Trauer am Arbeitsplatz: Unterstützung für Betroffene
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ZusammenarbeitAktualisiert am:
15. April 2025202504156 Min.6 Min.
Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen im Leben. Wenn dieser Verlust während der Arbeitszeit verarbeitet werden muss, entstehen für alle Beteiligten besondere Herausforderungen. Wie können Betroffene selbst, ihre Kolleg*innen und Führungskräfte in solchen Situationen angemessen handeln? Dieser Artikel bietet Einblicke und praktische Empfehlungen.
Was ist Trauer und wie zeigt sie sich am Arbeitsplatz? #
Trauer ist keine lineare Abfolge von Phasen, sondern ein individueller Prozess. Menschen reagieren unterschiedlich – von Rückzug über Reizbarkeit bis hin zu scheinbarer „Funktionalität“, obwohl innerlich Chaos herrscht. Trauer hat zudem nicht nur psychische Auswirkungen, sondern kann sich auch in der körperlichen Gesundheit niederschlagen.
Im Todesfall von Eltern, Kindern oder Ehepartner*innen haben Arbeitnehmende gesetzlichen Anspruch auf zwei Tage Sonderurlaub. Bei Groß- und Schwiegereltern sowie Freund*innen gibt es keinen Anspruch.
Wer trauert, sollte sich nicht zusätzlich unter Druck setzen,
„normal“ zu funktionieren. Gleichzeitig kann es helfen, aktiv mit der
Situation umzugehen.
Tipps für den Umgang mit Trauer im Job
Offene Kommunikation (im Rahmen der eigenen Komfortzone): Kolleg*innen oder Vorgesetzten (z. B. in einem kurzen Gespräch oder per Mail) mitteilen, dass man trauert.
Grenzen setzen:Nein sagen zu Aufgaben oder Meetings, die aktuell überfordern.
Mini-Auszeiten im Arbeitsalltag: Kurze Spaziergänge, Atemübungen oder ein Rückzugsort im Büro.
Professionelle Hilfe nutzen: Psychologische Beratung, Trauergruppen oder Employee Assistance Programs (EAP).
Rituale integrieren: Kleine persönliche Gesten im Arbeitsalltag (z. B. ein Erinnerungsfoto im Schreibtisch) können helfen
Du kannst, wenn du möchtest, deine Kolleg*innen auch darüber
informieren, dass es dir aufgrund eines Schicksalsschlages gerade nicht
gut geht. Eine Info-Mail könnte zum Beispiel so aussehen:
„Liebe Kolleg*innen,
ich möchte euch wissen lassen, dass ich kürzlich einen engen Angehörigen verloren habe. Ich bin wieder zurück im Büro, aber vielleicht nicht wie gewohnt präsent oder belastbar
Bitte habt Verständnis, wenn ich mich mal zurückziehe oder still bin.
Ich freue mich über euer Mitgefühl – aber bitte seid mir nicht böse, wenn ich gerade keine großen Gespräche führen möchte. Danke!“
Kolleg*innen können der betroffenen Person das Trauern zwar nicht abnehmen, aber ein Umfeld mitgestalten, in dem das geschützt möglich ist.
Anteilnahme zeigen, aber ohne Druck: Ein einfaches „Es tut mir leid für deinen Verlust. Wenn du reden magst, ich bin da.“ reicht.
Aktiv zuhören statt Ratschläge geben: Es ist unangebracht, in einer solchen Situation ungefragt Ratschläge zu erteilen. Unterstützender ist es, einfach zuzuhören und da zu sein.
Keine Spekulationen im Team: Sensibles Verhalten zeigt sich auch darin, Tratsch zu vermeiden.
Geduld zeigen: Trauer verläuft in Wellen. Die betroffene Person kann an einem Tag gefestigt wirken und am nächsten wieder sehr emotional sein.
Ungünstiges Verhalten
Hintergrund
„Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“
Jede Trauer ist individuell, Pauschalisierungen helfen nicht.
Ständiges Nachfragen
Kann zusätzlichen Stress verursachen
Vermeintlich aufmunternde Sätze wie „Du musst stark sein.“
Druck und Gefühl, funktionieren zu müssen
Ignorieren oder meiden
Kann das Gefühl von Isolation verstärken
„Bitte keine gutgemeinten Ratschläge geben: „Ist doch gut, dass es jetzt vorbei ist. Ihre Frau hätte sicher gewollt, dass... Morgen sieht die Welt ganz anders aus.“ Es ist völlig okay, dem Trauernden zu sagen, dass einem momentan die Worte fehlen.“
Rolle der Führungskraft: Zwischen Empathie und Struktur #
Führungskräfte haben eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Jedoch sollten sie darauf achten, nicht bevormundend zu sein und Grenzen zu respektieren.
So können Führungskräfte unterstützen:
Offenes Gespräch anbieten: Nach der Rückkehr bietet sich ein 1:1 für einen Austausch an – ohne Druck zur Öffnung. Es geht darum herauszufinden, was die betroffene Person braucht.
Flexible Lösungen finden: Wenn der Job in der Trauerphase nicht zu bewältigen ist, können über den Sonderurlaub hinaus Angebote wie Homeoffice, Umverteilung der Aufgaben sowie reduzierte Stunden die betroffene Person entlasten.
Aufklären im Team (in Absprache): Wenn es für die betroffene Person in Ordnung ist, können die Umstände mit dem Team geteilt werden, um es für die Situation zu sensibilisieren.
Verweis auf Hilfsangebote: Bietet das Unternehmen ein betriebliches Gesundheitsmanagement oder einen Zuschuss zu psychosozialen Diensten an, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, nochmal darauf hinzuweisen.
Potenzielle Grenze
Warum wichtig?
Keine psychologische Beratung ersetzen
Führung ist keine Therapie
Keine Informationsweitergabe ohne Einverständnis
Datenschutz und Vertrauen
Keine Bewertung der Trauerintensität
Jeder Mensch trauert anders
Grenzen der Unterstützung – wann wird es zu viel? #
Auch Mitgefühl hat Grenzen – für beide Seiten.
Für Kolleg*innen:
Du bist nicht verantwortlich für die Verarbeitung der Trauer.
Du bist keine Therapeut*in und musst nicht in dieser Rolle agieren.
Nimm dir selbst Pausen, wenn dich die Situation belastet.
Du darfst „Nein" sagen, wenn dir Gespräche emotional zu viel werden.
Wichtig für Führungskräfte
Trauerarbeit ist keine Führungsaufgabe – aber ein mitfühlendes Arbeitsumfeld ist Führungsverantwortung.
Für Führungskräfte:
Als Führungskraft kannst du psychologische Begleitung nicht ersetzen.
Deine Verantwortung liegt im Rahmen der Organisation – nicht in der Heilung.
Mit klarer Kommunikation schützt du alle Beteiligten.
Wie lange darf man nach einem Todesfall fehlen?
In der Regel 1 bis 2 Tage Sonderurlaub bei nahen Angehörigen. Mehr ist abhängig vom Arbeitsvertrag oder Kulanz des Arbeitgebers.
Sollte man im Team über die Trauer sprechen?
Nur wenn es sich stimmig anfühlt. Ein kurzes Statement kann helfen, Verständnis und Rücksicht zu fördern.
Wie kann ich als Kolleg*in unterstützen?
Ehrlich Anteil nehmen, zuhören, ohne Druck auszuüben – und Floskeln oder Neugier vermeiden.
Was ist Aufgabe der Führungskraft bei Trauer?
Empathisch begleiten, Flexibilität ermöglichen und auf Unterstützungsangebote hinweisen ohne zu therapieren.
Wann braucht jemand professionelle Hilfe?
Bei starker, anhaltender Belastung, sozialem Rückzug oder depressiven Symptomen ist psychologische Unterstützung ratsam.
Wie lange dauert Trauer?
Trauer ist individuell und kennt keinen festen Zeitrahmen. Wichtig ist Begleitung, nicht Bewertung.
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