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Toxische Mitarbeiter

Toxische Mitarbeiter*innen – Gift für Betriebsklima und Finanzen

Zusammenarbeit Aktualisiert am: 02. Juli 2021 6 Min.

Kann ein einziger fauler Apfel den ganzen Korb verderben? Das ist eine Frage, die man sich nicht nur stellen sollte, wenn man nachhaltig leben will, sondern auch, wenn man auf ein Unternehmen blickt. Sexuelle Belästigung, Gewalt oder Diebstahl am Arbeitsplatz sind extreme Auswirkungen des Verhaltens problematische Mitarbeiter*innen. Neben einer vergifteten Arbeitsatmosphäre können dadurch auch erhebliche Kosten auf ein Unternehmen zukommen. Erfahre mehr über Warnzeichen, mögliche Konsequenzen und was das Gegengift dafür sein kann.

Kann eine einzige sogenannte „toxische“ Mitarbeiter*in negative Auswirkungen auf ihre*seine Kolleg*innen oder gar das ganze Unternehmen haben? Der Anbieter Cloud-basierter Software für Learning und Talent Management Cornerstone hat sich in einer Studie damit auseinandergesetzt. Dabei wurden unter anderen messbare Kosten untersucht, die durch toxisches Verhalten entstehen.

„Toxische Mitarbeitende sind eine enorme Belastung für Unternehmen, die in die Falle tappen und diese einstellen.“

Dazu wurde ein anonymisierter Datensatz von etwa 63.000 Mitarbeitenden genutzt, wobei man diejenigen herausfilterte, denen aufgrund eines akuten Fehlverhaltens gekündigt wurde. „Toxisches Verhalten“ wird dabei als unfreiwilliges Ausscheiden aus einem Unternehmen aufgrund von akutem Fehlverhalten definiert. Immerhin 3 bis 5 % aller Mitarbeiter*innen erfüllten die Kriterien, um als toxische Mitarbeiter*innen zu gelten und einen Kündigungsgrund zu liefern. Mittels ökonometrischer Modelle maß man dann den tatsächlichen Einfluss dieser auf ihre Kolleg*innen.

Motivationskiller und Kostenfalle #

Es gibt diese Mitarbeitenden, die sich mit ihrem Verhalten wie Gift auf ihre Umgebung auswirken. Dabei leidet in erster Linie deren gesamtes unmittelbares Arbeitsumfeld und zerstörerischen Phänomenen wie Mobbing wird freie Bahn gemacht. Mobbing kann das soziale Gefüge eines Unternehmens regelrecht zerfressen und auch die Leistungsfähigkeit anderer Mitarbeiter*innen beeinflussen. Toxische Mitarbeitende sind allerdings nicht nur schädlich für das Betriebsklima, sondern können einem Unternehmen tatsächlich richtig teuer kommen. Neben Direktkosten durch Klagen wegen sexueller Belästigung, Gewalt am Arbeitsplatz, Betrug oder Diebstahl können durch toxisches Verhalten auch andere, enorme finanzielle Belastungen auf ein Unternehmen zukommen.

„Ein toxischer Mitarbeiter kostet 3x so viel wie ein nicht-toxischer Mitarbeiter.“

Immerhin scheinen sich toxische Mitarbeiter*innen eher gering auf die Leistungsfähigkeit ihrer Kolleg*innen auszuwirken. Man nimmt an, dass sie sich eher auf Stress und Burnout-Risiko auswirken als auf die tagtägliche Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass gute Mitarbeitende kündigen, wenn sie neben toxischen Mitarbeiter*innen arbeiten, ist allerdings über 50 % höher und das gilt bereits, wenn auf ein 20-köpfiges Team eine toxische Mitarbeiter*in kommt. Generell taucht dieses schädliche Verhalten übrigens häufiger in großen Teams auf, vermutlich deshalb, weil diese schwieriger zu kontrollieren sind.

Der Ersatz für die vermehrten Kündigungen durch toxische Mitarbeiter*innen geht auch zusätzlich ins Geld. Während die Einstellung einer nicht-toxischen Mitarbeiter*in in etwa € 3.500 kostet, fallen für eine toxische Kolleg*in in einem Team von 20 Personen Kosten von knapp € 12.000 an. Für diese Zahlen wurden allerdings nur die direkten Auswirkungen einer toxischen Mitarbeiter*in auf die Kosten zur Erhaltung des Personalbestandes erfasst. Weitere potenzielle Ausgaben und Risiken durch toxische Mitarbeitende und seine unzulässigen Aktivitäten (manche eventuell auch illegal) sind hier nicht inbegriffen.

Regelkonforme Hochstapler*in als potenzielle Gefahr #

In einer weiteren Erhebung wollte man eruieren, wie Personen ihr eigenes Verhalten einstufen. Man führte dazu die folgenden Aussagen an:

  1. Regeln sind dazu da, sie zu befolgen.
  2. Manchmal müssen Regeln gebrochen werden, um etwas zu erreichen.

Dabei fand man heraus, dass Personen, die angaben regelkonform zu sein, mit höherer Wahrscheinlichkeit Regeln brechen. Bei Mitarbeiter*innen, die der ersten der beiden Aussagen zustimmten, lag die Wahrscheinlichkeit um ein Drittel höher, dass ihnen aufgrund von Missachtung von Richtlinien gekündigt wird. Außerdem sah man sich die von Bewerbenden gemachten Angaben zu ihren technischen Fähigkeiten und ihr tatsächliches Know-how an. Dabei schlussfolgerte man, dass Personen, die augenscheinlich bei der Angabe ihrer technischen Kenntnisse übertrieben hatten, mit 43 % höherer Wahrscheinlichkeit zu toxischen Mitarbeitenden werden würden.

„Für toxische Mitarbeiter*innen gilt: Quantität vor Qualität.“

Interessanterweise konnte man bei der Analyse der Leistungen der Studienteilnehmer*innen auch erkennen, dass toxische Mitarbeitende erheblich produktiver als ihre Kolleg*innen sind und ihre Aufgaben schneller erledigen. Diese positive Auswirkung relativiert sich jedoch mit der deutlich geringeren Qualität (gemessen an den Kundenzufriedenheitswerten) für deren Arbeit.

Toxische Mitarbeitende sind ansteckend #

Wie genau wirkt sich solch ein Verhalten aber auf alle anderen im Unternehmen aus? Vorangegangene Untersuchungen dazu stammen aus einer noch unveröffentlichten Studie, in der man untersuchte, was passiert, wenn eine problematische Mitarbeiter*in neu in ein Team stößt. Dazu wurden die Kolleg*innen in kleine Gruppen aufgeteilt und mit Aufgaben versorgt, während ein Teammitglied (ein für das Experiment engagierter Schauspieler) in verschiedene Rollen schlüpfen sollte. Er faulenzte, mimte eine depressive Person oder benahm sich völlig daneben. Durch seine Anwesenheit konnte in der Tat ein Leistungsabfall von 30 bis 40 % beim restlichen Team festgestellt werden und man konnte beobachten, dass sich die anderen Teammitglieder ähnlich zu verhalten begannen. Das führt schließlich zu der beunruhigenden Annahme, dass dieses Verhalten auch ansteckend sein und weit größere Kreise ziehen kann als vielleicht vermutet.

Warnzeichen #

Um die Beeinträchtigung der restlichen Mitarbeitenden noch weiter nachvollziehen zu können, untersuchte man die Leistungsfaktoren Kundenzufriedenheit und die durchschnittliche Transaktionsdauer, also die Zeit, die eine Mitarbeiter*in einer Kund*in widmet. Ergebnis: Schneiden Mitarbeitende bei Teilnahmebereitschaft, Verlässlichkeit und Serviceorientierung schlecht ab, sind das deutliche Zeichen für potenziell toxische Verhaltensweisen.

Darauf sollten Sie beim Rekrutieren achten! #

Als Recruiter*in muss man sich fragen, ob das toxische Verhalten einzustellender Mitarbeiter*innen schon im Vorhinein erkannt werden und wie man deren negativen Einfluss im Unternehmen vermeiden kann, wenn man mit solchen Fällen konfrontiert wird.

Legt man die Studienergebnisse in den Rekrutierungsprozess um, kann man daraus schließen, dass es sich bei toxischen Mitarbeiter*innen um eher weniger zuverlässige Menschen handelt und sie gegenüber anderen nicht hilfsbereit sind. Zwar scheint das nicht unbedingt überraschend, doch eben an diesen Eigenschaften können toxische Mitarbeitende erkannt werden und auf eben diese sollte in der Bewerbungsphase und der Vorauswahl gezielt geachtet werden – sei es, ob die Bewerber*in verlässlich und rechtzeitig weitere Unterlagen nachreicht oder beim Bewerbungsgespräch jemandem seinen zu Boden gefallenen Stift aufhebt.

Tut sich eine potenzielle Mitarbeiter*in dann auch vor allem durch Quantität statt Qualität bei der Arbeit hervor, ist zusätzlich Vorsicht geboten.

Fazit #

Das verblüffende Ergebnis der Studie: Die durch toxisches Verhalten entstandenen Kosten stellen für Unternehmen sogar eine größere finanzielle Belastung dar als die direkten Auswirkungen des Fehlverhaltens der Mitarbeiter*innen. Zwar scheinen toxische Mitarbeitende keinen direkten Einfluss auf die alltägliche Arbeit zu haben, doch erzeugen sie eine giftige Atmosphäre mit langfristigen negativen Auswirkungen.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass toxische Mitarbeitende in den extremen Formen wie hier untersucht (z.B. Drogen- oder Alkoholmissbrauch, Gewalt am Arbeitsplatz etc.) zwar ein relativ seltenes Phänomen sind (3–5 % aller Beschäftigten), ihr negativer Einfluss auf Kolleg*innen und die Atmosphäre allerdings umso größer und teurer zu sein scheint. Deshalb sollte unbedingt darauf geachtet werden, die Einstellung solcher Mitarbeiter*innen tunlichst zu vermeiden oder nach Kräften zu versuchen, sie im Unternehmen ausfindig zu machen und ihre negativen Auswirkungen rasch zu stoppen, bevor das Gift zu weit dringt und gute Mitarbeitende flüchten.

Bildnachweis: THALERNGSAK MONGKOLSI

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