Wer noch nie von zu Hause aus gearbeitet hat und plötzlich die Möglichkeit dazu hat, ist zunächst verleitet, anzunehmen, dass das einfach nur super werden kann. Statt der Hetzjagd durch den Morgenstau gibt es einen gemütlichen Kaffee, ein ausgedehntes Frühstück und eine heiße Dusche, ehe man ins Heimbüro schlendert und den Laptop hochfährt.

Ein entschleunigter Morgen ist schön und gut, entschädigt aber nicht dafür, dass die Arbeit im Homeoffice immer wieder ins Private hinüberschwappt. Denn wer von zu Hause aus arbeitet, tut sich oft schwer damit, die nötigen Grenzen zu ziehen. Der Heimweg fällt sowieso weg, warum dann nicht ein, zwei Stunden dranhängen? Warum nicht auch am Wochenende am neuen Projekt weiterarbeiten, wenn es draußen wie aus Eimern schüttet?

Warum ist eine Work-Life-Balance wichtig?

Ein großes Problem beim Homeoffice ist, dass die Arbeit stets griffbereit daliegt und einem mit jedem Blick, der den Laptop streift, die anstehenden Aufgaben in Erinnerung gerufen werden. Man befindet sich sozusagen in einem ständigen Arbeitsmodus, auch wenn man sich dann gar nicht hinsetzt und arbeitet, sondern nur die Gedankenmühle ins Laufen kommt.

Die Freizeit reduziert sich durch das Gefühl der ständigen Bereitschaft drastisch, was zu Dauerstress, ernstzunehmenden Krankheiten und Erschöpfungszuständen führen kann. Wer nicht abschalten kann, dem fehlt auch die Zeit, sich zu regenerieren und schränkt sich dadurch nicht nur in seiner Leistungsfähigkeit ein, sondern riskiert im schlimmsten Fall ein Burnout.

Eine Work-Life-Balance kann es nur dann geben, wenn ein Trennstrich zwischen Arbeit und Freizeit gezogen und auch ernstgenommen wird. Im Homeoffice, wo das eigene Zuhause plötzlich zum Büro wird, ist es für viele besonders schwer, eine Grenze zu ziehen.

Wichtig ist die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Freizeit, weil man dadurch ausgeglichener, zufriedener und motivierter bleibt. Gleichzeitig wird das Immunsystem gestärkt, man wird also seltener krank.

Woran erkennt man, dass die Work-Life-Balance nicht im Gleichgewicht ist?

Es gibt eine Reihe an Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Sie nicht ausgeglichen sind. Dazu zählen unter anderem:

  • Vergesslichkeit oder Verwirrung

  • Gefühl der Überforderung

  • Gefühl der Erschöpfung

  • Ausgeprägte Müdigkeit

  • Lustlosigkeit

  • Soziale Isolation

5 Tipps für eine ausgewogene Work-Life-Balance

Damit Homeoffice eine erfreuliche Abwechslung zum Alltag im Büro bleibt und nicht in einem Burnout endet, können Sie sich an einige einfache Regeln halten:

Ein Raum nur für die Arbeit
Haben Sie ausreichend Platz in Ihrem Zuhause, sollten Sie einen eigenen Raum als Arbeitszimmer einrichten. Insbesondere wenn Sie nicht alleine wohnen, braucht es einen geeigneten Rückzugsort, um konzentriert arbeiten zu können. Zudem ist es am Ende des Arbeitstages ein schöner Abschluss, die Tür hinter sich zuzuziehen und mit dieser Geste in den Feierabend zu starten.
Arbeits- und Freizeit definieren
Auch im Homeoffice braucht es Struktur. Legen Sie daher Zeiten fest, in denen Sie sich nur mit Ihrer Arbeit beschäftigen. Pausen dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen. Die sollten Sie aber nicht im gleichen Raum verbringen, in dem Sie arbeiten. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sich Ihre Arbeitszeit individuell einzuteilen, orientieren Sie sich am besten am eigenen Biorhythmus. Dadurch holen Sie das meiste aus den Morgen- oder Abendstunden.
Hände weg von Smartphone und Laptop
Alle arbeitsbezogenen Devices wie Smartphone oder Laptop sollten Sie in Ihrer Freizeit im Arbeitszimmer liegen lassen oder, wenn Sie keinen abgetrennten Raum haben, in einer Kiste verstauen und außer Sichtweite aufbewahren. Wenn Sie Ihr Arbeitshandy auch privat nutzen, sollten Sie zumindest die Push-Funktion für E-Mails deaktivieren, damit Sie in Ihrer Freizeit nicht in Versuchung kommen, diese abzuarbeiten.
Nein lautet das Zauberwort
Vielen Menschen fällt es schwer, Nein zu sagen – ob im Familien- oder Freundeskreis oder in der Arbeit. Für sich selbst einzustehen und die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren, ist aber wichtig, damit Homeoffice gelingen kann. Beharren Sie auf den von Ihnen festgelegten Zeiten für Erreichbarkeit und nehmen Sie nach Feierabend keine beruflichen Telefonate mehr an – außer natürlich, es handelt sich um einen dringenden Notfall. Auch jenen Menschen, mit denen Sie zusammenleben, sollten Sie klarmachen, dass Sie während gewisser Zeiten einfach nicht für Sie verfügbar sind, weil Sie Ihre Arbeit erledigen müssen.
Essen nicht vergessen
Man kann es nicht oft genug betonen: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um gesund und produktiv zu bleiben. Auch wenn Sie im Homeoffice arbeiten, sollten Sie sich nicht direkt nach dem Aufstehen nur mit einem Kaffee bewaffnet an den Schreibtisch setzen und loslegen. Planen Sie stattdessen Frühstück, Mittag- und Abendessen ein, wenn möglich im Familienkreis, und nehmen Sie überwiegend gesunde Mahlzeiten zu sich.

Gesundheit und Zufriedenheit von Mitarbeitenden erhalten

Als Arbeitgeber sind Sie daran interessiert, motivierte und ausgeglichene Menschen zu beschäftigen, die produktiv am Erfolg Ihres Unternehmens mitwirken. Aus diesem Grund liegt es unter anderem auch in Ihrem Ermessen, dass Ihre Mitarbeitenden – genauso wie Sie – im Homeoffice eine gesunde Trennung zwischen Arbeit und Freizeit aufrechterhalten.

Suchen Sie daher den Dialog mit Ihren Mitarbeitenden, geben Sie Tipps und diskutieren Sie, was es braucht, damit niemand Gefahr läuft, sich durch die Arbeit von zu Hause aus zu überfordern.