Gehaltsvorstellung nennen: So formulierst du deinen Gehaltswunsch in der Bewerbung
Arbeitgeber in Österreich müssen ein Mindestgehalt im Inserat nennen, trotzdem wirst du oft nach deiner Gehaltsvorstellung gefragt. Hier erfährst du, wie du deinen Gehaltswunsch realistisch berechnest, klar formulierst und souverän im Gespräch vertrittst.
Was bedeutet Gehaltsvorstellung und wo musst du sie nennen? #
Deine Gehaltsvorstellung ist das Bruttojahresgehalt, das du dir für die ausgeschriebene Position wünschst. In Österreich gibst du sie üblicherweise auf 14 Monatsgehälter umgerechnet an (also inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld).
Du solltest sie dann angeben, wenn das Unternehmen ausdrücklich darum bittet. Angeben kannst du deine Gehaltsvorstellung:
- im Bewerbungsschreiben (am Ende, vor der Grußformel),
- in Online-Formularen (Pflichtfeld),
- oder im Bewerbungsgespräch (oft gegen Ende).
Wenngleich Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet sind, im Inserat ein Mindestgehalt zu nennen (§ 9 Gleichbehandlungsgesetz), fordern manche zusätzlich die individuelle Angabe.
Auch für dich hat das Vorteile, denn das vom Arbeitgeber genannte Gehalt, ist ja nur die Untergrenze.
Wie formulierst du deine Gehaltsvorstellung im Bewerbungsschreiben? #
💡 Tipp
Vermeide schwammige Aussagen wie „branchenüblich“ oder „nach Vereinbarung“. Sie wirken ausweichend und können den Eindruck erwecken, dass du dich nicht mit deinem Marktwert beschäftigt hast.
Platziere deine Gehaltsvorstellung am Ende deines Anschreibens. Verwende dabei immer das Bruttojahresgehalt und ergänze „14x“, damit keine Missverständnisse entstehen. Am besten gibst du eine Spanne an, denn das zeigt Verhandlungsspielraum und wirkt trotzdem klar.
Beispiele, wie du deine Gehaltsvorstellung im Bewerbungsschreiben formulieren kannst:
„Meine Gehaltsvorstellung liegt zwischen 38.000 und 42.000 EUR brutto jährlich (14x).“
„Auf Basis meiner Erfahrung und Ausbildung liegt mein Wunschgehalt zwischen 56.000 und 60.000 EUR brutto jährlich (14x).“
„Gerne bespreche ich meine Gehaltsvorstellung im persönlichen Gespräch.“
👉 Auch wenn du rechtlich nicht verpflichtet bist, eine Gehaltsvorstellung zu nennen, solltest du es tun, wenn der Arbeitgeber ausdrücklich danach fragt. Für alle anderen Fälle haben wir eine neutrale Musterformulierung ergänzt.
Wie berechnest du deine Gehaltsvorstellung realistisch? #
Ein guter Richtwert bei einem Jobwechsel in Österreich sind 10–20 % Aufschlag auf dein aktuelles Bruttojahresgehalt, abhängig von Berufserfahrung, Branche und Position. Wenn du bisher unterdurchschnittlich verdient hast oder in eine höhere Rolle wechselst, kann auch mehr gerechtfertigt sein.
Faktoren für deine Berechnung:
Qualifikation und Berufserfahrung
Branche und Unternehmensgröße
Region (städtische Regionen zahlen oft mehr)
Zusatzqualifikationen und Weiterbildungen
Orientierung durch Durchschnittswerte: Laut Eurostat (Stand 2023) verdienten Arbeitnehmer*innen in Österreich im Schnitt 54.500 EUR brutto jährlich. Diese Werte sind allgemeine Richtwerte und ersetzen daher keine branchenspezifische Recherche.
👉 Mit dem karriere.at Gehaltsrechner findest du schnell heraus, welche Gehälter in deiner Branche aktuell gezahlt werden. Auch der Gehaltsrechner der Republik Österreich kann dir weiterhelfen.
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Nutze den Gehaltsrechner, um...
- herauszufinden, ob du unter- oder überbezahlst wirst,
- dich zu orientieren, wie hoch dein Einstiegsgehalt sein soll,
- zu vergleichen, was andere Jobpositionen verdienen.
Beispiel: Aufschlag nach Erfahrungsstufe
Die folgende Übersicht zeigt dir typische Gehaltsaufschläge nach Erfahrungsstufe. Grundlage ist ein beispielhaftes Jahresgehalt von 50.000 €.
| Erfahrungsstufe | Aufschlag | Gehaltswunsch |
| Berufseinstieg | 5–10 % | 52.000–55.000 € |
| Mittlere Erfahrung | 10–15 % | 55.000–58.000 € |
| Senior-Level | 15–20 % | 57.000–60.000 € |
| Führungsposition | 20 % und mehr | ab 60.000 € |
💡 Tipp für deine Verhandlung: Orientiere dich zunächst am marktüblichen Aufschlag von 10–20 % auf dein aktuelles Gehalt oder das Inserats-Mindestgehalt. Setze deine Angabe dann etwas darüber an, zum Beispiel mit einem zusätzlichen Puffer von rund 10 %. So gehst du mit etwa 20–30 % über deinem aktuellen Niveau in die Verhandlung.
Das signalisiert Selbstbewusstsein und gibt dir Spielraum, falls das Unternehmen nach unten verhandeln möchte. Achte aber darauf, dass deine Zahl zur Position, Branche und Marktlage passt.
Wie beantwortest du die Gehaltsfrage im Vorstellungsgespräch? #
Auch wenn du deine Gehaltsvorstellung schon im Anschreiben genannt hast, wirst du im Gespräch erneut darauf aufmerksam gemacht. Meist kommt die Frage am Ende des Interviews. Bereite dich darauf vor, mit einer klaren, sachlichen Antwort zu reagieren.
Statt nur eine Zahl zu nennen, solltest du eine Spanne angeben und diese mit deiner Qualifikation begründen. So zeigst du, dass du deinen Marktwert kennst und gleichzeitig verhandlungsbereit bist.
Beispiele, was du sagen könntest:
„Ich orientiere mich am marktüblichen Gehalt für diese Position und halte eine Summe zwischen 53.000 und 58.000 EUR brutto jährlich (14x) für angemessen.“
„Basierend auf meiner Erfahrung im Projektmanagement und meiner Weiterbildung im Bereich XY sehe ich mich bei 65.000 EUR brutto jährlich (14x).“
👉 Wichtig: Argumentiere mit deiner Erfahrung, Ausbildung oder Zusatzqualifikation, nicht mit persönlichen Gründen wie „Mein bisheriger Arbeitgeber möchte mir nicht mehr zahlen …“ oder „Alles ist teurer geworden …“
Welche rechtlichen Besonderheiten gelten in Österreich? #
Seit 2011 müssen Arbeitgeber in jedem Inserat ein Mindestgehalt nennen (§ 9 Gleichbehandlungsgesetz). Diese Pflicht gilt für Vollzeit-, Teilzeit- und Aushilfsstellen. Verstöße können mit Verwaltungsstrafen ab 360 EUR geahndet werden.
Allerdings handelt es sich dabei oft nur um das Mindestgehalt aus dem Kollektivvertrag. Arbeitgeber verweisen dann auf eine mögliche Überzahlung, abhängig von Erfahrung und Qualifikation. Für Bewerber*innen ist diese Angabe die untere Grenze.
💡 Außerdem wichtig: In Österreich werden Gehälter üblicherweise auf 14 Zahlungen gerechnet, inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Achte deshalb bei Inseraten und eigenen Angaben darauf, ob von 12 oder 14 Gehältern die Rede ist, um Missverständnisse zu vermeiden.
Welche Fehler bei der Gehaltsvorstellung solltest du vermeiden? #
Die korrekte Gehaltsangabe in deiner Bewerbung entscheidet mit darüber, ob du zum Gespräch eingeladen wirst. Was solltest du dabei berücksichtigen?
| Do's ✅ | Don'ts ❌ |
| Bruttojahresgehalt nennen (14x) | Nettogehalt angeben |
| Eine realistische Spanne formulieren | Unrealistisch hohe oder zu niedrige Zahl nennen |
| Gehaltsangabe machen, wenn im Inserat gefordert | Keine Angabe machen, obwohl gefordert |
| Zusatzleistungen separat verhandeln | Benefits und Boni in die Gehaltsvorstellung einrechnen |
Musterformulierungen für deine Bewerbung #
Wenn du eine Gehaltsvorstellung im Anschreiben angeben musst, helfen dir vorbereitete Textbausteine. Passe sie an deine Situation an:
| Berufseinstieg | Als Berufseinsteiger*in orientiere ich mich an marktüblichen Gehältern und nenne eine Spanne von 29.000 bis 32.000 EUR brutto jährlich (14x).“ |
| Mit Berufserfahrung | „Auf Basis meiner fünfjährigen Berufserfahrung und meiner Zusatzqualifikationen liegt meine Gehaltsvorstellung bei 53.000 und 56.000 EUR brutto jährlich (14x).“ |
| Offene Formulierung | „Meine Gehaltsvorstellung bespreche ich gerne im Rahmen eines persönlichen Gesprächs.“ |
👉 Wichtig: Verwende Bruttojahresbeträge und ergänze „14x“, damit keine Missverständnisse entstehen.
Brutto, Netto und die 14 Gehälter in Österreich #
In Österreich wird die Gehaltsvorstellung fast immer als Jahresbruttogehalt mit 14 Zahlungen angegeben: zwölf Monatsgehälter plus Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Beispielrechnung:
Ein Jahresgehalt von 42.000 EUR brutto (14x) entspricht rund 3.000 EUR brutto pro Monat. Achte deshalb immer darauf, ob in Stellenanzeigen von 12 oder 14 Zahlungen die Rede ist.
👉 Für deine Kalkulation: Mit dem karriere.at Brutto-Netto-Rechner kannst du dein Netto gleich berechnen.
Brutto-Netto-Rechner
Mit dem Brutto-Netto-Rechner erfährst
du, wie viel Geld am Ende des Monats
auf deinem Konto landet.
Fazit: So positionierst du dich mit deiner Gehaltsvorstellung #
Deine Gehaltsvorstellung ist ein wichtiger Bestandteil der Bewerbung. Wenn du sie realistisch berechnest, klar formulierst und selbstbewusst präsentierst, punktest du bei Arbeitgebern.
💡 Merke dir:
- Verwende Jahresbruttozahlen (14 Zahlungen).
- Gib eine Spanne statt einer fixen Zahl an.
- Begründe deine Angabe mit Qualifikation, Erfahrung und Marktwert.
- Nutze Tools wie den karriere.at Gehaltsrechner für eine erste Orientierung.
So zeigst du, dass du deinen Wert kennst und professionell mit dem Thema umgehst. Das ist nicht nur die Basis für ein faires Gehalt, sondern auch für einen erfolgreichen Karrierestart.




