Immer Ja zu sagen klingt hilfsbereit – ist auf Dauer aber ungesund. Warum es wichtig ist, im Job auch mal Nein zu sagen, wie du das souverän kommunizierst und wieso ein klares Nein oft ein Gewinn für alle ist.
Die Deadline sitzt dir im Nacken, dein Postfach quillt über – und trotzdem sagst du Ja, als dich deine Kolleg*in um Hilfe bittet. Kommt dir bekannt vor? Damit bist du nicht allein. Viele Erwerbstätige in Österreich haben Schwierigkeiten, im Berufsleben Nein zu sagen. Der Grund: Wir wollen nicht unhöflich wirken, niemanden enttäuschen – und natürlich ein gutes Teammitglied sein.
Doch dieses ständige Ja-Sagen hat seinen Preis: Stress, Überlastung und das Gefühl, sich selbst zu vernachlässigen. Dabei ist ein wohlüberlegtes Nein oft genau das, was du – und dein Team – brauchst.
Anderen gerecht zu werden und Konflikte zu vermeiden ist ein weit verbreiteter Glaubenssatz, insbesondere unter Frauen. Doch dabei vergessen wir oft, dass unser eigenes Wohlergehen und unsere persönlichen Ziele genauso wichtig sind. In einer Arbeitswelt, in der Teamfähigkeit und Engagement großgeschrieben werden, wirkt ein Nein schnell wie ein Ego-Trip. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Ein Nein ist …
ein Akt der Selbstfürsorge
eine klare Grenze zur eigenen Überlastung
ein Schutzschild gegen ungesunde Erwartungen
oft auch eine Hilfe zur besseren Aufgabenverteilung
„Wir sagen Ja, weil wir gefallen wollen. Aber wer immer Ja sagt, sagt irgendwann Nein zu sich selbst.“
💡Studie zeigt… Laut einer karriere.at-Umfrage fällt es 33 Prozent aller befragten Berufstätigen schwer, im Job Nein zu sagen – obwohl sie sich dadurch häufig gestresst oder überfordert fühlen. (Quelle: karriere.at, Mut-Studie 2023)
Bitte stimmen Sie unseren Cookie-Richtlinien zu, um dieses Video anzuzeigen.
Ein Nein bedeutet nicht: „Mach’s allein!“ Sondern: „Ich kann das gerade nicht – und ich möchte, dass es trotzdem gut läuft.“
Wer regelmäßig eigene Grenzen respektiert, hilft damit dem gesamten Arbeitsumfeld. Warum?
Weniger Überlastung = mehr Verlässlichkeit.
Klare Kommunikation schafft Struktur.
Wer Grenzen setzt, lebt gesunde Teamkultur vor.
Nein sagen verhindert stillen Groll oder Frust.
5 Strategien, um Nein zu sagen – ohne schlechtes Gewissen #
Wenn du nicht weißt, wie du Nein sagen kannst, ohne dich schuldig zu fühlen, helfen dir diese Methoden weiter:
✅ 1. Die Sandwich-Methode
Wertschätzung – Nein – Alternative
„Ich finde es super, dass du mich fragst – aktuell bin ich aber voll ausgelastet. Vielleicht kann dir [Kolleg*in] kurzfristig helfen?“
✅ 2. Ich-Botschaften statt Schuldzuweisung
„Ich schaffe das heute leider nicht, weil ich mich auf eine andere Aufgabe konzentrieren muss.“
✅ 3. Reaktionszeit gewinnen
„Ich schau mir das an und sag dir in einer Stunde Bescheid.“
✅ 4. Selbstbewusst auftreten
Ruhiger Tonfall
Blickkontakt
Keine unnötigen Entschuldigungen („Tut mir leid, aber…“ vermeiden)
✅ 5. Alternativen anbieten
„Diese Woche geht sich das nicht aus – aber ab Montag hätte ich Kapazitäten.
Weitere Tipps, wie du erfolgreich Nein sagen kannst:
Bitte stimmen Sie unseren Cookie-Richtlinien zu, um dieses Video anzuzeigen.
Niemand sagt von heute auf morgen souverän Nein. Aber: Es ist lernbar – Schritt für Schritt. Je öfter du deine eigenen Grenzen wahrnimmst und vertrittst, desto sicherer wirst du dabei.
💪 So kannst du üben:
In privaten Alltagssituationen bewusst Nein sagen
Deine persönlichen Belastungsgrenzen reflektieren
Auf Körpersignale achten (Stress, Müdigkeit, Gereiztheit)
Gespräche vorbereiten und Formulierungen vorab überlegen
Coaching oder Austausch im Team nutzen
🎧 Podcast-Tipp:
In der karriere.at-Folge „Warum fällt uns Nein sagen so schwer?“ spricht Katharina Thiel, Expertin für Leadership-Themen, produktives und gesundes Arbeiten sowie Burnout-Prävention, über innere Antreiber, emotionale Muster und den Weg zu einem selbstbestimmten Nein.
Fazit: Ein klares Nein bringt Klarheit und Respekt #
Nein sagen ist keine Schwäche, sondern ein Ausdruck von Verantwortung – für dich selbst und dein Umfeld. Der Mut, Nein zu sagen, ist ein Akt der Selbstachtung und Selbstfürsorge. Indem du dir erlaubst, die eigenen Bedürfnisse und Prioritäten zu erkennen und zu respektieren, schaffst du Raum für persönliches Wachstum.
👉 Wer gelernt hat, klar zu kommunizieren, wird nicht als unhöflich wahrgenommen, sondern als jemand, der Prioritäten setzt und achtsam mit Ressourcen umgeht.
„Du darfst Nein sagen. Und das ist nicht nur okay – es ist stark.“
FAQs: Häufige Fragen zum Nein sagen im Berufsalltag #
Was, wenn mein Nein negativ aufgenommen wird? Dann hilft es, ruhig zu bleiben, dein Nein zu begründen und – wenn möglich – Alternativen oder Vorschläge anzubieten.
Wie kann ich feststellen, ob mein Nein gerechtfertigt ist? Frag dich: Gefährdet ein Ja meine Aufgaben, meine Gesundheit oder mein Zeitmanagement? Dann ist ein Nein legitim.
Darf ich meinem Vorgesetzten Nein sagen? Ja – aber mit Fingerspitzengefühl. Wichtig ist ein respektvoller Ton, eine gute Begründung und ein konstruktiver Vorschlag.
Wie überwindet man Schuldgefühle beim Nein sagen? Indem du dir klar machst, dass du niemandem hilfst, wenn du dich selbst überforderst. Jedes Nein schützt deine Energie – und deine Qualität im Job.
Mut ist die Voraussetzung für jegliche persönliche Weiterentwicklung. Die gute Nachricht: Mut kann man „erlernen“ und wie einen Muskel trainieren. Hier findest du Tipps, wie du ein Stück mutiger sein kannst.
Jeder Mensch hat bestimmte Vorurteile internalisiert. Manche sind uns selbst gar nicht bewusst. Im Recruiting und Arbeitsleben können Unconscious Biases allerdings besonders problematisch sein. Welche es gibt und was wir dagegen tun können? In diesem Artikel erfährst du mehr.
Damit Mitarbeiter*innen langfristig den Belastungen im Arbeitsalltag standhalten und produktiv sein können, braucht es ein tieferes Verständnis für das Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz. Eva Wiesmüller-Schandalik, Arbeits-und Organisationspsychologin , verrät im Interview, wie Führungskräfte die Zeichen richtig deuten und Mitarbeiter*innen unterstützen können.
60 Prozent der Arbeitnehmer*innen sagen, dass ihr Job ihre mentale Gesundheit wesentlich beeinflusst. Und: Direkte Führungskräfte hätten einen größeren Einfluss auf die mentale Verfassung als Therapeut*innen oder Ärzt*innen, mit (Ehe-) Partner*innen liegen sie gleich auf. Ein Plädoyer an Führungskräfte: Schaut auf eure Mitarbeitenden!