Zum Seiteninhalt springen
Übersicht Blog & Tipps
Gilt ein Umzug als Dienstverhinderung?

Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen: Was erlaubt ist und welche Pflichten du hast

Arbeitsrecht Aktualisiert am: 15. April 2025 10 Min.

Es gibt Situationen im Leben, in denen die Arbeit für einen Moment in den Hintergrund rückt, weil etwas Persönliches einfach Vorrang hat. Ein Todesfall in der Familie, die eigene Hochzeit oder ein dringender Arzttermin: All das können wichtige Gründe sein, die dich an deiner Arbeitsleistung hindern und eine Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen notwendig machen.

In Österreich gibt es für solche Fälle klare gesetzliche Regelungen. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, hast du Anspruch auf eine bezahlte Freistellung.

👉 In diesem Artikel erfährst du:

  • was genau unter Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen fällt
  • wann dein Anspruch auf Entgeltfortzahlung gilt
  • welche Rolle der Kollektivvertrag spielt
  • was du deinem Arbeitgeber gegenüber beachten solltest.

Rechtsgrundlagen: Wer darf wann bezahlt fehlen? #

Tipp

Viele Kollektivverträge führen konkrete Anlässe (wie Todesfall eines nahen Angehörigen, Wohnungswechsel) und die jeweilige Freistelldauer auf. Sie können deinen Anspruch erweitern oder im Detail regeln.

Im österreichischen Arbeitsrecht ist die Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen gesetzlich vorgesehen – was konkret darunterfällt, regeln häufig die Kollektivverträge.

Für Angestellte bildet § 8 Absatz 3 des Angestelltengesetzes (AngG) die Grundlage, für Arbeiter*innen gilt § 1154b ABGB. Bei bestimmten Fällen, wie der Pflege eines Angehörigen, kommt zusätzlich § 16 des Urlaubsgesetzes (UrlG) zur Anwendung.

Darin heißt es sinngemäß:

„Arbeitnehmende behalten ihren Anspruch auf Entgelt, wenn sie aus einem wichtigen, persönlichen Grund ohne eigenes Verschulden für eine verhältnismäßig kurze Zeit nicht arbeiten können.“

§ 8 Abs. 3 AngG

Doch was heißt das konkret?

  • Wichtiger Grund: Das Ereignis muss deine Person betreffen (wie einen familiären Notfall oder eine persönliche Verpflichtung) und eine ernst zu nehmende Bedeutung haben.
  • Verhältnismäßig kurze Zeit: In der Praxis sind damit meist 1 bis 3 Arbeitstage gemeint, abhängig vom Anlass und vom jeweils geltenden Kollektivvertrag.

👉 Wichtig zu wissen: Die Formulierung „ohne eigenes Verschulden“ bedeutet nicht, dass geplante Ereignisse (wie die eigene Hochzeit) ausgeschlossen wären. Solange der Grund persönlich wichtig und sachlich nachvollziehbar ist, fällt er darunter.

Was gilt als Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen? #

Gut zu wissen:

Auch geplante Ereignisse wie eine Hochzeit oder ein Umzug können darunterfallen, wenn sie gut begründet und sachlich notwendig sind.

Nicht jede private Verpflichtung rechtfertigt eine Freistellung von der Arbeit, aber einige schon. Das Gesetz selbst nennt nur allgemein „wichtige, die Person betreffende Gründe“. In der Praxis orientieren sich die Beteiligten daher an den häufigsten anerkannten Anlassfällen, die oft auch im Kollektivvertrag konkret geregelt sind.

Beispiele für Dienstverhinderungen aus persönlichen Gründen

Hier eine Übersicht typischer Fälle der Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen, inklusive durchschnittlicher Freistellungsdauer:

Anlassfall Übliche Freistellungsdauer
Todesfall im engsten Familienkreis 1–3 Tage
Begräbnis entfernter Verwandter bis zu 1 Tag
Eigene Hochzeit 1–2 Tage
Geburt des eigenen Kindes 1 Tag
Wohnungswechsel 1 Tag
Dringender Arztbesuch Erforderliche Zeit (i. d. R. ein halber Tag)
Notwendiger Behördengang Erforderliche Zeit (i. d. R. ein halber Tag)
Zwingende Amts- oder Gerichtstermine Erforderliche Zeit (i. d. R. ein halber bis 1 Tag)
Begleitung eines Kindes zu einer medizinischen Untersuchung Erforderliche Zeit (i. d. R. ein halber Tag)

👉 Wichtig: Die genaue Anzahl der bezahlten Freistellungstage kann je nach Branche und Kollektivvertrag unterschiedlich sein. Ein Blick in deinen Kollektivvertrag lohnt sich.

Was ist mit Verspätungen durch Wetter oder Verkehr?

Verspätungen wegen Stau, Schneefall oder Zugausfällen zählen nicht zu den persönlichen Gründen, die eine Dienstverhinderung im arbeitsrechtlichen Sinn begründen.

Das sogenannte Wegerisiko liegt grundsätzlich bei den Arbeitnehmenden – auch bei widrigen Witterungsverhältnissen.

Nur in seltenen Extremfällen, etwa bei einem großflächigen Stromausfall oder einem unpassierbaren Verkehrsnetz, kann eine Dienstverhinderung vorliegen. In solchen Fällen gilt: frühzeitig informieren und Nachweise sichern.

Geltendmachung und Nachweise: Das musst du dem Arbeitgeber sagen #

Wenn du aus persönlichen Gründen nicht zur Arbeit kommen kannst, ist eine Sache besonders wichtig: Kommunikation.

Wann muss ich die Dienstverhinderung melden?

Tipp

Gib Anlass, Dauer und, sofern absehbar, deinen Rückkehrzeitpunkt an. So kann dein Arbeitgeber entsprechend planen.

Sobald du weißt, dass du verhindert bist, etwa weil ein Termin feststeht oder ein Ereignis eintritt, musst du deinen Arbeitgeber so früh wie möglich informieren. Das gilt auch bei kurzfristigen Anlässen wie einem Todesfall oder einer plötzlichen Erkrankung eines Kindes.

Welche Nachweise kann der Arbeitgeber verlangen?

In bestimmten Fällen darf dein Arbeitgeber einen Nachweis über den Grund der Dienstverhinderung verlangen, zum Beispiel:

  • eine Bestätigung des Arztbesuchs
  • eine Sterbeurkunde
  • eine Meldebestätigung beim Umzug
  • oder einen Terminbescheid einer Behörde

👉 Wichtig: Die Kosten für solche Nachweise muss in der Regel der Arbeitgeber tragen.

Wann bekomme ich eine Dienstfreistellung?

Du bekommst eine Freistellung (mit Entgeltfortzahlung), wenn:

  • der Anlass als wichtiger persönlicher Grund gilt,
  • die Abwesenheit kurzfristig und unvermeidbar ist,
  • du die Mitteilungspflicht erfüllst (rechtzeitig Bescheid gibst),
  • kein eigenes Verschulden vorliegt;

Beispiel: Ein kurzfristig angesetzter Behördentermin, den du nicht verschieben kannst und den du rechtzeitig meldest, fällt darunter. Ein geplanter Zahnarzttermin, der kein Notfall ist, zählt hingegen nicht dazu.

Sonderfälle: Wenn's komplizierter wird #

Neben den klassischen Gründen gibt es Sonderregelungen für bestimmte Situationen, in denen du ebenfalls aus persönlichen Gründen nicht arbeiten kannst – mit Anspruch auf Freistellung oder Karenz.

Katastropheneinsatz mit Entgeltfortzahlung

Hinweis

Der Arbeitgeber kann für jeden Tag, an dem er Entgelt fortzahlt, einen Kostenersatz beim zuständigen Bundesland beantragen. Die Mittel stammen aus dem Katastrophenfonds.

Mitglieder freiwilliger Feuerwehren, Rettungs- oder Katastrophenhilfsdienste, wie der Bergrettung, haben Anspruch auf bezahlte Freistellung. Das gilt natürlich nur dann, wenn sie während ihrer regulären Arbeitszeit bei einem Großschadensereignis oder einem Bergrettungseinsatz tätig sind.

Voraussetzungen für die Entgeltfortzahlung:

  • Der Einsatz erfolgt während der Arbeitszeit.
  • Es handelt sich um ein Großschadensereignis im Sinne des Gesetzes (= mindestens acht Stunden Einsatzdauer und mehr als 100 Einsatzkräfte).
  • Du hast das Ausmaß und den Zeitpunkt der Freistellung mit dem Arbeitgeber vereinbart.
  • Diese Vereinbarung kann auch pauschal im Vorfeld oder nachträglich erfolgen.

Pflegefreistellung

Wenn du kurzfristig ein erkranktes Kind oder einen nahen Angehörigen pflegen musst, hast du Anspruch auf eine Woche Pflegefreistellung pro Arbeitsjahr mit voller Entgeltfortzahlung. Voraussetzungen:

  • naher Angehöriger ist akut erkrankt oder
  • Betreuungsperson fällt plötzlich aus (beispielsweise Aufenthalt im Krankenhaus)
  • bei Kindern auch ohne gemeinsamen Haushalt, sofern es sich um leibliche, Adoptiv- oder Pflegekinder handelt

Bei erneuter Erkrankung eines im gemeinsamen Haushalt lebenden Kindes unter 12 Jahren ist eine zweite Pflegewoche pro Jahr möglich.

Der Arbeitgeber darf eine ärztliche Bestätigung verlangen und muss auch hier in der Regel die Kosten dafür übernehmen.

Pflegeurlaub in Österreich: Anspruch, Dauer und Regelungen

16. Juni 2025 12 Min.

Wer kümmert sich um deine Liebsten, wenn sie plötzlich erkranken? Oft bist du selbst die beste Option. Gut zu wissen: Damit du in solchen Situationen nicht zwischen Job und Familie entscheiden musst, hast du in Österreich Anspruch auf Pflegeurlaub, genauer gesagt auf eine bezahlte Pflegefreistellung. Dies hilft dir, akute Pflegesituationen in der Familie mit dem Berufsleben zu vereinbaren, ohne finanzielle Nachteile oder rechtliche Unsicherheit.

Familienhospizkarenz

Für die Begleitung schwerst erkrankter Kinder oder die Sterbebegleitung naher Angehöriger kannst du eine befristete Karenz oder Reduzierung der Arbeitszeit beantragen.

  • schriftlicher Antrag an den Arbeitgeber
  • Beginn frühestens 5 Arbeitstage nach Antrag
  • Dauer: bis zu 3 Monate (Sterbebegleitung), maximal 9 Monate (Kinderbegleitung)
  • Kündigungsschutz während und nach der Maßnahme
  • Kranken- und Pensionsversicherung bleibt bestehen
  • eventuell Anspruch auf Pflegekarenzgeld vom Sozialministeriumsservice

👉 Hinweis: Da es sich um eine äußerst emotional belastende Situation handelt, kann der Arbeitgeber eine Familienhospizkarenz nur in absoluten Ausnahmefällen verweigern. Dazu muss er innerhalb von fünf Arbeitstagen Klage beim Arbeits- und Sozialgericht einbringen – und das Gericht müsste dem Arbeitgeber recht geben. In der Praxis kommt das jedoch nur in seltenen Extremfällen vor.

Häufige Fragen zur Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen #

Was ist eine Verhinderung aus persönlichen Gründen?
Das ist eine kurzfristige Abwesenheit von der Arbeit, weil ein wichtiges Ereignis eintritt, das dich persönlich betrifft – etwa ein Todesfall eines nahen Angehörigen, eine medizinische Untersuchung oder ein Wohnungswechsel.

Was ist der Unterschied zwischen persönlichen und privaten Gründen?
„Persönliche Gründe“ im arbeitsrechtlichen Sinn sind klar anerkannte Anlässe wie ein Trauerfall oder ein Behördenweg – also Ereignisse mit rechtlichem oder sozialem Gewicht. „Private Gründe“ hingegen sind weiter gefasst und können auch rein individuelle Wünsche umfassen, wie ein verlängertes Wochenende, das nicht automatisch einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung begründen.

Welche Gründe zählen zu den Arbeitsverhinderungen mit Entgeltfortzahlung?
Typische Beispiele sind Todesfälle in der Familie, eigene Hochzeit, Geburt des Kindes, Wohnungswechsel, dringende Arztbesuche oder Behördentermine. Auch Pflegefreistellung oder ein Katastropheneinsatz können dazu zählen – je nach gesetzlicher Grundlage und Kollektivvertrag.

Du hast Fragen zu deinem konkreten Fall? #

Arbeitsrechtliche Regelungen können je nach Branche, Vertrag und persönlicher Situation unterschiedlich ausfallen. Wende dich am besten an deine Arbeiterkammer, deine Gewerkschaft oder – falls vorhanden – den Betriebsrat. Auch der Service des Sozialministeriums hilft dir weiter, wenn es um Pflegefreistellung oder Pflegekarenzgeld geht.

Fazit: Deine Rechte kennen – und selbstbewusst nutzen #

Ob Todesfall, Arzttermin oder dringender Umzug – manche Dinge im Leben dulden keinen Aufschub. Gut zu wissen: In vielen Fällen hast du das Recht, bezahlt von der Arbeit fernzubleiben, ohne Nachteile befürchten zu müssen.

Die Dienstverhinderung aus persönlichen Gründen schützt dich genau dann, wenn du unverschuldet und kurzfristig deine beruflichen Pflichten nicht erfüllen kannst – und zwar mit voller Entgeltfortzahlung.


Ruben Wunderlich weißer hintergrund

Ruben Wunderlich
Content Editor
Mehr erfahren

  • Beitrag teilen:

Finde jetzt deinen Traumjob auf karriere.at

Jobs finden

Entdecke mehr zu diesem Thema

Kündigung vor dem Sommer: Recht auf Urlaub?

14. Juni 2024 7 Min.

Das Thema Kündigung ist für viele Arbeitnehmer*innen komplex und voller Fragen, insbesondere wenn sie vor dem Sommer erfolgt und es um den Resturlaub geht. Hier findest du die Antworten auf die häufigsten Fragen zur Kündigung und deinem Anspruch auf Urlaub.

Wie rassistisch ist Österreich am Arbeitsplatz?

02. September 2024 8 Min.

Dieser Frage gehen Georg Konjovic gemeinsam mit Rita Isiba, Geschäftsführerin von ZARA - Zivilcourage & Anti-Rassismus-Arbeit, nach. Sie diskutieren über die verschiedenen Formen und Folgen von Rassismus, die Rolle von Diversität und Antirassismus in Unternehmen und die Möglichkeiten, die Arbeitswelt inklusiver und diskriminierungsfreier zu gestalten.

Abfertigung NEU

07. Mai 2018 6 Min.

Das Betriebliche Mitarbeitervorsorgegesetz (BMVG) gilt seit 1.1.2003 für Arbeitsverhältnisse zu Privatunternehmen. Es gilt für alle automatisch, die seither ein neues Arbeitsverhältnis begonnen haben. Es gilt aber auch für diejenigen Arbeitnehmer, welche mit ihrem Arbeitgeber einen Umstieg in das neue Abfertigungssystem vereinbart haben (siehe dazu Näheres bei Umstieg).