Konflikteskalation: Wie du professionell mit Differenzen umgehst
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ZusammenarbeitAktualisiert am:
15. April 2025202504157 Min.7 Min.
Ob im Meeting, zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden oder im privaten Umfeld – Konflikte gehören zum Leben. Während sie einerseits konstruktiv sein können, verlaufen andere destruktiv und beeinflussen Beziehungen negativ. Umso wichtiger ist ein bedachter Umgang mit Konflikten. Besonders im beruflichen Kontext solltest du fähig sein, Konflikte nicht nur zu erkennen, sondern auch zu vermeiden.
Konflikte beginnen oft unscheinbar und harmlos, können aber binnen kurzer Zeit eskalieren. Am Ende bleibt nur die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Konfliktforscher Friedrich Glasl
beschäftigt sich seit 50 Jahren mit diesem Thema und hat auch ein
Modell der Konflikteskalation entwickelt. Wir haben nachgefragt und das
Wichtigste zusammengefasst:
Warum eskalieren Konflikte?
Was sind die neun Stufen der Konflikteskalation?
Was kannst du selbst tun, um die Notbremse zu ziehen?
Oft wird laut Glasl leichtfertig von Streit und Konflikt gesprochen, obwohl es im Grunde Differenzen sind. Es gehe ihm zufolge auch weniger um die Differenzen selbst und mehr um die Art und Weise, wie Menschen damit umgehen.
Wird das eigene Denken in Frage gestellt, reagieren viele reflexartig mit Ablehnung und Verärgerung. Konstruktiver wäre jedoch, offen für unterschiedliche Auffassungen zu sein und sich zu überlegen, wie man von ihnen profitieren kann.
Nicht jeder Konflikt muss eskalieren – doch gewisse Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit erheblich:
Stress und Zeitdruck: Emotionen schlagen schneller über und die Kommunikation wird unachtsam.
Fehlende Gesprächskultur: Wenn Kritik nicht geäußert oder nicht gehört wird, schwelen Konflikte im Verborgenen.
Unklare Verantwortlichkeiten: Wer ist wofür zuständig? Unklarheiten fördern Missverständnisse.
Persönliche Kränkungen: Gefühle wie Ungerechtigkeit, Missachtung oder Überforderung wirken eskalierend.
Mangelnde Selbstreflexion: Wer seine eigenen Bedürfnisse und Reaktionen nicht kennt, trägt unbewusst zur Eskalation bei.
Gelingt der konstruktive Umgang mit der Differenz nicht, laufen die Beteiligten Gefahr, von der Sachebene auf die Beziehungsebene zu rutschen. Das wiederrum führt dazu, dass sich die Debatte verschärft und der Konflikt beginnt.
„Die eigene Wahrnehmungsfähigkeit wird in Stresssituationen wie Konflikten eingeschränkt. Man sieht nur noch, was unbequem, ärgerlich oder bedrohlich sein könnte. Ein Anzeichen dafür sind Pauschalisierungen.“
Je früher Konflikte erkannt werden, desto einfacher ist es, sie zu deeskalieren. Folgende Anzeichen weisen darauf hin, dass Differenzen kurz davor sind, auszuarten:
Wiederkehrende Missverständnisse
Sarkasmus, Zynismus oder abschätzige Bemerkungen
Ausbleibende Kommunikation oder Ausweichverhalten
Gefühl von Lagerbildung oder „Wir gegen die“-Dynamiken
Zu Beginn geht es um Sachdifferenzen.
Verärgerung führt zu einer etwas verhärteten Argumentationsform und
drückt auf die Stimmung und die Beziehungen. Eine*r der Beteiligten denkt
dann, dass es gar nicht mehr um eine ehrliche Auseinandersetzung geht
und die andere Konfliktpartei mit ihren Argumenten die Sache einfach nur
durchbringen möchte.
Stufe 2
Esfolgt dieDebatte mit Polemik.
Jetzt kommen rhetorische und taktische Tricks zur Anwendung: Die
Debatte wird zugespitzt, es wird mit Bluffs gearbeitet und vom
eigentlichen Thema abgelenkt, um auf einfacheres Terrain zu finden. Das
ist das, was wir z.B. von Wahlkampfduellen oder politischen Debatten
kennen.
Stufe 3
Nun heißt es: Taten statt Worte. Dabei wird die Gegenseite vor
vollendete Tatsachen gestellt: Wer nicht hören will, muss fühlen.
Debattiert wird jetzt nur noch zur Rechtfertigung der eigenen Aktionen,
um Überzeugungsarbeit geht es gar nicht mehr. Den Worten der Gegenseite
wird kein Gehör mehr geschenkt, stattdessen verlagert sich die
Aufmerksamkeit auf die Körpersprache und das Verhalten des Gegenübers.
So wird versucht herauszufinden, was der andere im Schilde führt. Hier
gibt es natürlich viele Quellen für Fehlschlüsse.
Ab wann braucht es externe Intervention?
Auf Stufe 4, wenn Koalitionen gebildet werden, ist man mit dem Selbst- und Feindbild schon ziemlich verblendet. Der sichere Weg wäre, jemanden zu involvieren, der keinerlei eigene Interessen in dieser Sache verfolgt.
Stufe 4
Nun sucht man sich Unterstützung, Koalitionsprozesse beginnen. In dieser Stufe entstehen auch Pauschalurteile und Klischees: Alle in der Finanzabteilung sind so! Gleichzeitig werden die Bilder, die wir uns vom Gegner gemacht haben, bekämpft. Auf dieser Stufe achten Beteiligte immerhin noch darauf, die moralische Integrität der anderen Seite nicht in Zweifel zu ziehen, angezweifelt wird aber z.B. die fachliche Eignung einer Person.
Stufe 5
Die Ehrenhaftigkeit der Gegenseite wird öffentlich in Frage gestellt: Alles Verrückte, Lügner*innen, Betrüger*innen etc.
Das führt zu einer Radikalisierung in der Sprache, denn es dominieren
entwürdigende Begriffe. In der Regel
versucht jene Person, der es an den Kragen geht, mit denselben Mitteln
zu arbeiten und geht zum Gegenangriff über.
Stufe 6
Es werden Drohungen
ausgesprochen und signalisiert, dass es damit ernst ist. Diese Drohungen werden entweder
genauso beantwortet oder die andere Seite ist vernünftiger.
Stufe 7
Bleibt es nicht bei verbalen Ankündigungen, werden nun die Drohungen umgesetzt: Jetzt wird zugeschlagen - noch nicht
unbegrenzt, aber doch! Die Gegenseite wird das mit ebenfalls begrenzten Zerstörungsaktionen beantworten. Mit diesem Hin und Her verschiebt sich jedes Mal die Grenze, es wird gefährlich.
Stufe 8
Es folgt die totale Zerstörung.
Im Berufsleben könnte das bedeuten, für jemanden ein totales
Berufsverbot zu erwirken. Ziel kann es auch sein, eine wirtschaftliche
Existenz zu zerstören oder jemanden in den Wahnsinn zu treiben. Im
Geschäftsleben kann so etwas durchaus zur Konkurrenzstrategie gehören:
Die Vernichtung eines Konkurrenten mit allen Mitteln, auch unlauteren.
Stufe 9
Auf der letzten Stufe nehmen Menschen in Kauf, ebenfalls Schaden zu nehmen, wenn sie damit
erreichen, den Feind zu zerstören. Im Geschäftsleben kommt
es vor, dass sich zwei Parteien gegenseitig in den Bankrott verklagen.
Alles ist recht, damit der andere nichts hat, bis am Ende keiner etwas
mehr hat und die beteiligten Unternehmen z.B. beide Konkurs anmelden
müssen.
Wie gern streiten wir? Ab wann spricht man von einem Konflikt? Wie Konflikte, Stress und Gesundheit zusammenhängen und welche Chancen sich Unternehmen dadurch bieten, erfährst du in dieser Podcast-Episode.
Was bedeutet Konflikteskalation?
Konflikteskalation beschreibt die zunehmende Verschärfung eines Konflikts, bei der sachliche Klärung zunehmend schwieriger wird.
Welche Anzeichen deuten auf eine Eskalation hin?
Zunehmende Emotionen, Frontenbildung, persönliche Angriffe oder Verweigerung von Kommunikation sind typische Warnsignale.
Was ist der erste Schritt zur Deeskalation?
Ruhe bewahren und versuchen, die eigene Perspektive zu hinterfragen, bevor man reagiert.
Wie kann ich Konflikte sachlich ansprechen?
Nutze Ich-Botschaften, bleib respektvoll und fokussiere dich auf konkrete Beobachtungen statt Vorwürfe.
Wann sollte man eine dritte Person hinzuziehen?
Wenn sich der Konflikt festgefahren hat oder persönliche Angriffe überhandnehmen, kann Mediation hilfreich sein.
Wie lassen sich Konflikte im Team langfristig vermeiden?
Durch offene Kommunikation, klare Rollenverteilung und eine konstruktive Feedback-Kultur.
Welche Rolle spielt aktives Zuhören bei der Deeskalation?
Es zeigt Respekt, schafft Verständnis und verhindert Missverständnisse.
Was bringt ein Follow-up nach einem Konfliktgespräch?
Es sichert nachhaltige Lösungen ab und zeigt, dass die Klärung ernst genommen wurde.
Welche Fehler verschärfen Konflikte unnötig?
Schuldzuweisungen, Generalisierungen („immer“, „nie“) und emotionale Ausbrüche verstärken Spannungen.
Konflikte lassen sich nicht vermeiden – wohl aber Eskalationen. Wer Konfliktsignale ernst nimmt, kann frühzeitig intervenieren, Lösungen finden und Beziehungen stärken. Das Modell von Friedrich Glasl hilft dabei, die Dynamik zu erkennen und angemessen zu reagieren.
Statt sich vor Konflikten zu fürchten, lohnt es sich, Konfliktkompetenz zu entwickeln – für ein gesünderes Miteinander, sei es im Job oder im Privatleben.
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