Gehalt
GehaltErstellt am:
13. November 20192019111310 Min.10 Min.
Wie viel mehr kann man in der Gehaltsverhandlung rausholen und was kann man außer Geld eigentlich noch verhandeln? Florian Märzendorfer von den Finanzberatern FiP.S gibt weitere Einblicke in die Ergebnisse ihrer Gehaltsstudie und erklärt, warum Gehaltserhöhungen erst ab 5 Prozent richtig spannend werden.
Wie viel Prozent mehr bei der Gehaltsverhandlung rausschauen sollten #
Ein Gastartikel von Florian Märzendorfer
Hast du bereits Teil 1 dieses Artikels gelesen? Wenn nicht, dann solltest du das jetzt machen und dann erst hier weiterlesen. Wenn du dich an den ersten Teil dieses Artikels erinnerst, dann haben wir am Ende darüber geschrieben, dass du immer planen solltest, dein Gehalt zu verhandeln.
Auch das haben wir im FiP.S-JAM beleuchtet. Wir haben nachgefragt, was die zwei wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeber-Wahl sind. Die zwei häufigsten Nennungen waren nicht wirklich überraschend:
Vielleicht ist dir persönlich Gehalt aber tatsächlich nicht so wichtig und du legst viel mehr Wert auf Work-Life-Balance (was auch immer das Wort im Detail für jeden einzelnen von uns bedeutet). Dann sei dir gesagt: Auch Work-Life-Balance ist verhandelbar.
Flexible Zeiteinteilung gehört mit zur Gehaltsverhandlung #
Du kannst, wenn es um deine Kompensation geht, statt „nur“ mehr Gehalt zu fordern auch freitags Home-Office verhandeln oder eben andere Dinge, die nicht direkt mit dem Gehalt zu tun haben. Wie viel Wert das für dich hat, musst du dir selbst überlegen.
An dritter Stelle (nach Gehalt und Work-Life-Balance) der Arbeitgeberwahl-Kriterien steht übrigens das „Potenzial zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung“. Ein Teil davon ist sicher die Möglichkeit, im Unternehmen Karriere zu machen und wichtige Erfahrungen zu sammeln. Ein anderer Teil könnten auch Seminare und Kurse sein.
Im Rahmen einer Gehaltsverhandlung kann auch ein Weiterbildungsbudget verhandelt werden. Es ist ein großer Denkfehler, zu glauben, dass es bei der Gehaltsverhandlung tatsächlich „nur“ um Gehalt geht. Deshalb solltest du IMMER verhandeln. Auch wenn du dir denkst „Gehalt ist mir nicht so wichtig“. Gar nicht zu verhandeln ist die falsche Einstellung.
„Um all das Angesprochene verhandeln und vereinbaren zu können, musst du am Spiel teilnehmen.“
Du kannst nicht am Spielfeldrand stehen, passiv zusehen und hoffen, dass du am Ende gewinnst. Gar nicht mitzuspielen (= Gehalt nicht zu verhandeln) bewahrt dich zwar davor, aktiv enttäuscht zu werden, du raubst dir selbst aber auch jegliche Chancen auf signifikante Erhöhungen bzw. auf eine Besserstellung in Bezug auf Weiterbildung, Home-Office und Co.
Die größten Herausforderungen bei der Gehaltsverhandlung #
Im ersten Teil dieses Artikels haben wir auch angesprochen, dass die Angst vorm Versagen und davor, „ausgeknockt“ zu werden, mit ein Grund für das Nichtverhandeln ist. Wir haben im FiP.S-JAM auch folgende Frage gestellt:
Was sind bzw. waren die größten persönlichen Herausforderungen im Rahmen einer Gehaltsverhandlung?
Folgende drei Herausforderungen beschäftigen die 20 bis 34-jährigen AbsolventInnen am meisten:
„Mir ist unklar, wieviel mehr Gehalt ich fordern kann.“
„Ich fühle mich bei Gehaltsverhandlungen unwohl.“
„Persönliche Reaktion auf Ablehnung bzw. auf Gegenargumente des Arbeitgebers.“
Wie kann man alle diese Herausforderungen lösen? #
Wenn ich nicht weiß, wie viel Gehalt ich fordern kann, dann kann ich das recherchieren. Wenn ich mich bei Gehaltsverhandlungen unwohl fühle, dann sollte ich sie so lange üben, bis ich mich immer weniger unwohl fühle. Wenn ich nicht weiß, wie ich auf Gegenargumente reagieren soll, dann muss ich mich intensiver vorbereiten und darüber nachdenken.
Diese drei Herausforderungen zu lösen, wird aber etwas länger als eine Stunde dauern
Wenn du dich an die Zahl aus Teil I dieses Artikels erinnerst: 69 Prozent der Absolvent*innen wenden 60 Minuten oder weniger auf, um sich auf ihre Gehaltsverhandlung vorzubereiten. Das ist im Grunde so, wie wenn du freiwillig mit einem Mopedauto bei einem Formel-1-Rennen mitmachst und dich dann beschwerst, dass die anderen viel schneller sind als du. Das wäre absurd. Genauso grotesk ist es, sich weniger als eine Stunde vorzubereiten, aber sich Sorgen über diese Dinge zu machen.
Falls es dir nicht aufgefallen ist: Die drei am häufigsten genannten
persönlichen Herausforderungen beziehen sich auf das Gehaltsgespräch an
sich. „Wie viel kann ich fordern?“, „Wie reagiere ich auf Gegenargumente?“ und „Ich fühle mich bei Gehaltsverhandlungen unwohl“. In Wahrheit
entscheidet sich die erfolgreiche Gehaltsverhandlung aber schon oft
vorher. Weil es so wichtig ist, nochmals: 80 Prozent der Arbeit (dazu
gehört natürlich auch die Vorbereitung) müssen im Vorfeld erledigt sein. Bevor man an die drei Herausforderungen von oben denkt, sollte man sich unter anderem folgende Fragen stellen:
Wie kann ich zu einem unentbehrlichen Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin werden?
Wie bereite ich meine Gehaltsforderung so vor, dass meine Vorgesetzten nicht überrascht darüber sind?
Was muss ich machen, damit mir meine Vorgesetzten GERNE eine Gehaltsanpassung geben?
Was muss ich leisten, damit ich dem Unternehmen einen Mehrwert bringe?
Natürlich brauchst du auch Antworten auf Gegenargumente
und musst wissen, wie viel du fordern kannst. Aber zuvor musst du die
Basis schaffen, um überhaupt Erfolg haben zu können. Denke an eine 100m-Sprinter*in. Alles, was wir sehen, sind die knapp 10 Sekunden
Laufzeit. Natürlich muss er am Tag des Wettbewerbs performen. Doch damit er
performen kann, muss die Vorbereitung sitzen. Das gleiche gilt für die
Gehaltsverhandlung.
Falls sich das schön langsam nach (zu) viel Arbeit anhört …
… solltest du dir überlegen, was du durch eine erfolgreiche
Gehaltsverhandlung gewinnst. Bei dir gehts nicht um olympisches Gold
oder darum, Weltmeister zu werden. Bei dir gehts darum, was du mit mehr Gehalt machen kannst. Genau das haben wir in unserem FiP.S-JAM auch abgefragt …
Was würdest du mit 300€ netto mehr pro Monat machen? #
Bevor du dir die Ergebnisse ansiehst, überleg’ einfach mal selbst.
Was würdest du mit 300€ netto mehr pro Monat machen? Falls dir der
Betrag zu gering ist, dann denk halt an 600€ netto mehr oder welcher
Betrag auch immer ein Kribbeln bei dir auslöst.
Das haben die Studienteilnehmer*innen geantwortet:
20,8 Prozent würden es für den Erwerb bzw. zum Sparen für eine eigene Immobilie verwenden
20,4 Prozent würden es zur finanziellen Absicherung im Alter einsetzen
19,4 Prozent würden es zur finanziellen Vorsorge für die Familienplanung benutzen
12 Prozent würden es für Reisen verwenden
Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, traue ich mir
jetzt mal zu behaupten, dass es sich lohnt, für diese Ziele Zeit zu
investieren (zumindest mehr als 60 Minuten). Falls dir aber ganz andere
Dinge wichtig sind:
„Es ist egal, was DU mit mehr Gehalt machen würdest.“
Und wenn du das Mehrgehalt auch nur für eine Japan-Reise verwendest, um dort einen Kugelfisch zu essen. Du kennst vermutlich den Spruch „Geld hat kein Mascherl“. Falls du im Moment also aus irgendeinem Grund noch immer nicht verhandeln willst, dann solltest du diese Einstellung spätestens jetzt nochmals überdenken. Du kannst dein Mehrgehalt auch verwenden, um für Themen zu spenden, die dir wichtig sind. Ich bin mir sicher, dass jede Person einen sinnvollen Verwendungszweck für mehr Gehalt findet. Allerdings: Die Argumente in der Gehaltsverhandlung sollten nie sein, dass du für dieses oder jenes mehr Geld brauchst, sondern, dass deine Fähigkeiten und Leistungen es wert sind.
Falls du jetzt bereit bist, dein Gehalt zu verhandeln, oder es sowieso schon vorher warst, dann stellt sich noch eine wichtige Frage:
Mit welcher Gehaltssteigerung wärst du zufrieden? #
Auch das haben wir im FiP.S-JAM erhoben.
41,2 Prozent der Frauen wären mit 0-4 Prozent zufrieden.
Bei den Männern wären nur 24,7 Prozent mit 0-4 Prozent zufrieden.
Fast die Hälfte aller Befragten wäre mit 5-8 Prozent mehr Gehalt zufrieden.
Womit wir zufrieden sind und was wir uns wünschen, hat natürlich nicht zwangsläufig etwas mit der Realität zu tun. Falls ich zum Beispiel nur zufrieden bin, wenn ich in den nächsten 5 Jahren in der NBA zu spielen beginne, dann wird das vermutlich eher enttäuschend für mich laufen. Ich treffe keinen Korb, hab’ bisher keine 10 Mal in meinem Leben Basketball gespielt und bin vermutlich nicht mehr im richtigen Alter, um professionell damit anzufangen.
Das hängt natürlich vom Unternehmen, deinem Job, was sich in einem Jahr verändert hat und deinem jetzigen Gehalt ab. Eines ist aber klar. Wirklich zufrieden solltest du mit 0-4 Prozent nicht sein. 2 Prozent Erhöhung sind bei einem Bruttolohn von 2500 € nur 50 € brutto mehr pro Monat. Mehr sollte es schon werden.
„Alles unter 5 Prozent ist in den meisten Fällen nicht wirklich spannend.“
Aber wie bereits erwähnt: Entscheidend wird sein, dass deine Forderung zum Unternehmen, deinem Job und deinem Verhalten passt. Der Großteil der TeilnehmerInnen unseres „Einfach Mehr Gehalt“-Online-Kurses zum Gehaltverhandeln fordertnicht unter 10 Prozent mehr.
Mach jetzt nicht den Fehler, dass du sagst: „Bei uns im Unternehmen geht das sowieso nicht“
Ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher glaubt, sowieso keine Chance auf eine Gehaltserhöhung zu haben.
In vielen Fällen ist das ein Mythos
und einfach eine psychologische Barriere. Eine Teilnehmerin von
„Einfach mehr Gehalt“ hat mir mal geschrieben, dass mehr als 8 Prozent
bei ihr im Unternehmen unmöglich sind. Vielleicht ist das eine
psychologische Barriere. Vielleicht auch nicht. Wenn es keine
psychologische Barriere ist, dann ist das neue Ziel ganz einfach 8
Prozent. Jahr für Jahr. Wenn du das schaffst, dann hättest du dein
Gehalt in nicht mal 10 Jahren verdoppelt. Wäre jetzt nicht gänzlich unattraktiv, oder?
Selbst wenn du nur 1 Prozent mehr als üblich rausholst, sind die Auswirkungen enorm.
Der Unterschied zwischen zum Beispiel 3 Prozent jedes Jahr oder 4 Prozent jedes Jahr
zu bekommen, wirkt sich über dein Leben lang mit hunderttausenden Euros
mehr an Einkommen aus. Das ist auch ein weiterer großer Unterschied vom
Gehaltsverhandeln zu unseren Boxer*innen oder Sprinter*innen. Beim Boxkampf gibt
es fast immer eine Verlierer*in und viele Boxer*innen sind nach einer Niederlage
oftmals nicht mehr dieselben. Beim 100m Sprint muss es eine Gewinner*in geben. Und bei Weltmeisterschaften oder Olympia ist die Person an der
vierten Stelle schwer enttäuscht. Beim Gehaltverhandeln ist das anders.
Nach der Gehaltsverhandlung ist vor der Gehaltsverhandlung #
Wenn du mal nicht das bekommst, was du dir gewünscht hast, dann hast
du bald wieder die Chance drauf. Du musst nicht 4 Jahre auf die nächsten
olympischen Spiele warten. Die nächste Gehaltsverhandlung beginnt exakt in dem Moment, in dem die letzte aufgehört hat,
wenn du die Vorbereitung ernst nimmst. Wenn du mal nur 3 Prozent
erhältst, dann muss das keine niederschmetternde Niederlage sein. Du
kannst daraus lernen und mehr Einkommen hast du trotzdem.
Aber genug mit den Sportreferenzen: Die Gehaltsverhandlung sollte kein Duell zwischen dir und deiner bzw. deinen Vorgesetzten
sein. Auch wenn du top vorbereitet bist und die Verhandlung „gewinnst“,
sollten sich deine Vorgesetzten nicht wie in einem Kampf gegen Mike
Tyson fühlen (okay, das war wirklich die letzte Sportreferenz). Sie
sollten dir deine Gehaltserhöhung gerne geben, weil du sie verdient hast.
Die wenigsten bereiten sich ausreichend aufs Gehaltsgespräch vor #
Ein Ergebnis aus dem FiP.S JAM habe ich bisher noch verschwiegen: Nur 2,4 Prozent aller Uni- und FH-Absolvent*innen bereiten sich länger als acht Stunden auf ihr Gehaltsgespräch vor …
Das hat für dich, wenn du dich intensiv auf eine Verhandlung
vorbereitest, einen riesigen Vorteil: Mit dem richtigen Training und
effektiver Vorbereitung bist du relativ einfach besser als alle anderen Mitarbeitenden wenn es ums Verhandeln geht. Die Personaler*innen und Geschäftsführer*innen, mit
denen du verhandelst, werden es nicht gewohnt sein, dass sich jemand so
gut vorbereitet hat. Das heißt, das Mehr an Erfahrung, das sie in Verhandlungen haben, kannst du damit wettmachen.
Gehalt verhandeln ist herausfordernd, aber zahlt sich aus #
Eines muss klar sein: Das Leben ist kein Disney-Film. Je
früher du das realisierst, desto besser. Niemand kommt, um dich zu
retten. Niemand wird dir auf magische Art und Weise mehr Gehalt
verschaffen. Du musst dich selbst retten. Du musst dich selbst darum
kümmern. Das gilt nicht nur für das Thema Gehalt, sondern für alle Dinge
im Leben, die lohnend sind.
Ist das anspruchsvoll und herausfordernd? Ja.
Ist das im ersten Moment vielleicht sogar beängstigend? Absolut.
Aber es muss nicht furchteinflößend bleiben. Für eine Chefköch*in war
es irgendwann auch einmal beängstigend 300 perfekte Gerichte an einem
Abend vorbereiten zu müssen. Bis ihm klar wurde, dass es mit dem
richtigen System viel einfacher wird.
Je schneller du realisierst, dass es mit dem richtigen System gar nicht so schwer ist, mehr Gehalt zu bekommen, desto besser!
Falls du das Thema Gehalt verhandeln jetzt aktiv angehen willst: Das
Leben ist zwar kein Disney-Film, aber es kann trotzdem ein Happy End
haben.
Wenn du wirklich bereit dazu bist, dass du das Thema Gehalt aktiv angehst, dann ist unser ultimatives Gehaltsverhandlungstraining „Einfach Mehr Gehalt“ genau richtig für dich. In der Zwischenzeit kannst du dir als ersten Schritt den Fahrplan zur (fast) garantierten Gehaltserhöhung
downloaden. Dort zeigen wir dir die fünf Schritte, die notwendig sind,
um ohne Verhandlungskampf mehr Gehalt zu bekommen. Außerdem sprechen wir
über mögliche Antworten auf drei der häufigsten Gegenargumente, die du
von Vorgesetzten hören wirst.
Du hast noch offene Fragen rund um das Thema Gehalt? #
Im folgenden Sammelartikel findest unterschiedliche Aspekte rund um die Gehaltsverhandlung:
im Bewerbungsprozess
im Beruf: Tipps zur Vorbereitung, Recherche und Verhandlungstaktik, Gründe und Totschlagargumente
Gehaltsguide zum Download
zusätzliches: die Psychologie hinter Gehaltsverhandlungen sowie alles rund um Gehalt & Inflation
Hier findest du eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Aspekte von Gehaltsverhandlungen mit Links zu spezifischen Artikeln zu Verhandlungstipps, Gehaltsvergleichen und vieles mehr.
Der Wunsch nach mehr Gehalt steht bei vielen Arbeitnehmer*innen auf der Wunschliste ziemlich weit oben. Forscher*innen haben untersucht, ob und wie lange uns mehr Geld im Job motiviert und ob hinter der idealen Gehaltserhöhung ein System erkennbar ist.
Viele von uns müssen momentan mit weniger Gehalt auskommen. Das bedeutet für die meisten eine große Umstellung und erfordert einen umsichtigeren, strukturierten Umgang mit Geld. Wie ihr euch diesen aneignen könnt und wo es im Alltag das meiste Sparpotenzial gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Geht leider nicht. Vielleicht nächstes Jahr. Auch die Kolleg*innen bekommen nicht mehr. Killerphrasen und Totschlagargumente im Gehaltsgespräch sind leider keine Seltenheit. Lass dich nicht mundtot machen! Im Blog erfährst du, wie du geschickt konterst!