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E Sports zum Beruf machen

Faszination eSport: Wie sind die Jobchancen in Österreichs Branche?

Arbeitsmarkt Erstellt am: 06. September 2019 15 Min.

eSport als Beruf in Österreich – ist das realistisch? Spätestens seit der Fortnight-Meisterschaft, die einen 17-jährigen Kärntner über Nacht zum Millionär gemacht hat, ist eSport in aller Munde. Wir haben uns in der Szene umgehört und gefragt: Wie kann man damit eigentlich Geld verdienen? Welche Berufe gibt es und wie werde ich eSport-Profi? Stefan Baloh vom eSport Verband Österreich klärt uns auf:

Ganz still und heimlich, abgeschottet von der Öffentlichkeit und doch online für jeden zugänglich, hat sich in den vergangenen Jahren eine gigantische Blase entwickelt: eSport heißt sie, ist so schillernd wie ihre zig Millionen Fans – und milliardenschwer, zumindest international betrachtet. Wir wollten wissen, wie’s um die Szene in Österreich steht, und haben einen gefragt, der’s wissen muss:.

eSport in Österreich: So groß ist die Szene #

Der eSport Verband Österreich (ESVÖ) ist die erste Anlaufstelle für Politik, Wirtschaft, Medien und natürlich Vereine sowie Spieler selbst. Vorsitzender Stefan Baloh gibt uns einen Überblick über die österreichische eSport-Szene und erörtert mit uns die Frage, ob eSport eigentlich wirklich Sport ist.

Stefan, du bist Obmann des ESVÖ. Seit wann gibts euch beziehungsweise eSport in Österreich?

Stefan Baloh: Wir sind als Verband seit 15 Jahren tätig, damals war die erste Hochzeit des eSport, unter anderem mit Teams wie „Ultima Ratio“, die damals in Österreich sehr erfolgreich waren. Es ist dann so ab 2013 recht ruhig geworden um den eSport in Österreich, aber jetzt erleben wir sozusagen den zweiten Frühling. Durch einige sehr erfolgreiche Player ist das Thema wieder in aller Munde, was uns natürlich sehr freut.

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„Ultima Ratio“

Ultima Ratio“ wurde 2003 gegründet und umfasste als Verein mehrere Teams. Das erfolgreichste Team spielte Counter-Strike in der Pro-Series der ESL. Nach 62 Siegen, darunter die ESL EPS Season VII, war 2008 Schluss mit Ultima Ratio. 2019 wurde der Verein reaktiviert und umfasst aktuell 20 Mitglieder.

Wie hat sich denn die Branche in Österreich in den vergangenen Jahren entwickelt?

Stefan Baloh: Aus den LAN-Partys heraus ist so um 2000 herum die eSport-Szene in Österreich entstanden und es haben sich Turniere in den verschiedenen Spielen entwickelt. 2010, 2011 war der Höhepunkt mit großen Turnieren wie den World Cyber Games von Samsung, der IFL von Intel und Asus. Die Szene war damals schon groß, allerdings war das mediale Interesse gering, weil die großen Stakeholder gefehlt haben. Das ist jetzt mit Partnern wie der A1 Telekom Austria ganz anders. Seit etwa drei Jahren boomt das wieder, weil international die Preisgelder gestiegen sind und dadurch die österreichischen Firmen auf das Thema aufmerksam geworden sind.

Was ist der Anreiz für Firmen, sich dem Thema eSport zu widmen?

Stefan Baloh: eSport ist einfach aus der Jugendkultur nicht mehr wegzudenken. Es gibt ihn seit 20 Jahren und er wird immer größer. Das liegt auch daran, dass der Sport durch die Technologie immer mobiler wird. Ich kann ihn mittlerweile online überall ausüben. Entsprechend attraktiv ist das für Internet-Provider, denn zum Spielen brauch ich die beste Verbindung. Es ist also naheliegend, dass Unternehmen wie A1 oder Magenta den eSport unterstützen, da sie so eine junge Zielgruppe erreichen – und zwar in einer sehr großen Masse.

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LAN-Partys: Immer noch beliebter Szenetreff

LAN-Partys sind kein Relikt aus der Vergangenheit, sondern immer noch sehr beliebt unter Gamern und eSportlern, um sich auszutauschen, Spaß zu haben und miteinander zu trainieren. Die Plattform LANinfo unterstützt die österreichische LAN-Party Szene über einen bundesweiten Kalender, der einen schnellen Überblick über alle LAN-Partys bietet, und durch einen „Orgas Only“-Bereich, der Orgas dabei hilft, sich besser zu vernetzen und sich gegenseitig zu supporten.

Wie groß ist die eSports-Szene in Österreich?

Stefan Baloh: Beim ESVÖ sind aktuell 40.000 Spieler und Spielerinnen registriert, wobei der Großteil schon männlich ist. Wir haben etwa fünf bis sieben Prozent weibliche Spielerinnen, abhängig vom Spiel. Allerdings ist die Zahl der tatsächlichen Spieler viel größer. Es gibt beim eSport in Österreich keine Pflicht, sich als Spieler zu registrieren. Das ist ein großer Unterschied zu normalen Sportarten: Wenn ich Skirennen fahren will, muss ich Mitglied beim ÖSV werden. Im eSport haben Jugendliche hingegen die Freiheit, einfach mitzuspielen, wenn sie wollen. Darin liegt auch der Vorteil: Es gibt eine sehr niedrige Einstiegsschwelle.

„Egal ob männlich oder weiblich, groß oder klein, dick oder dünn – eSport steht allen offen.“

Stefan Baloh
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Solange ich in der geistigen Konstitution bin, kann ich mitmachen. Uns ist es wichtig, dass hier alle zusammenkommen und das gemeinsame Erlebnis des Spielens haben können.

Welche Spiele umfasst eSport eigentlich?

Stefan Baloh: Das ist ganz bunt gemischt. So wie es auch im normalen Sport Leichtathletik, Fußball und Eisschnelllauf gibt, füllt auch der eSport viel aus. Die Genres erstrecken sich von Strategiespielen, Aufbausimulationen über die bekannten 3D-Shooter beziehungsweise Actionspiele wie Fortnite, bis zur MOBA-Welt, das sind die Massive Online Battle Arenas wie League of Legends und DOTA, zu Sportspielen wie FIFA, NHL oder Autorennen und dann gibt’s noch einige Nischen.

Professionelles Gaming

Zwischen Politik, Wirtschaft und Gamern: die Arbeit des ESVÖ #

Wo siehst du euren Schwerpunkt als Verband?

Stefan Baloh: Wir haben natürlich mehrere Säulen. Wir sind die ersten Anlaufstelle für Politik und Wirtschaft, wenn es um Kritik, positives Feedback oder neutrale Beratung geht. Hier können wir zu den entsprechenden Ansprechpartnern vermitteln. Die Öffentlichkeitsarbeit ist ebenfalls eine sehr wichtige Aufgabe von uns. Wir geben Interviews und beliefern einige Medien mit Artikeln zum Thema eSport. Es ist klar, dass es nicht so viele Redakteure gibt, die sich darum kümmern können, da helfen wir aus und schauen, dass das Thema medial nicht einschläft. Der größte Brocken ist aber sicherlich das Community Management, wo wir unterstützend wirken. Sei es bei der Vereinsgründung, bei der Schiedsrichterausbildung, bei Workshops für Teams gemeinsam mit Profitrainiern oder Mentalcoaches.

Gibt es eine Förderung für eSport?

Stefan Baloh: Nein, wir bekommen null Euro, ganz einfach, weil wir nicht als Sport anerkannt sind. Wir sind zwar mit der Bundessportorganisation in engem Austausch, aber es ist nicht die Intention des eSport Verbands, sich der BSO anzuschließen, nur um Fördergelder zu lukrieren. Wobei es sicher vieles leichter machen würde. Ich glaube jedoch nicht, dass Förderungen aus Richtung des Sports kommen müssen. Es geht uns um Ausbildung, Jugendarbeit und Berufsvorbereitung. Denn das, was im eSport passiert, ist zu einem sehr großen Teil Kompetenzvermittlung für junge Menschen. Und da sehen wir eher Möglichkeiten, dass der Staat einmal das Potenzial erkennen wird und Fördermaßnahmen ergreift.

Woher müsste die Unterstützung sinnvollerweise kommen?

Stefan Baloh: Es gibt unzählige Ministerien, darum ist es schwierig, wo wir uns da unterordnen. Wir sind jetzt in sehr engem Austausch mit dem Jugendministerium, das aktuell beim Bundeskanzleramt angesiedelt ist. Wir haben auch immer wieder gemeinsame Projekte. Genauso arbeiten wir mit der Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Videospielen zusammen, die auf positive Computerspiele abzielt. Das ist bei eSport auch der Fall. Die Spiele müssen den Jugendlichen Freude bereiten und fair sein, sonst sind sie nicht eSport-tauglich.

Welche Kriterien muss ein Spiel erfüllen, damit es als eSport ausgeübt werden kann?

Stefan Baloh: Die Voraussetzungen sind: faires Spielen, regelmäßiges Patching, eine Darstellbarkeit in der Öffentlichkeit – verrückte Splatter oder Gewaltexzesse kann es im eSport nicht geben. Klare Regeln müssen gegeben sein und der Publisher muss das Spiel weiterentwickeln, damit sich eine Community darum aufbauen kann. Insgesamt erfüllt nur eine Handvoll von Spielen weltweit die Kriterien für eSports im Vergleich zur gesamten Gaming-Branche.

„Nur wenige Spiele erfüllen die Kritierien für eSports.“

E Sport Events in Oesterreich

eSport als Beruf: nur wenige Profis in Österreich #

Wie viele Profis gibts in Österreich?

Stefan Baloh: Das liegt im Auge des Betrachters. Es gibt in Österreich sehr viele Spieler, die absolut erstklassig auf Profi-Niveau spielen. Tatsächlich vom Spielen leben können in Österreich etwa zehn Personen. Das wird aber sicherlich mehr werden in den nächsten Jahren. Wenn ein Spiel länger existiert und ich mich mit anderen messen kann, dann entsteht rundherum ein Kosmos, der sich immer mehr erweitert. Das passiert gerade durch die A1 Liga, was wir als Verband sehr spüren. Es kommt zu mehr Vereinsgründungen, die Vereine professionalisieren sich, haben eigene Sponsoren.

Was bräuchte es, damit mehr Menschen eSport zum Beruf machen können?

Stefan Baloh: Die einfache Antwort wäre: Sponsoren. Ich glaube aber, dass der ganze Markt auch einen Weg zur Selbsterhaltung finden muss. Das ist möglich in Form von Content. Wir als eSport Verband bilden beispielsweise Caster aus, das sind Spielekommentatoren. Die müssen echte Experten im jeweiligen Spiel sein und viel technisches Know-how haben. Wir bilden auch Schiedsrichter aus, die dann für die A1 Liga, T-Mobile-Events oder die eBundesliga gebucht werden. So entsteht ein wirtschaftlicher Kreislauf. Natürlich braucht man Sponsoren, die Geld einbringen, aber wir müssen als eSport-Verband auch etwas dafür bieten und das ist Content für die verschiedenen Plattformen.

Wie wird man eSport-Schiedsrichter?

Stefan Baloh: Man macht die Ausbildung bei uns. Im Normalfall ist ein Schiedsrichter jemand, der bereits in einem oder mehreren Spielen zumindest semiprofessionell gespielt hat. Unsere Ausbildung dauert zwei Halbtage und vermittelt das Grundwerkzeug eines eSport-Schiedsrichters. Das beginnt bei technischen Komponenten und geht über psychologische Elemente im Umgang mit den Spielern, bis zu ganz klassischem Handwerk wie unterschiedlichen Turnierformen, Dauer, erlaubte Hilfsmittel, mögliche Cheats etc. Also die Schiedsrichter brauchen schon ein breites Wissen an Technik-, Software-Know-how, menschlichem Know-how, aber auch über die Ablauflogistik eines Turnieres, damit das auch in Time gehalten wird. Das schließt den Kreis zum Content. Wenn ein Schiedsrichter nicht in der Lage ist, einen Zeitplan zu erstellen, der hält, wird niemand über das Spiel berichten.

Wir haben also konkrete Anforderungen an Schiedsrichter, damit sie im Anschluss an die Schulung auch von möglichst vielen Partnern bei Turnieren eingesetzt werden. Genauso wie der Fußballschiedsrichter ist das aber ein Nebenjob oder ein Hobby, weils einfach nicht jede Woche fünf Turniere gibt. Die Schiedsrichter müssen auch jedes Jahr zum Auffrischungsseminar kommen. Da gibts Austausch untereinander, Workshops, Neuerungen in den verschiedenen Spielen. Im Alltag fragt ein Verein oder ein Veranstalter bei uns an, wenn er einen Schiedsrichter braucht und wir stellen ihnen dann frei, ob sie da mitmachen wollen beziehungsweise können – wie gesagt, die müssen ja auf die gewissen Spiele oder Spielarten spezialisiert sein.

Schiedsrichterausbildung ESVOE

Was eSport im Berufsleben bringt #

Du hast vorhin gesagt, eSport ist Kompetenzvermittlung. Was muss ein Spieler können?

Stefan Baloh: eSportler müssen ein breites Spektrum an sozialen Kompetenzen haben. Teamplay, zum Beispiel bei League of Legends, wo Fünferteams mit einem Teamcaptain spielen. Als eSportler fang ich schon sehr früh an, mich in Strukturen einzuarbeiten, die ich sonst nur im Berufsleben kennenlerne. Das ist wie in anderen Vereinen, deren Strukturen Jugendlichen Halt geben und einen positiven Effekt auf das soziale Verhalten haben. Zudem fördert eSports das technische Know-how.

„eSportler arbeiten sich schon sehr früh in Strukturen ein, die man im Berufsleben braucht.“

Ich muss mich als eSportler mit meinem PC, meinem Smartphone auseinandersetzen, muss mich mit der Konsole beschäftigen. Ich muss in der Lage sein, Kommunikationstools zu installieren, Instant Messaging, Voice Chats, Videokonferenz – das sind Dinge, die für viele Dreißigjährige im Beruf eine Herausforderung darstellen. Für die jugendlichen eSportler ist das Alltag. Ich würde mir von meinen Dienstnehmern oft wünschen, dass die das so locker nehmen wie Jugendliche. Bei Ausbildungen wie Schiedsrichtern und Castern kommen noch ganz andere Kompetenzen dazu. Aber ganz allgemein lernt man durch den eSport, ein Netzwerk aufzubauen. Das bringt sehr viel fürs Berufsleben.

Gibts bevorzugte Branchen oder Jobs, in denen eSportler später besonders profitieren?

Stefan Baloh: Natürlich sind viele in technischen Feldern angesiedelt. In der heutigen Zeit allerdings, nachdem eSport immer niederschwelliger wird, gibts kein dezidiertes Berufsbild mehr. Vor zehn, fünfzehn Jahren noch war schon klar, dass 70, 80 Prozent einen technischen Beruf ergreifen werden.

Faktencheck: Ist eSport Sport? #

Wo siehst du eigentlich die Parallelen zu „echten“, anerkannten Sportarten? Oder provokant gefragt: Ist eSport überhaupt Sport?

Stefan Baloh: eSport ist in sehr vielen Bereichen ganz nah am klassischen Sport. Die Diskussion, ob eSport Sport ist, wird aber leider nicht auf wissenschaftlicher Ebene ausgetragen, sondern von denen, die am Geld hocken. Das ist unqualifiziert, denn dieselben Leute akzeptieren Darts, Billard, Schießen und brutale Sportarten wie Boxen. Dabei gibt es viele Parallelen zu dem, was vielerorts als klassischer Sport anerkannt wird: Hand-Augen-Koordination, Konzentration, Ernährung, Teamplay, Wettbewerb.

„Es gibt keine allgemein gültige Definition von Sport, deshalb sollte man sich überlegen, ob Sport nicht neu definiert gehört.“

Die intelligenten Sportvereine machen sich die Ähnlichkeit übrigens schon zunutze. Der österreichische Segelverband hält jetzt beispielsweise eine virtuelle Segel-EM ab, die sehr nahe am echten Sport ist und auch verknüpft werden soll mit echtem Segeln. Die österreichische Bundesliga ist Vorreiter im Bereich eSport. Und auch die Eishockeyspieler öffnen sich.

Was sind die negativen Seiten des eSports?

Stefan Baloh: Es gibt natürlich negative Aspekte im eSports-Bereich, gegen die wir als Verband ankämpfen. Wir wollen, dass den Jugendlichen klar ist: Wenn ich eSport professionell betreiben will, muss ich auf mich achten.

„Ich muss meine Leistung erbringen können. Das geht nur mit gesunder Ernährung, mit genug Schlaf und körperlicher Fitness.“

Wenn ich nach vier Pizzen mit doppelt Käse träge vorm PC sitze, werd ich garantiert kein Profi. Uns ist wichtig, dass die Jugendlichen diese Zusammenhänge sehen und das geht eigentlich von ganz alleine. Gesunder Körper, gesunder Geist, aber auch umgekehrt.

Denkst du, dass der aktuelle Hype unrealistische Erwartungen schürt?

Stefan Baloh: Ja, zum Teil. Viele glauben, dass jetzt ein goldenes Zeitalter angebrochen ist und aus jeder Ecke kommen plötzlich Leute, die irgendeinen eSport-Job haben wollen … Das ist einfach verfrüht in Österreich. Es gibt in Österreich wenige Arbeitgeber, die Mitarbeiter im eSport beschäftigen.

„Ich kenne jeden Spieler, der in Österreich mit eSports Geld verdient, persönlich. So wenige sind das.“

Die A1 hat eine Vollzeitstelle geschaffen, das freut uns sehr – sie waren auch die ersten, die das in Österreich getan haben. T-Mobile beschäftigt eine Vollzeitstelle, die sich dem Thema aus Contentsicht widmet. Dann gibt es die Firma Skilled Events And New Media, die zwei Leute für eSport angestellt hat, es gibt noch einen Profispieler bei Red Bull Salzburg und Rapid hat Teilzeitangestellte – das wars so ziemlich. Es wird sicher noch einige Jahre so gehen, daher muss man mit den Erwartungen sehr vorsichtig sein. Es hat zwar gerade ein sehr junger Österreicher bei der Fortnite-WM sehr viel Geld gewonnen, aber die eSport-Branche ist in Österreich trotzdem noch sehr überschaubar im Vergeich zu anderen Ländern. In Deutschland beispielsweise gibt es Turtle Entertainment mit der ESL, die haben 400 Angestellte weltweit.

Realitätscheck: Was man mit eSport verdient #

Also nicht jeder, der gut spielt, kann gleich Profi werden und Millionen abstauben.

Stefan Baloh: Das ist wie in jedem anderen Sport auch. Sobald es ein Ausnahmetalent gibt, das sehr erfolgreich ist, wollen das plötzlich sehr viele junge Menschen machen. Natürlich geht nicht jeder dann gleich mit 1,5 Millionen heim, wie es gerade bei Fortnite war. Aber ich denke, beim eSport ist es etwas leichter, Profi zu werden, als bei klassischen Sportarten, weil es keinen Vereinszwang gibt, weil ich überall trainieren kann, weil ich schnell Trainingspartner finde. Als eSportler kann ich mich an die weltbesten Spieler halten und online mit ihnen eine Trainingssession vereinbaren. Das kann ich als Tennisspieler oder Fußballer nicht so einfach. Ich hab eine Chance, mein eigenes Können wesentlich effizienter und selbstbestimmter zu trainieren als im klassischen Sport.

In welchen Spielen kann man am besten verdienen und was sind übliche Preisgelder in Österreich?

Stefan Baloh: Fortnite, Dota und League of Legends haben international die höchsten Preisgelder, FIFA ist zwar sehr beliebt, aber bei weitem nicht so hoch dotiert. Wenns mir wirklich darum geht, viel zu verdienen, dann muss ich auf jeden Fall reisebereit sein, denn die Preisgelder sind in den unterschiedlichen Ländern ganz verschieden. In China gibt es in vielen Spielen Gelder, von denen wir nur träumen können. Auch in Amerika kann man in manchen Turnieren Millionen gewinnen – aber teilweise auch in Europa. Counter-Strike ist in Europa beispielsweise immer sehr hoch dotiert.

„In Österreich gibt es pro Jahr 60.000 Euro für die Finalisten. Das ist international unterm Radar.“

In Österreich vergibt eine A1 pro Saison rund 30.000 Euro, also 60.000 im Jahr an die Finalisten. Das ist für österreichische Verhältnisse viel, international betrachtet aber unter dem Radar. Eine regionale Liga wird vielleicht 500 Euro Preisgeld haben. Es ist für uns als Verband aber immer wichtig zu sagen, dass das Preisgeld allein nicht entscheiden soll, welche der Sportarten ich betreibe. Das ist ein schönes Zuckerl, aber letztlich soll ich das wählen, was mir Spaß macht.

Wie bist du eigentlich zum eSports gekommen beziehungsweise Vorsitzender des Verbands geworden?

Stefan Baloh: Ich bin über die Lan-Partys in den 2000er Jahren zum eSport gekommen. Wir wollten Turniere veranstalten und haben das auch bis 2005 etwa gemacht. Dann ist schon die eSport-Welle aufgetaucht, Vereine haben die Lan-Partys abgelöst und die wollten ein gemeinsames Sprachrohr. Seitdem bin ich Obmann des ESVÖ und mache das, wie alle meine Kollegen im Verband, ehrenamtlich.

Über die Person #

Stefan Baloh ist Mitgründer und Vorsitzender des eSportverbandes Österreich. Seit 15 Jahren engagiert er sich ehrenamtlich für die Professionalisierung des eSports in Österreich und arbeitet dafür eng mit Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft und Medien zusammen. Im Hauptberuf ist Stefan CEO der FLAVE GmbH, einem Anbieter für Eventmanagementsoftware.

Bildnachweis: shutterstock/Gorodenkoff


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