Zum Seiteninhalt springen
Übersicht Blog & Tipps
Wie werde ich stressresistenter?

Podcast: Wie werde ich stressresistenter? Tipps für mehr Resilienz

Gesundheit Erstellt am: 18. Mai 2020 4 Min.

Mit Stress geht jeder ganz unterschiedlich um. Aber warum ist das so und wie lernt man, besser damit klarzukommen? Im Podcast erklärt uns Resilienz-Expertin Anneliese Aschauer, wie Stress im Körper entsteht und wie man widerstandsfähiger wird.

Der Magen zieht sich zusammen, die Hände werden schwitzig, die Stimme versagt, das Herz rast – am liebsten würde man sich jetzt verkriechen oder jemandem so richtig eine reinhauen. Welches dieser Stresssymptome kennst du? Zur Vertiefung unseres Gesprächs über Resilienz in der Corona-Krise haben wir Psychologin und Resilienz-Expertin Anneliese Aschauer erneut zum Gespräch gebeten und sie gefragt, warum Menschen so unterschiedlich auf Stress reagieren. Im Podcast könnt ihr das ganze Interview nachhören.

Wie Stress entsteht und wie wir resilienter werden #

Um besser mit Stress umgehen zu können, sollte man zunächst wissen, wie er entsteht. Anneliese Aschauer erklärt es folgendermaßen: „Wir gehen davon aus, dass man Stress zunächst körperlich wahrnimmt, und zwar im Magen-Darm-Bereich. Meist zieht sich da etwas zusammen und das ist das Signal für unser Gehirn, dass gerade etwas gefährlich oder bedrohlich ist. Das geschieht innerhalb von Millisekunden, also im unbewussten Bereich.“

Was dann im Körper abläuft, ist eine Kettenreaktion, die uns auf Flucht oder Kampf vorbereitet: „Die Amygdala, unsere Emotions-Warn-Zentrale, wird aktiv und ab einer gewissen Aktivität wird über den Sympathikus in der Nebenniere Adrenalin ausgeschüttet. Unser Körper setzt innerhalb kürzester Zeit sehr viel Energie frei, damit wir entweder lossprinten oder zuhauen können. Damit können wir ganz schnell reagieren, wenn eine bedrohliche Situation auftritt. Leider führen wir diese Aktionen meistens allerdings nicht durch und die Energie bleibt quasi im Körper stecken.“

„Sobald der Druck wegfällt, wird man krank.“

Anneliese Aschauer 288x300

Im Berufsleben, aber auch in Stresssituationen wie der Corona-Krise, bei Jobverlust oder Familienproblemen erleben wir häufig solche Zustände. Die Energie einfach rauszulassen, erlauben wir uns aber selten so, wie es unser Körper in dem Moment gern hätte – weglaufen oder zuhauen sind schlicht keine Optionen. Auf Dauer ist diese aufgestaute Energie schädlich für uns: „Es führt zu permanenter Unruhe und oft dazu, dass man dann krank wird, sobald der Druck wegfällt. Im Urlaub etwa oder nach den Weihnachtsfeiertagen“, so die Psychologin.

„Durch körperliche Bewegung werden Verarbeitungsprozesse in Gang gesetzt.“

Bewegung würde in diesen Fällen helfen: „Nach einem besonders belastenden Termin sollte man eine Pause machen und ein bisschen Spazieren gehen. Schon der Gang auf die Toilette kann da reichen. Durch körperliche Bewegung kann nämlich einerseits die Energie abgebaut werden und andererseits wird dadurch das Gehirn angeregt und Verarbeitungsprozesse werden in Gang gesetzt.“ Das funktioniert auch, wenn man nicht unmittelbar in der Akutsituation Bewegung ausübt. „Dreimal pro Woche zwanzig Minuten schnelles Gehen würden meiner Ansicht nach schon reichen, um besser mit Stress umgehen zu können. Wichtig ist aber nicht nur, dass wir uns in der akuten Stresssituation schnell fangen, sondern auch, dass wir verstehen, warum wir so auf die Situation reagieren. Da beginnt die eigentliche psychologische Arbeit an der eigenen Resilienz.“

12 Resilienz-Faktoren: Strebe nicht nach Perfektion! #

  • Reflexionskompetenz und Selbstregulation: sich emotional distanzieren und kritisch über eigene Unsicherheiten oder Trigger-Punkte reflektieren können
  • Selbstwirksamkeit: die Opferrolle verlassen und Selbstverantwortung übernehmen können
  • Selbstsicherheit: Klarheit über eigene Fähigkeiten, Vertrauen auf eigene Kompetenz
  • Gesunde Selbstfürsorge: achtsam mit sich selbst umgehen, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen können
  • Empathiefähigkeit: sich in andere Menschen hineinversetzen, ihre Befindlichkeiten nachvollziehen können
  • Tragfähige Beziehungen: Geselligkeit und Freude am Kontakt mit Menschen, stabiles soziales Netzwerk
  • Optimismus: Interesse am Neuen, auch in Schwierigkeiten, Chancen erkennen, das „Gute im Schlechten“ sehen
  • Lösungs- und Zukunftsorientierung: positive Herangehensweise an Veränderungen, Fehler und Scheitern als wertvolle Lernchance
  • Akzeptanz: loslassen, Dinge annehmen, wie sie sind, Gelassenheit
  • Lebenssinn und -werte: Klare Perspektiven, Träume und Ziele im Leben, den eigenen Weg verfolgen
  • Bodenständigkeit: feste Überzeugungen, Strukturiertheit und Prinzipientreue, Planung und traditionelle Werte sind wichtig
  • Umsetzungs- und Handlungskompetenz: Ziele verfolgen, handeln und konsequent dranbleiben, egal, was kommt

Diese Faktoren sind bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt, können aber ein Leben lang weiterentwickelt werden. „Wichtig ist dabei aber, dass wir nicht nach Perfektion streben. Geht es mir und meinem Umfeld gut mit den Fähigkeiten, die ich habe? Wenn das so ist, dann ist alles in Ordnung. Wenn es aber Situationen gibt, in denen ich oder mein Umfeld aufgrund meines Verhaltens leide(t), dann sollte ich an mir arbeiten.“

Bildnachweis: shutterstock/Bagus Production;


Complex avatar 2025 04 23 094739 kakq

Redaktion
Mehr erfahren

  • Beitrag teilen:

Finde jetzt deinen Traumjob auf karriere.at

Jobs finden

Entdecke mehr zu diesem Thema

Zurück aus dem Urlaub und alles vergessen? Keine Panik, das ist normal!

16. August 2021 3 Min.

Du bist aus dem Urlaub zurück und fühlst dich wie an deinem ersten Tag im Job? Sehr gut! Denn dann hast du deine arbeitsfreie Zeit richtig genützt. Wer sich nach dem Urlaub nicht an Durchwahlen und Co. erinnert, muss sich aber nicht sorgen: Das geht wieder vorbei.

Mit dem Fahrrad in die Arbeit – Echte Alternative oder Gelegenheitsgefährt?

03. Juni 2020 4 Min.

Für viele Menschen ist der Drahtesel als Fortbewegungsmittel nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Auch den Weg zur Arbeit bestreiten viele damit. Aber ist das Fahrrad tatsächlich die bessere Alternative zu Autos und Öffis? Pro und Contra erfährst du hier:

Nein sagen im Job – Warum es dir (und deinem Team) guttut

16. Mai 2025 8 Min.

Immer Ja zu sagen klingt hilfsbereit – ist auf Dauer aber ungesund. Warum es wichtig ist, im Job auch mal Nein zu sagen, wie du das souverän kommunizierst und wieso ein klares Nein oft ein Gewinn für alle ist.