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All-in-Vertrag

All-In-Verträge: Was darf sein, was nicht?

Arbeitsrecht Aktualisiert am: 17. April 2025 5 Min.

All-in-Verträge sind in Österreich längst keine Seltenheit mehr – aber was steckt eigentlich genau dahinter? In diesem Artikel erfährst du, was ein All-in-Vertrag bedeutet, welche Vor- und Nachteile er mit sich bringt und worauf du bei deinem eigenen Vertrag achten solltest. Ganz ohne Paragraphenreiterei – dafür mit viel Praxisbezug für deinen Arbeitsalltag.

Was ist ein All-in-Vertrag überhaupt? #

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Kurz erklärt

„All-in“ bedeutet nicht „alles ist erlaubt“, sondern „alles ist abgegolten“. Das heißt, deine Überstunden gelten als bereits bezahlt – unabhängig davon, wie viele du machst.

Ein All-in-Vertrag bedeutet ganz einfach: Dein Gehalt deckt nicht nur die normalen Arbeitsstunden ab, sondern auch Überstunden, Mehrarbeit und manchmal sogar Wochenend- oder Feiertagsdienste – pauschal und im Voraus. Unternehmen nutzen All-in-Verträge gerne, um Planbarkeit zu schaffen und Abrechnungen zu vereinfachen. Du bekommst also ein höheres Monatsgehalt, bei dem alles inklusive ist – daher auch der Name.

Besonders häufig findet man solche Verträge in Führungspositionen oder in Bereichen, in denen Projektarbeit und flexible Arbeitszeiten üblich sind – etwa in der IT, im Consulting oder im Management. Aber auch in kleineren Betrieben oder Start-ups tauchen sie zunehmend auf.

Wie betrifft dich das im Alltag? #

In der Praxis heißt ein All-in-Vertrag oft: längere Arbeitstage, ohne dass du dafür am Monatsende mehr Geld bekommst. Das kann okay sein – wenn das Gehalt fair kalkuliert ist. Problematisch wird es, wenn du regelmäßig deutlich mehr arbeitest, als ursprünglich angenommen, und sich dein Stundenlohn dadurch real stark reduziert.

Ein typischer Denkfehler: Manche glauben, sie müssten ihre Arbeitszeit nicht mehr dokumentieren. Das stimmt nicht. Auch mit All-in-Vertrag solltest du genau festhalten, wie viele Stunden du tatsächlich arbeitest – schon allein, um für dich selbst beurteilen zu können, ob der Vertrag noch fair ist.

Beispiel: So wirkt sich ein All-in-Vertrag auf deinen Lohn aus #

Standardvertrag All-in-Vertrag
Monatsgehalt € 2.500 € 2.800
Gearbeitete Stunden 40 + 10 Überstunden 50 Überstunden
Zusätzliche Bezahlung + € 300 Überstunden Keine Zusatzvergütung

In diesem Beispiel bekommst du beim All-in-Vertrag zwar auf den ersten Blick mehr Gehalt, am Ende bleibt dir aber möglicherweise sogar weniger (-€ 100), wenn du regelmäßig viele Überstunden leistest.

Worauf du beim Abschluss achten solltest #

Ein All-in-Vertrag muss transparent sein. Wichtig ist zum Beispiel, dass die sogenannte „fiktive Normalarbeitszeit“ angegeben wird. Sie zeigt, wie viele Stunden dein Gehalt eigentlich abdecken soll. Diese Info ist essenziell, um zu beurteilen, ob dein All-in-Gehalt fair ist – oder ob du vielleicht draufzahlst.

💡 Tipp für Verhandlungen:
Wenn dir ein All-in-Vertrag angeboten wird, frag nach einer Beispielrechnung oder einer Stundenaufschlüsselung. So kannst du leichter einschätzen, ob das Angebot zu deinem Arbeitsalltag passt.

Und wenn du das Gefühl hast, ausgenutzt zu werden? #

Du arbeitest regelmäßig deutlich mehr als erwartet und kommst kaum noch zum Abschalten? Dann ist es Zeit, das Gespräch zu suchen – am besten zuerst mit deiner Führungskraft. Oft lässt sich auf diesem Weg schon eine Lösung finden, etwa durch eine faire Aufgabenverteilung oder ein angepasstes Zeitmanagement.

Wenn das nichts bringt oder du dich damit unwohl fühlst, kannst du dich auch an den Betriebsrat oder an externe Stellen wie die Arbeiterkammer wenden. Die können dir dabei helfen, die Situation einzuordnen – ohne dass du gleich rechtliche Schritte einleiten musst.

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Häufige Fragen zu All-in-Verträgen #

Ist bei einem All-in-Vertrag auch Urlaub oder Krankenstand „inklusive“?
Nein. Urlaub, Krankenstand, Feiertage und Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld gelten zusätzlich – wie bei normalen Arbeitsverträgen auch.

Darf ich meine Arbeitszeit noch dokumentieren?
Ja – und das solltest du auch! Nur so kannst du kontrollieren, wie viele Stunden du wirklich leistest und ob dein Gehalt dafür angemessen ist.

Was ist, wenn ich regelmäßig viel mehr arbeite als gedacht?
Dann solltest du handeln. Entweder durch ein Gespräch mit deinem Arbeitgeber oder – wenn das nicht hilft – durch Unterstützung von außen.

Sind All-in-Verträge automatisch schlecht?
Nicht unbedingt. Wenn dein Gehalt realistisch kalkuliert ist und du nicht dauerhaft Überstunden anhäufst, kann ein All-in-Vertrag sogar unkomplizierter sein. Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen transparent und fair sind.

Fazit: Augen auf beim All-in-Vertrag #

Ein All-in-Vertrag kann eine faire Lösung sein – wenn er gut gemacht ist und zu deiner Lebenssituation passt. Wichtig ist, dass du weißt, was du unterschreibst, und dass du deine Arbeitszeit nicht aus den Augen verlierst. Lass dich nicht von einem hohen Monatsgehalt blenden: Nur wenn es deine tatsächliche Leistung abdeckt, lohnt sich der Deal für dich.

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Portrait Sarah

Sarah Chlebowski
Content Managerin
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