gibt es zahlreiche Selbsttests, die zwar eine professionelle Diagnose von einem Mediziner nicht ersetzen, aber relativ schnell klar machen, ob Online-Suchtpotenzial bei dir besteht. Deine Gewohnheiten nicht nur Pi mal Daumen zu kennen, sondern diese schwarz auf weiß in harte Fakten zu wandeln (mittels Apps unten), kann dir die Augen öffnen.
  2. Maßnahmen setzen: Du findest, dass dein Technologiekonsum tatsächlich etwas aus dem Ruder läuft? Lass dir einfach von den Übeltätern selbst helfen, sie weniger zu nutzen – das funktioniert recht einfach mittels verschiedener Apps:
  • Die App Rescue Time trackt und managt z.B. wie viel du Handy oder Tablet nutzt und kann Limits einstellen.
  • Freedom blockiert Internet, Social Media und Apps und verhindert Ablenkung, wenn du aufs Wesentliche konzentriert bleiben willst.
  1. Aufräumen: Zu einem aufgeräumten Geist kann auch das führen: Ein geordnetes Postfach kannst du beispielsweise über die Inbox-Zero-Methode erreichen und das führt am Wochenende zu einem gelasseneren Blick auf den Montag.
  2. Runterkommen: Du sitzt trotzdem während der Arbeit den ganzen Tag am PC und musst irgendwie damit leben? Die Website Calm hilft dir je nach Vorliebe mit Bildern von Bergseen oder saftigen Weizenfeldern und angenehmen Klängen beim Entspannen und Fokussieren. Der Name ist Programm.
  3. Substitution: Für die, dies einfach nicht lassen können und sich am liebsten die Freizeit mit Candy Crush vertreiben – besser den Kopf mit sinnvollen Dingen beschäftigen wie mit Gehirntraining für zwischendurch, z.B. bei lumosity.

Zur Person

Psychologin Veronika Jakl ist zertifizierte Arbeits- und Organisations- und Personalpsychologin, sie bietet unter anderem als AUVA-Seminarleiterin in der Erwachsenenbildung Kurse und Seminare an. Jakl ist zudem Geschäftsführerin der eval IT GmbH und hat mehrjährige Erfahrungen im Eventmanagement.

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