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Jobsuche 45plus - Teil 1: Der Verlust der Komfortzone

Jobsuche Erstellt am: 23. Februar 2015 4 Min.

Wer sich als älterer Arbeitnehmer noch einmal auf Jobsuche begeben muss, steht vor besonderen Herausforderungen. Die neue Situation der Jobsuche wirft oft neue, ungewohnte Fragen auf. Karrierecoach Elke Brunner verrät im karriere.blog in diesem und im nächsten Beitrag Strategien für die erfolgreiche 45plus-Jobsuche.

Den Schritt in etwas Neues wagen #

Elke Brunner

Elke Brunner

Eine Jobsuche an sich ist oft kein Zuckerschlecken, aber besonders ältere Jobsuchende stehen vor ganz speziellen Herausforderungen. Obwohl sie viel Erfahrung, Wissen und abgeschlossene Familienplanung mitbringen, erkennen Arbeitgeber das Potenzial älterer Mitarbeiter oft nicht. Coach Elke Brunner hat sich darauf spezialisiert, Jobsuchende 45plus zu begleiten und weiß, welche Problemen Jobsuchende bewältigen müssen.

Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen ältere Jobsuchende?

Elke Brunner: Vor der Tatsache, dass die letzte Bewerbung, die sie geschrieben haben, schon eine Weile her ist. Somit sind die Betroffenen unsicher, wie heute eine Bewerbung auszusehen hat. Dann auch die Frage, wie man mit Online-Bewerbungen oder sogar mit Bewerbungsportalen (einscannen und downloaden von Zeugnissen etc.) umgeht. Die nächste Hürde, die ebenfalls eine große Herausforderung darstellt, ist das Vorstellungsgespräch. Wie „verkaufe“ ich mich? Auf welche Fragen muss ich mich einstellen? Was darf ich sagen und was nicht?

Zwei Typen - zwei Haltungen #

Ich unterscheide zwei Typen von älteren Jobsuchenden: Die, die sich bewusst für eine Veränderung entschieden haben und die, die ihren alten Job nicht freiwillig aufgegeben haben. Für beide gilt meine Aussage oben. Der Unterschied liegt in der Haltung der Menschen. Die einen sind hochmotiviert, sind selbstbewusst, freuen sich auf das Neue und sehen die Jobsuche mit allem, was auf sie zukommt, sehr positiv. Die anderen leiden unter dem Jobverlust, das nagt am Selbstbewusstsein (Was bin ich wert?) und bereitet eine gewisse Hoffnungslosigkeit (Wer stellt mich in meinem Alter schon ein?). Die Menschen, die in ihrem alten Job ein gutes Einkommen hatten, stellen fest, dass die neuen Jobangebote nicht mehr so hoch dotiert sind. Das ist zunächst ein Schock. Heißt für die Betroffenen, die Überprüfung der eigenen Lebenshaltungskosten und die Frage, wieviel brauche ich für mein Leben? Und definiere ich mich über mein Einkommen?

Comfort Zone

Wie ist zu erklären, dass ältere Bewerber so oft über Schwierigkeiten bei der Jobsuche klagen?

Elke Brunner: Sie haben sich in ihrem (alten) Leben „eingerichtet“ und bewegen sich in einer selbst geschaffenen Komfortzone. Mit der Jobsuche kommen sie an ihre eigenen Grenzen und müssen nun ihre Komfortzone verlassen. Damit ist große Angst (Existenzangst, Angst vor Veränderung, Statusverlust) verbunden. Zunächst sehen diese Menschen nur die negativen Folgen und können die Chancen, die sich mit einem neuen Job ergeben, überhaupt nicht sehen. Sie sehen nur das, was ihnen genommen wird. Bisher haben diese Menschen ihr Leben im Griff gehabt und waren der Meinung, die Spielregeln zu kennen. Nun kommen sie schon bei Kleinigkeiten (Bewerbung schreiben) an ihre Grenzen. Sie müssten jemanden fragen, jemanden um Hilfe bitten. Aber wen? Und es melden sich mitunter alte Glaubenssätze, wie „Nimm dich nicht so wichtig“, „Stell dich nicht so in den Mittelpunkt“, „Ohne Studium habe ich eh keine Chance“.

Die neue Situation der Jobsuche wirft zunächst mehr Fragen als Antworten auf.

  • Wie suche ich nach offenen Stellen?
  • Wo finde ich sie?
  • Nach welchen Stellen soll ich Ausschau halten?
  • Wie lauten heute die Stellenbezeichnungen für meine Tätigkeit?
  • Wie beurteile ich die Anforderungen der Stellenausschreibungen?

Den ersten Typus, den ich oben beschrieben habe, teile ich noch mal in zwei unterschiedliche Typen. Die einen, die schon genau wissen, wohin die Reise geht und die anderen, die zwar voller Tatendrang sind, hochmotiviert sind, was Neues machen wollen, aber dennoch nicht wissen, welche Möglichkeiten sie haben. An dieser Stelle und für alle anderen Unentschlossenen bietet es sich an, einen Coach zur Hilfe zu nehmen und Fragen nach Stärken, Anforderungen und Erwartungen mit ihm zusammen klären. Das sind Dinge, die ich vorher für mich klären muss, bevor ich mich auf die Suche nach offenen Stellen mache. Wenn ich hier keinen Filter setze, dann wird schon die Suche nach offenen Stellen fast aussichtslos.

„Es geht nicht um Karriereplanung, sondern um eine ganzheitliche Lebensplanung.“

Gibt es Dinge, auf die man bei der Karriereplanung 45plus besonders achten muss?

Elke Brunner: Karriereplanung bedeutet für mich, dass ich mich bewusst den oben genannten Fragen stelle, Antworten für mich finde und auch die Verantwortung dafür trage. Die Menschen, die ihre Karriere ab 45plus bewusst planen sind offen für Veränderungen und sehen darin eine Chance. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine der wichtigsten Fragen bei dieser Karriereplanung die Frage nach dem Sinn ist. Bei Frauen geschieht das um das Alter 40plus, bei Männern eher erst ab dem 50. Lebensjahr. In der ersten Lebenshälfte hat man einen Job aus verschiedenen Verpflichtungen heraus gemacht: Familie, Kinder, Finanzierung etc. Hört die Verpflichtung auf oder macht der Job krank, taucht die Frage nach dem Sinn auf. Die zweite Lebensarbeitshälfte (und wir sprechen im Alter von 45 Jahren noch von über 20 Jahren bis zum Renteneintrittsalter von 65 Jahren) hat für die Karriereplanung andere Parameter als zum Berufsstart. Es kann auch ein Schritt in etwas ganz Neues sein. Es geht also nicht nur um eine Karriereplanung, sondern um eine ganzheitliche Lebensplanung. Es hängt alles miteinander zusammen.

Bildnachweis: alexskopje / Shutterstock; Julia Karo / Shutterstock


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