
Dienstzeugnis-Formulierungen: Was dein Arbeitszeugnis wirklich über dich sagt
Ein Dienstzeugnis klingt neutral, ist es aber selten. Denn welche Formulierungen im Dienstzeugnis dein bisheriger Arbeitgeber verwendet, sagt viel über dich aus und manchmal steht auch etwas zwischen den Zeilen. Wie gut kennst du die Geheimsprache oder Codes eines Dienstzeugnisses?
👉 Wer bestimmte Formulierungen nicht versteht, übersieht vielleicht ein gut verstecktes „Aber“. Dieser Artikel zeigt dir, wie du Dienstzeugnisse richtig liest, welche Beispiele es gibt und worauf du bei der Formulierung achten solltest.
Warum die Formulierung im Dienstzeugnis so wichtig ist #
📌 Wichtig
Auch wenn ein Dienstzeugnis keine Bewertung enthalten muss, kann es durch Formulierungen eine klare Botschaft senden. Wer diese Codes versteht, kann ungerechtfertigte Aussagen erkennen und sich gezielt dagegen wehren.
Du hast Anspruch auf ein Dienstzeugnis, doch die wirkliche Herausforderung liegt in der Deutung der Formulierungen.
Dienstzeugnisse folgen einer speziellen Sprache mit versteckten Botschaften. Was wohlwollend klingt, kann tatsächlich eine vernichtende Kritik sein. Personaler*innen kennen diese Codes, und du solltest sie auch kennen.
Solche „Zeugniscodes“ sind in der Praxis weitverbreitet und für viele nicht sofort erkennbar.
Die Codes im Dienstzeugnis: so liest du zwischen den Zeilen #
Personalabteilungen bewerten in Dienstzeugnissen nach einem einheitlichen System. Kleine Wortunterschiede machen dabei große Unterschiede in den Bewertungen aus. Die häufigsten Bewertungsstufen sind:
Sehr gut (Note 1) |
"Hat die Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt“ |
„Erzielte herausragende Arbeitsergebnisse“ |
„Zeigte stets große Eigeninitiative“ |
Gut (Note 2) |
„Hat die Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllt“ |
„Erledigte alle Aufgaben mit großem Engagement“ |
Befriedigend (Note 3) |
„Hat die Aufgaben zu unserer Zufriedenheit erfüllt“ |
„Erledigte die Aufgaben im Allgemeinen gut“ |
Ausreichend (Note 4) |
„Hat die Aufgaben im Großen und Ganzen zufriedenstellend erledigt“ |
„Hat den Erwartungen entsprochen“ |
Mangelhaft (Note 5) |
„Hat sich bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden“ |
„War stets pünktlich und ordentlich gekleidet“ |
👉 Beachte: Nicht nur die Leistungsbewertung, auch Aussagen zu Verhalten, Zuverlässigkeit und Engagement folgen diesem Bewertungsmuster.
„Wir wünschen der Arbeitnehmer*in auf ihrem weiteren Berufsweg alles Gute.“
Achtung bei diesen Formulierungen im Dienstzeugnis! #
💡 Tipp
Achte auf Ausdrücke, die unnötig relativierend wirken oder vermeintlich „positiv“ klingen, aber nichts Konkretes über Leistung oder Verhalten sagen.
Die spezielle Zeugnissprache hat sich so entwickelt, weil Arbeitgeber einerseits wahrheitsgemäß bewerten, andererseits aber auch das Wohlwollensgebot beachten müssen. Das führt zu verschlüsselten Aussagen, die vielleicht positiv wirken, aber nicht unbedingt positiv gemeint sind.
Hier einige typische Codes mit ihrer wirklichen Bedeutung, auf die du in deinem Dienstzeugnis unbedingt achten solltest:
Formulierung im Dienstzeugnis | Was tatsächlich gemeint sein kann |
„Die Arbeitnehmer*in bemühte sich stets, die Anforderungen zu erfüllen.“ | Hat sich angestrengt, aber kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt |
„Die Arbeitnehmer*in zeigte Verständnis für die Belange der Kolleg*innen.“ | War sozial schwierig oder hat sich aus Teamprozessen herausgehalten |
„Im Rahmen ihrer Fähigkeiten erfüllte die Arbeitnehmer*in ihre Aufgaben.“ | Eingeschränkte Kompetenzen, nicht voll leistungsfähig |
„Die Arbeitnehmer*in begegnete Führungskräften mit Respekt.“ | Unterwürfig oder konfliktscheu, keine Führungsstärke |
„Die Arbeitnehmer*in war stets um Ausgleich bemüht.“ | Hat Konflikte nicht konstruktiv gelöst, sondern ausgesessen |
„Führungsstil wurde akzeptiert.“ | Führung war nicht anerkannt oder umstritten |
Diese Formulierungen sollten in deinem Dienstzeugnis nicht fehlen #
📌 Wichtig
Besonders stark wirken Superlative wie „vollste Zufriedenheit“ oder Ergänzungen wie „jederzeit“, „äußerst“, „besonders“.
Ein gutes Dienstzeugnis beschreibt mehr als nur Dauer und Art der Beschäftigung. Auch wenn Arbeitgeber in Österreich nur zu einem „einfachen Zeugnis“ verpflichtet sind, wünschen sich viele Arbeitnehmer*innen ein qualifiziertes – also eines mit inhaltlicher Aussagekraft. Folgende Elemente sind darin idealerweise enthalten:
✅ Positiv bewertende Formulierungen
Diese Aussagen gelten in Österreich als eindeutig positiv und vermitteln fachliche und soziale Kompetenz:
- „Die Arbeitnehmer*in erfüllte ihre Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“
- „Die Arbeitnehmer*in überzeugte durch hohe Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein.“
- „Die Arbeitnehmer*in war bei Vorgesetzten, Kolleg*innen und Kund*innen gleichermaßen geschätzt.“
- „Das Verhalten der Arbeitnehmer*in war stets einwandfrei und vorbildlich.“
- „Die Arbeitnehmer*in zeichnete sich durch exzellente Fachkenntnisse aus.“
Übersehene Details mit großer Wirkung #
Nicht nur offensichtliche Formulierungen, sondern auch subtile Details können dein Zeugnis abwerten:
- Reihenfolge der Bewertungen: Die wichtigsten Eigenschaften stehen üblicherweise am Anfang. Stehen weniger relevante Aspekte zuerst im Dienstzeugnis, deutet das auf eine Verschleierung hin.
- Auslassungen: Fehlt ein üblicher Bewertungsbereich (wie Teamfähigkeit), ist dies grundsätzlich negativ.
- Passive Ausdrücke: „Der Arbeitnehmer*in wurden verantwortungsvolle Aufgaben übertragen“ statt „Die Arbeitnehmer*in übernahm verantwortungsvolle Aufgaben“ deutet auf mangelnde Initiative hin.
- Übertriebenes Lob für Selbstverständlichkeiten: „War stets pünktlich und hielt Termine ein“ – lobt nur Basics, was auf fehlende andere positive Eigenschaften hindeutet.
- Unlogische Zusammenstellungen von Eigenschaften: „Zeigte Einsatzbereitschaft und war freundlich“ – kombiniert Unzusammenhängendes, um von fehlenden wichtigen Kompetenzen abzulenken.
Was tun, wenn du dein Dienstzeugnis ändern lassen möchtest? #
Wenn du problematische Formulierungen in deinem Zeugnis entdeckst, solltest du handeln. Rechtlich betrachtet hat jede Arbeitnehmer*in Anspruch auf ein wohlwollendes, wahrheitsgemäßes Zeugnis. Die Beweislast für eine bessere Note liegt jedoch bei dir. Dies sind deine Handlungsoptionen:
- Das direkte Gespräch suchen: Sprich mit deiner Führungskraft oder der Personalabteilung. Benenne konkrete Formulierungen und schlage Alternativen vor. Oft lassen sich Missverständnisse im direkten Gespräch klären.
- Konkrete Änderungswünsche schriftlich einreichen: Formuliere einen höflichen Brief mit deinen Änderungswünschen. Beziehe dich dabei auf konkrete Leistungen und Erfolge während deiner Beschäftigung.
- Alternative Nachweise sammeln: Sammle Belege für deine Leistungen wie Projektdokumentationen, Feedback von Kund*innen, frühere positive Beurteilungen oder Auszeichnungen.
- Rechtliche Unterstützung holen: Bei anhaltender Weigerung des Arbeitgebers kann eine Anwält*in für Arbeitsrecht oder die Arbeiterkammer helfen.
FAQs: Häufige Fragen zu Formulierungen im Dienstzeugnis #
👉 Kann ich verlangen, dass mein Arbeitgeber bestimmte Formulierungen ins Dienstzeugnis aufnimmt?
Du kannst Vorschläge machen, aber der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, diese zu übernehmen. Wichtig ist, dass das Zeugnis der Wahrheit entspricht und wohlwollend formuliert ist.
👉 Darf ein Dienstzeugnis „Geheimcodes“ enthalten?
Offiziell nein, in Österreich dürfen keine Aussagen gemacht werden, die deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern. In der Praxis nutzen Unternehmen jedoch eine Art von Codes, um Kritik durchblicken zu lassen.
👉 Was tun, wenn ich mit meinem Zeugnis nicht zufrieden bin?
Such zuerst das Gespräch mit dem Arbeitgeber. Bleibt das Ergebnis unbefriedigend, kannst du rechtlich vorgehen, etwa durch eine Klage beim Arbeits- und Sozialgericht. Bedenke aber, dass die Beweislast für ein falsches Zeugnis bei dir liegt.
Fazit: Dein Dienstzeugnis als Karriere-Booster #
💡 Tipp
Lies dein Zeugnis laut und achte auf versteckte Botschaften. Klingt etwas „zu neutral“ oder handelt es sich um Selbstverständlichkeiten? Dann hake freundlich nach.
Ein professionell formuliertes Dienstzeugnis ist mehr als ein Pflichtdokument, es ist eine Empfehlung auf Papier. Achte darauf, dass die Ausdrücke klar, vollständig und positiv sind. Lass dich nicht mit Floskeln abspeisen, sondern prüfe, ob dein Zeugnis deine tatsächliche Leistung widerspiegelt.
👉 Was du jetzt tun solltest:
- Lies dein aktuelles Dienstzeugnis mit geschultem Blick
- Vergleiche Formulierungen mit den Beispielen in diesem Artikel
- Hol dir bei Unsicherheiten Feedback von HR-Expert*innen oder arbeitsrechtlicher Beratung
„Nutze deine Erkenntnisse für deine nächste Bewerbung – mit klarem Profil und starken Referenzen!“