
Ein Begriff begegnet uns in Verbindung mit Arbeit und Leistungsgesellschaft kontinuierlich: Die Rede ist vom Burn-out. Damit assoziieren wir die Überforderung und Arbeitsunfähigkeit von berufstätigen Menschen. Aber was hat es mit diesem Leiden tatsächlich auf sich und wie können Sie als Arbeitgeber effektiv gegenwirken?
Was ist Burn-out?
Das Thema Burn-out ist knifflig. Es handelt sich dabei weder um eine kategorisierte Krankheit, noch existiert eine einheitliche Definition, die eine eindeutige medizinische Diagnose ermöglicht. Prinzipiell befinden sich Menschen, die darunter leiden, in einem „ausgebrannten“ Zustand. Sie leiden unter erhöhtem Stress und einer starken emotionalen sowie körperlichen Erschöpfung, die zu Arbeitsunfähigkeit führen kann und die Entstehung einer Depression begünstigt.
Burn-out tritt nie plötzlich auf, sondern ist das Ergebnis langjähriger Überforderungszustände. Häufig sind ambitionierte Mitarbeitende betroffen, die nach beruflichem Erfolg und Perfektion streben. Situationsbezogene Veränderungen am Arbeitsplatz – wie beispielsweise Personalwechsel oder Stellenabbau, die zu Mehrarbeit bei den anderen Arbeitnehmern führen – begünstigen die Entwicklung eines Burn-outs ebenso. Ein weiterer Auslöser für Stress und Verunsicherung sind Globalisierungseffekte oder Wirtschaftskrisen.
Beobachtbare Symptome und Verlauf
Ein Burn-out schränkt im sozialen und beruflichen Kontext gleichermaßen ein. Ob Sie als Arbeitgeber betroffene Mitarbeitende erkennen können, ist von der Ausprägung und der Art der Symptome abhängig. Mögliche Anzeichen sind:
- Niedergeschlagenheit
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Sinnverlust
- Leistungsnachlass
- Erhöhte Arbeitszeiten
- Konzentrationsprobleme
- Vernachlässigung des Soziallebens
- Psychosomatische Beschwerden wie Schlafstören oder Kopfschmerzen
Wie Sie sehen können, sind die Symptome teilweise sehr diffus und trotz Achtsamkeit Ihrerseits für Sie als Arbeitgeber oft nicht erkennbar. Problematisch ist auch die Tatsache, dass es hinsichtlich der Symptompalette Überschneidungen mit einer Depression gibt, was auch die eindeutige Diagnose durch einen Arzt erschwert. Der Entwicklungsverlauf von Burn-out läuft in der Regel wie folgt ab:
- Idealistische Begeisterung (Freude an der Arbeit, starkes Selbstwertgefühl)
- Reduziertes Engagement (Einsatz nimmt ab, Beziehung zur Arbeit schlägt ins Negative um)
- Frustration (Arbeitsleistung lässt merklich nach, es passieren vermehrt Fehler, Lustlosigkeit)
- Depression (Belastungen sind nicht länger tragbar, Selbstmordgedanken, schwere körperliche Beschwerden)

Wie können Sie Burn-out verhindern?
Als Arbeitgeber können Sie die Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeitenden verbessern. Dazu sind keine umfassenden Rundumschläge nötig. Oft reichen unscheinbar wirkende Korrekturen, um das Arbeitsklima und damit die seelische Gesundheit der Beschäftigten maßgeblich zu beeinflussen:
Verbesserung der Arbeitsorganisation
Um die psychischen Belastungen Ihrer Mitarbeitenden zu minimieren, müssen zunächst die Defizite innerhalb der Arbeitsorganisation erhoben werden. Gehen Sie offen auf Ihr Team zu und ermuntern Sie es, seine eigene Meinung einzubringen. Betonen Sie auch, dass Ihre Mitarbeiter keine negativen Konsequenzen zu befürchten haben, wenn sie ihre Kritikpunkte äußern. Als Arbeitgeber sollten Sie es als Ihre Pflicht erachten, Aufgabenbereiche und Kompetenzen klar zu definieren, Beteiligungsmöglichkeiten an Entscheidungsprozessen einzuräumen und betriebliche Arbeitsabläufe transparent zu gestalten.
Stressreduktion
Während arbeitsintensiven Phasen sind Arbeitnehmer oft verleitet, mehrere Aufgaben gleichzeitig jonglieren zu wollen. Ein Fehler, denn unter Multitasking leidet die Arbeitsqualität. Auch wenn Deadlines nahen, sollte genügend Zeit eingeplant werden, damit sich Beschäftigte ungestört einer Aufgabe nach der anderen widmen können. Generell sollten Sie es vermeiden, Ihre Mitarbeitenden unnötigem Zeitdruck auszusetzen. Stichtage sollten realistisch terminisiert werden. Das setzt voraus, dass fällige Aufgaben korrekt priorisiert werden.
Geregelte Arbeitszeiten
Manche Unternehmensregeln werden offen kommuniziert, andere gelten hingegen unausgesprochen als verbindlich. Dazu zählen zum Beispiel die Rollenverteilung, das Ausmaß der geforderten Arbeitsleistung und die Verfügbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten. In vielen Unternehmen ist es Usus geworden, auch während der Freizeit erreichbar zu sein. Hier entfalten moderne Kommunikationstechnologien ihre negative Seite: Durch das Smartphone ist jede Mitarbeiter*in nur einen Anruf oder ein E-Mail entfernt. Freizeit und Arbeit greifen beinahe nahtlos ineinander. Als Arbeitgeber sollten Sie dem einen Riegel vorschieben und darauf bestehen, dass weder im Urlaub noch nach Feierabend gearbeitet wird. Auch während des Krankenstandes sollte Arbeiten tabu sein.
Wertschätzung zeigen und Mitarbeitende fördern
Arbeitswütige Menschen, die sämtliche Anforderungen bis zur Perfektion erfüllen möchten, reagieren bei mangelnder Anerkennung durch ihren Vorgesetzten schnell mit Frustration. Geizen Sie bei Mitarbeitenden, die wesentlich zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen, nicht mit Lob und geben Sie konstruktives Feedback, wenn etwas nicht ganz nach Plan läuft. Eine weitere Form der Wertschätzung ist die Förderung von Arbeitnehmern. Unterstützen Sie Ihr Team durch individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten und fördern Sie Stärken, sobald Sie sie erkennen.
Gespräche führen
Zumindest einmal im Jahr sollten Arbeitgeber Ihren Beschäftigten persönliche Gespräche anbieten. Im Fokus dabei: die erbrachte Leistung, neue mögliche Arbeitsbereiche und auch das Wohlbefinden der Person. Geben Sie den Beschäftigten Ihres Unternehmens das Gefühl, sie ernst zu nehmen, und kommunizieren Sie offen und positiv.
Burn-out nicht tabuisieren
In einigen Unternehmen legen Führungskräfte und Mitarbeitende immer noch einen Mantel des Schweigens über das Thema Burn-out. Wer gibt in unserer Leistungsgesellschaft schon gerne zu, seine Arbeitslast nicht mehr stemmen zu können? Aufgrund der Tabuisierung scheuen sich Arbeitnehmer*innen jedoch davor, um Entlastung und Unterstützung zu bitten, denn sie fürchten, ihre Firma zu enttäuschen und dadurch ihren Job zu gefährden.
Als Arbeitgeber fällt es unter Ihre Fürsorgepflicht darauf zu achten, dass das Arbeitspensum nicht ausufert und Ihre Mitarbeitenden nicht gezwungen sind, vermehrt Überstunden zu leisten. Eine dauerhafte Überlastung senkt nicht nur das Leistungsvermögen. Es schleichen sich auch unnötige Fehler ein. Suchen Sie den Dialog mit Ihren Beschäftigten und versuchen Sie, dort zu entlasten, wo es notwendig ist.
Und denken Sie immer daran: Burn-out kann nicht nur Mitarbeitende treffen. Auch Sie könnten eines Tages davon betroffen sein. Deswegen ist es wichtig, für eine ausgewogene Work-Life-Balance zu sorgen und regelmäßig zu reflektieren, wie das persönliche Befinden ist und welche Defizite gefährlich werden können.