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Titel und akademische Grade

Titel in Österreich: Brauchen wir sie noch?

Arbeitsmarkt Aktualisiert am: 18. Juli 2025 8 Min.

Grüß Gott Frau Magistra, habe die Ehre Herr Hofrat: Rund 1.500 Titel gibt es in Österreich, von akademischen Graden wie Bachelor, Doktor & Co. bis zu Berufs- oder Ehrentiteln wie dem Forstrat h.c.

Ob am Klingelschild, in der E-Mail-Signatur oder auf der Visitenkarte – in Österreich spielen Titel nach wie vor eine Rolle. Für viele ist der akademische Grad mehr als nur ein formaler Zusatz. Aber wie wichtig ist er heute wirklich? Und wo bringt dir dein Titel noch Vorteile – oder ist er vielleicht längst überholt?

Titelkultur in Österreich: Ein kurzer Überblick #

💡 Gut zu wissen!

Der Titel „Magister/Magistra“ (Mag.) ist typisch österreichisch – in Deutschland ist er fast verschwunden, seit die Studiengänge auf Bachelor und Master umgestellt wurden.

Die Liebe zu Titeln hat in Österreich Tradition. Schon im Kaiserreich galten Statussymbole wie Adelstitel oder akademische Grade als Zeichen von Ansehen. Auch heute noch legen manche Menschen Wert darauf, ihren Titel in offiziellen Schreiben oder im Alltag zu verwenden.

Im Behörden- oder Amtsumfeld sind akademische Titel nach wie vor üblich. Auf Klingelschildern und Türschildern in Mehrparteienhäusern finden sie sich ebenso wie in E-Mail-Signaturen – besonders bei Personen, die im öffentlichen Dienst arbeiten. In der Privatwirtschaft wird der Titel hingegen oft weggelassen oder nur bei bestimmten Anlässen erwähnt.

Brauchen wir Titel noch – oder nicht mehr? #

Früher galt: Wer einen Titel hatte, dem wurde automatisch mehr Kompetenz zugeschrieben. Das hat sich geändert – aber nicht völlig. Laut einer Marketagent-Studie (2016) glaubten damals rund 80 Prozent der Befragten, dass ein akademischer Grad in Österreich mit höherem Ansehen verbunden ist. In der Praxis zeigt sich aber: Berufserfahrung, Soft Skills und wie jemand ins Team passt, zählen heute meist mehr.

„Ein Titel alleine überzeugt niemanden. Berufserfahrung, Soft Skills und wie jemand im Team funktioniert, zählen viel mehr.“

Susanne, Recruiterin in der IT-Branche
Susanne

Viele Arbeitgeber achten weniger darauf, ob du Mag. oder Dr. im Lebenslauf führst. Für Bewerbungen kann dein akademischer Grad dennoch wichtig sein – vor allem, wenn er eine formale Voraussetzung ist, wie bei bestimmten Berufen im Gesundheitswesen, im öffentlichen Dienst oder in spezialisierten Fachbereichen.

Wo Titel noch wichtig sind #

Ob dein Titel im Berufsleben zählt, hängt stark von Branche und Funktion ab.

Bereich Titel relevant? Beispiel
Öffentlicher Dienst Häufig ja Ämter, Behörden, Verwaltung
Gesundheitswesen Oft verpflichtend Dr. med., Fachärzt*innen
Privatwirtschaft Unterschiedlich, tendenziell nein Marketing, Sales, Start-ups
Wissenschaft Ja, gehört zum Standard Universitäten, Forschungseinrichtungen
Technik/Ingenieur*in Häufig ja, aber nicht überall DI (Dipl.-Ing.), Ziviltechniker*innen

Welche Titel gibt es in Österreich? #

Titel ist nicht gleich Titel – in Österreich wird unterschieden zwischen akademischen Graden, Berufstiteln und Ehrentiteln.
Alle drei haben unterschiedliche Hintergründe und Regeln.

Art Bedeutung Beispiele
Akademischer Grad Wird nach einem Studium oder einer Prüfung verliehen. Ist Teil des Namensrechts. Mag., Dr., Dipl.-Ing. (DI), BSc, MSc
Berufstitel Ehrenvolle Auszeichnung für berufliche Verdienste. Verliehen vom Staat, meist im öffentlichen Dienst oder für herausragende Leistungen. Professor*in, Kommerzialrat/Kommerzialrätin (KommR), Hofrat/Hofrätin
Ehrentitel Ehrenbezeichnung ohne rechtliche Wirkung – kann auch in Vereinen, Gemeinden oder durch private Institutionen vergeben werden. Ehrenbürgerin, Ehrenmitglied, Ehrenprofessorin (ohne Uni-Anbindung)

Titel richtig verwenden: So machst du es professionell #

✅ Praxis-Tipp

Wenn du dich bei einem Unternehmen bewirbst, das eher auf flache Hierarchien setzt, kann ein zu prominenter Titel in der Signatur sogar als unnahbar wirken.

Grundsätzlich kannst du deinen akademischen Grad im Lebenslauf, auf der Visitenkarte und in der Signatur anführen – du musst aber nicht. Es kommt darauf an, wo du arbeitest und wie du wahrgenommen werden willst.

Dos & Don’ts: Titel im Berufsalltag #

✔️ Dos:

  • Titel im Lebenslauf bei formalen Bewerbungen angeben
  • E-Mail-Signatur im Amtsumfeld um den Titel ergänzen
  • Titel bei formellen Schreiben oder Präsentationen führen, wenn es Usus ist

❌ Don’ts:

  • Titel inflationär in Social-Media-Profilen verwenden
  • Auf dem Klingelschild nur, wenn du wirklich wert darauflegst
  • Im Alltag ständig darauf bestehen – wirkt schnell altmodisch

„Mir ist wichtig, dass Bewerber*innen wissen, was sie können – nicht nur, welchen Titel sie haben.“

Tom, HR-Manager
Tom

Fazit: Prestige oder Bürokratie? #

Titel sind in Österreich nach wie vor Teil der Alltagskultur – vor allem in Behörden oder im akademischen Umfeld. Im modernen Berufsleben zählen aber Kompetenzen, Persönlichkeit und Erfahrung deutlich mehr. Wenn du dich für eine Stelle bewirbst, überlege dir gut, wann dein Titel wirklich relevant ist – er kann Türen öffnen, aber auch schnell zur Nebensache werden.

Häufige Fragen (FAQs) #

Gehört mein akademischer Titel in den Lebenslauf?
Ja – vor allem, wenn er für die ausgeschriebene Position relevant ist. Für Jobs im öffentlichen Dienst oder in spezialisierten Bereichen ist er meist Pflicht.

Muss der Titel in die E-Mail-Signatur?
Es kommt darauf an: In Behörden oder der Wissenschaft ja, in vielen Unternehmen nein. Schau dir an, wie deine Kolleg*innen das handhaben.

Soll ich den Titel auf Social Media Plattformen anführen?
Digitale Plattformen für berufliche Netzwerke sind international ausgerichtet. Viele verzichten hier auf akademische Grade, um moderner zu wirken. Wenn du willst, kannst du deinen Abschluss stattdessen im Profil unter „Ausbildung“ platzieren.

Was ist der Unterschied zwischen akademischem Grad, Berufstitel und Ehrentitel?
In Österreich wird zwischen akademischen Graden (z. B. Mag., Dr., DI), Berufstiteln (z. B. Professor*in, Kommerzialrat/Kommerzialrätin) und Ehrentiteln (z. B. Ehrenbürger*in, Ehrenprofessor*in) unterschieden. Akademische Grade erwirbst du durch ein Studium, Berufstitel werden als staatliche Auszeichnung für besondere Verdienste verliehen. Ehrentitel sind meist symbolisch und haben keine rechtliche Wirkung.

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Sarah Chlebowski

Sarah Chlebowski
Content Teamlead
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