Zum Seiteninhalt springen
Zurück zu Zusammenarbeit
Gamification hr

Die Arbeit als Spielplatz – Gamification in HR

Zusammenarbeit Erstellt am: 15. Oktober 2018 4 Min.

Mit Spaß in der Arbeit  zu motivierteren Mitarbeitern, erfolgreicherem Recruiting und einem besseren Teamgefüge? Gamification machts möglich! Gamification zählt im HR als einer der Growth-Bereiche der Zukunft, aber wie kann der spielerische Ansatz positiv und sinnvoll in die Employee Journey integriert werden? Darüber hat An Coppens am HR Inside Summit 2018 in der Wiener Hofburg gesprochen. Wir haben das Wichtigste zusammengefasst und zeigen ein erfolgreiches Beispiel aus der HR-Praxis auf:

Menschen spielen einfach überall: Morgens Candy Crush im Bus, am Wochenende Sudoku zum Kaffee und Angry Birds nach einem stressigen Termin. Warum wir das machen? Um der Realität zumindest zeitweise ein bisschen zu entfliehen. Ob wir wollen oder nicht – jeder Mensch hat einen Spieltrieb. Schon die Griechen nutzten spielerische Ansätze, um ihre Mitmenschen zu motivieren. Heute kommt der gesamte didaktische Bereich nicht umher, mit der sogenannten Gamification zu arbeiten.

Was genau ist Gamification? #

Gamification, das ist die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext. Dass man mit Spaß an der Sache aufnahmefähiger ist und spielerisches Lernen besser funktioniert, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Seit einiger Zeit haben auch andere Disziplinen die Vorteile von Gamification entdeckt. Ganz klein und unbeachtet haben sich diese spielerischen Elemente in unseren Alltag geschummelt: Als Fortschrittsbalken, die uns verraten, wie viel wir in einem Onlineformular schon geschafft haben, als fiktive Juwelen, die wir uns verdienen, wenn wir in der App endlich wieder Spanisch üben oder als Like auf unser letztes veröffentlichtes Foto.

Was kann uns Gaming beibringen? #

In Form von Computerspielen oft verteufelt, kann Gaming dennoch sehr lehrreich sein. Die ehemalige Gamerin An Coppens, die mit ihrem Unternehmen Gamification Nation zur Gamechangering wurde, betont, dass Gaming viele wertvolle Fähigkeiten trainiert:

An Coppens sw 1 1

An Coppens

  • Strategie und kritisches Denken
  • Problemlösungsansätze und Resilienz
  • Teamwork und Kommunikations-Skills

Was mit der Gamification erreicht werden soll: Motivation – vor allem in Situationen oder Kontexten, wo wir uns ansonsten irgendwann langweilen und vermutlich aufgeben würden. Der Erfolg zeigt sich – je nach Anwendungssituation – in Form von größerem Lernerfolg, besserer Kundenbindung und qualitativ hochwertigerem Output.

Wie kann Gamification im HR helfen? #

Gaming und HR, das hört sich im ersten Moment vielleicht seltsam an, kann aber wunderbar funkionieren, wenn man das eine vom anderen profitieren lässt – schließlich befinden wir uns ja auch in einer Art Game of Work.

Gamification kann im Idealfall Menschen nicht bloß motivieren, sondern diese auch miteinander verbinden und Probleme lösen. Ganz konkrete Probleme, die mithilfe von Gamification gelöst werden können:

  • Ihr Rekrutierungsprozess erreicht die jüngere Generation nicht
  • Ihre interne Kommunikation und Zusammenarbeit funktioniert nicht so gut wie gewünscht
  • Mitarbeiter-Schulungen dringen nicht zu allen durch
  • ...

Als HR-Verantwortlicher werden Sie im Game of Work sozusagen zum Gamemaster. Fragen Sie sich: Warum gehen Menschen zur Arbeit? Warum spielen Sie Spiele? Und dann überlegen Sie, wie Sie die kleine Alltagsflucht durch ein Spiel positiv für die Arbeit nutzen können. Gut implementiert kann Gamification den Mitarbeitern sowohl helfen als auch Spaß bereiten und auch deren Teamfit/Motivation/Wohlbefinden etc. verbessern. Zudem kann auch das Teamgefühl gestärkt werden: Schließlich mögen wir sehr oft jene Leute, mit denen wir spielen und ein Team bilden können. Wenn Sie jetzt denken: Gamification ist nur für Millennials interessant, dann liegen Sie falsch. Laut einer Umfrage von Gamification Nation schätzt die Generation 45+ Elemente von Gamification in der Arbeit sogar mehr, weil es für sie nicht so alltäglich ist wie für die jüngere Generation, die durch das Aufwachsen mit dem Internet ohnehin viel verspielter ist.

Aber wo kann man Gamification nun im HR sinnvoll implementieren? Nun, fast überall:

  • Recruiting
  • Assessment
  • Employer Branding
  • Onboarding
  • Produktivität
  • Job Rotation
  • Gesundheit

Gamification als Gamechanger im Unternehmen #

An Coppens führt als positives Beispiel an, dass in ihrem Unternehmen zu Jahresbeginn immer eine Art „Jänner-Blues“ einsetzte. Bestimmt kommt Ihnen das bekannt vor: Weihnachten ist vorbei, es ist kalt und meist dunkel, die warmen Monate und der Sommerurlaub lassen noch lange auf sich warten und die Mitarbeiter sind meist weniger gut drauf und dementsprechend weniger leistungsfähig. Zum Spaß wurde ein kleiner Foto-Gruppenwettbewerb via Social Media gestartet. Das Ergebnis: Die Jännerergebnisse waren sensationell! Und das alles bloß wegen dieses „Spiels“.

Onboarding als CSI-Agent – ein Beispiel aus der Praxis #

Auch bei karriere.at bedienen wir uns in HR bereits seit Jahren Gamification-Elementen und das sehr erfolgreich. Bei CSI:karriere.at geht’s nicht um die Spurensicherung an einem Tatort, sondern vielmehr um die Spurensuche. Was ein neuer Arbeitsplatz mit sich bringt: Viele neue Gesichter und generell eine völlig neue Unternehmenskultur. Demnach viel unbekanntes Terrain. Um neue Mitarbeiter im Onboarding-Prozess zu unterstützen und zu gewährleisten, dass diese sich sobald wie möglich zurechtfinden und wohlfühlen, gibt es den CSI-Fragebogen. Der neue Mitarbeiter ist dazu angehalten, innerhalb der ersten sieben Arbeitswochen Wesentliches über das Team, das Unternehmen und die Art zu Denken bei karriere.at herauszufinden und dies niederzuschreiben. Es soll von Anfang an ein barrierefreier Kontakt zu allen im Unternehmen gefördert werden, nicht bloß zu den direkten Kollegen oder zum Paten. Dabei gilt: Es gibt keine dummen Fragen! Die Fragen sollen zur Eigeninitiative anregen, mit offenen Augen durch das Unternehmen zu gehen und sich einfach zu einem Teil des Teams zu machen.

Spielanleitung für Gamification in HR #

  1. Das „Warum?“ ist mitunter das Wichtigste für Gamification. Wie können Sie Ihre Mitarbeiter motivieren? Warum arbeiten sie überhaupt in Ihrem Unternehmen?
  2. Hinterfragen Sie: Was ist ein potenzielles Szenario für Gamification?
  3. Was ist für Mitarbeiter sinnvoll und ansprechend?
  4. Machen Sie alle Involvierten zum Teil des Prozesses und bitten Sie um Feedback bei Ihren Mitarbeitern.
  5. Wichtig: Es sollte nicht darum gehen, etwas zu bestrafen, sondern das zu belohnen und zu positivieren, von dem sie mehr möchten.
  6. Vergessen Sie nicht: Alle Spiele haben Levels und Regeln! Definieren Sie diese.

Über die Person

An Coppens wollte immer Gamedesignerin werden, wurde dann zur Gamerin und verbrachte beruflich viele Jahre im Change Management. Ihr Unternehmen Gamification Nation Ltd bietet Gamification Design Lösungen und eine Online Gamification Akademie und betreut weltweit Kunden wie Adidas oder Thomson Reuters. Auf der Website und am Blog von Gamification Nation finden Sie viel Weiterführendes zum Thema.

Bildnachweis: Bloomicon/Shutterstock; An Coppens / Gamification Nation Ltd


Avatar Redaktion 2x

Redaktion
Mehr erfahren

Entdecke mehr zu diesem Thema

Kein klassischer Chef mehr: Ein Autohaus am Weg zur Selbstorganisation

Erstellt am: 22. Juni 2021 11 Min.

Denkt man an agiles Arbeiten und Selbstorganisation, gehören Autohändler*innen wohl zu den Firmen, die einem nicht in den Sinn kommen. Das weiß auch Lukas Prügger. Als Geschäftsführer des steirischen Autohaus Prügger gehen er und sein Bruder Matthias jedoch einen völlig neuen Weg: Schluss mit command and control, hin zu Eigenverantwortung und Selbstorganisation! Wie das funktioniert, hat er uns im Interview erzählt.

Podcast: Wie arbeiten wir nach der Krise? Ein Blick in die ungewisse Zukunft

Erstellt am: 20. April 2020 7 Min.

Wie wird die Corona-Krise unseren Arbeitsalltag verändern? Und welche Fähigkeiten werden wir in Zukunft brauchen? „Arbeitsphilosoph“ und New-Work-Experte Frank Eilers wirft mit uns einen Blick in eine unsichere Zukunft und erklärt, wie wir uns darauf vorbereiten können.

5 Tipps für die richtige Kündigung: Bewahre deinen guten Ruf!

Aktualisiert am: 02. April 2024 6 Min.

Wer im Berufsleben zu neuen Ufern aufbrechen will, kommt in den meisten Fällen nicht um die Kündigung herum. In der Theorie sollte es ja einfach sein – Gespräch mit der Chef*in, Formalitäten klären, Unterschrift unters Kündigungsschreiben setzen und klären, wie lange man dann noch im Unternehmen werkt. Dass es oft aber nicht so easy geht, werden viele, die bereits einmal einen Dienstvertrag gekündigt haben, nur zu gern bestätigen. Denn in vielen Fällen stehen starke Emotionen dem Entschluss zur Kündigung im Weg.