
How-to relax: Ein Stück Urlaub in den Alltag retten
Urlaub ist schön. So schön, dass man das auch hauptberuflich machen könnte. Weil das meist nicht geht und wir uns nach der erholsamsten Zeit im Jahr am Arbeitsplatz wieder finden, hilft nur eines: ein Stück Urlaub in den Alltag mitnehmen. Wie das gelingt und warum ihr euch dazu mit einem griechischen Gott verbünden solltet, hat uns Psychologin Christa Schirl verraten.

Christa Schirl
Der Sommerurlaub ist ewig her, der Weihnachtsurlaub bietet eine kurze Verschnaufpause aber dann geht's im Jänner wieder voll los: Willkommen im Urlaub-Arbeits-Hamsterrad! Mehr als fünf Wochen Urlaub sind für die meisten Arbeitnehmer nicht drin - das bedeutet aber nicht, dass wir ohne Erholung und Auszeiten durch das übrige Jahr hetzen müssen. Wie es gelingt, ein Stück Urlaub in den Alltag mitzunehmen weiß Psychologin Christa Schirl.
Spurensuche: Was tut mir gut?
Urlaubsrückkehrern sieht man es sofort an: Sie haben ihre Auszeit vom Job und dem Alltagstrott genossen. Was uns im Urlaub glücklich macht, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wer sich ein Stück Auszeit im Alltag bewahren möchte, muss sich laut Christa Schirl eine Frage stellen: Was habe ich im Urlaub getan, damit diese Zeit so stimmig und erholsam war? Vielleicht war es das tägliche Frühstück, ganz in Ruhe, mit Zeitung und allem drum und dran. Oder die Zeit, um einen Stapel Bücher zu lesen und wandern zu gehen. Oft sind es Dinge, die uns überall zur Verfügung stehen. "Frische Luft und Natur für einen Spaziergang gibt es auch zu Hause. Ein schönes Frühstück statt Coffee-to-go - das kann ich mir auch gönnen, wenn ich nicht im Urlaub bin. Diese Dinge vergessen wir im Alltagstrubel oft und das ist sehr schade. Was bringen mir fünf Urlaubswochen pro Jahr, wenn ich die übrige Zeit durch's Leben hetze und nicht genießen kann?", sagt Schirl.
Urlaubsinseln im Alltag einbauen
Nächster Schritt: Dinge, die Freude bereiten, in den eigenen Alltag einbauen. Dabei auch an typische Urlaubsaktivitäten denken, die zu Hause eher außer Acht gelassen werden. "Im Urlaub sind viele unterwegs um Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Bewaffnet mit einem Reiseführer möchten sie so viel wie möglich über einen Ort erfahren", sagt Schirl. Was die eigene Heimatstadt zu bieten hat, wissen dagegen nur die wenigsten. Tipp der Psychologin: Als Tourist die eigene Stadt erkunden. Das Museum besuchen, ins Kaffeehaus gehen, eine Stadtführung machen, essen gehen oder unbekannte Viertel mit neuen Augen sehen.
Nicht alles ins Wochenende packen
Mit einer langen Liste an urlaubsähnlichen Aktivitäten sind wir also bereit für die Mission Urlaub im Alltag. Was daraus aber entstehen kann, ist Alltagsstress: Kino, laufen, Freunde treffen, wandern, lesen, einkaufen - plötzlich ist der Kalender bummvoll. War Urlaub nicht die Zeit ohne vollen Kalender und Terminen? "Sich seine Auszeiten zu terminisieren kann sinnvoll sein, aber Vorsicht davor, alles in die Wochenenden zu packen. Urlaubsmomente sollten an allen Tagen Platz haben", sagt Schirl.
Battle of the gods: Chronos vs. Kairos
Hilfe könnt ihr euch dafür von ganz oben holen: Kairos, eine Gottheit der griechischen Mythologie, ist dabei euer Verbündeter. Im Gegensatz zum Gott Chronos, der für den Ablauf der Zeit steht, ist Kairos der Gott des günstigen Zeitpunktes. Er ist Sinnbild für eine Gelegenheit, die sich plötzlich ergibt und ergriffen werden kann. Das Sprichwort "Das Glück beim Schopf packen" geht auf die allegorische Vorstellung zurück, dass Kairos eine Locke an der Stirn hat, aber einen kahlen Hinterkopf. Wer nicht schnell genug ist, packt ihn nicht beim lockigen Schopf, sondern greift ins Leere.
"Damit sich günstige Gelegenheiten überhaupt ergeben können, müssen wir über ungeplante Zeit verfügen. Nur in diesen Zeitfenstern tauchen Dinge auf, die wir spontan aufgreifen können", erklärt Schirl. So könnt ihr z.B. die Stunden nach Feierabend an einem Arbeitstag nicht verplanen und schauen, was sich ergibt. Kino? Einkaufen? Spontan mit Freunden treffen? Ab nach Hause zu Netflix und Pasta? "Was auch immer dann auftaucht, überprüfe ich: Will ich das machen? Wenn ja, dann tue ich es einfach", so Schirl.
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