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Fehler eingestehen

Fehler eingestehen im Job: Warum du damit Stärke zeigst und was du dabei beachten solltest

Zusammenarbeit Erstellt am: 25. Juli 2017 8 Min.

Du hast etwas übersehen, eine falsche Entscheidung getroffen oder einen Termin verpasst? Kein Grund, in Scham zu versinken. Denn: Fehler eingestehen ist kein Zeichen von Schwäche, ganz im Gegenteil. Wer offen mit eigenen Missgeschicken umgeht, zeigt Charakter, fördert ein gutes Miteinander und stärkt das Vertrauen anderer.

👉 In diesem Artikel zeigen wir dir, warum das Eingestehen von Fehlern nicht nur anderen gegenüber fair ist, sondern wie es auch zu deinem persönlichen Wachstum beitragen kann. Außerdem erhältst du konkrete Tipps, wie du im richtigen Moment die richtigen Worte findest.

Warum eine offene Fehlerkultur dein Arbeitsleben verbessert #

Fehler einzugestehen fällt vielen von uns schwer, dabei ist genau das ein Zeichen von Stärke. Laut einer EY-Studie aus dem Jahr 2023 gaben 64 Prozent der befragten Führungskräfte an, eigene Fehler in den vergangenen zwei Jahren gar nicht oder nur teilweise zugegeben zu haben. In der Finanzbranche lag der Anteil sogar bei 82 Prozent.

👉 Das zeigt: Obwohl wir alle wissen, dass Fehler menschlich sind, fehlt oft der Mut zur Offenheit.

Dabei hat das ehrliche Eingestehen von Fehlern viele Vorteile:

  • Es zeigt Verantwortungsbewusstsein und Reife.
  • Es stärkt das Selbstvertrauen und die Glaubwürdigkeit.
  • Es fördert Teamzusammenhalt und Vertrauen.

Wer offen zu seinen Fehlern steht, signalisiert: „Ich bin bereit, dazuzulernen und ich übernehme Verantwortung.“ Genau das schafft ein wertschätzendes Miteinander sowie eine Atmosphäre, in der sich alle weiterentwickeln können.

Fehler eingestehen: Warum es uns so schwerfällt #

Fehler einzugestehen ist rational sinnvoll, aber emotional herausfordernd. Dahinter steckt häufig nicht mangelnder Wille, sondern tief verwurzelte Überzeugungen und Ängste.

Typische Hürden:

  • Angst vor negativen Konsequenzen: Wird mein Fehler schlecht bewertet oder mein Image beschädigt?
  • Sorge ums Selbstbild: Viele möchten kompetent und zuverlässig wirken und Fehler passen da scheinbar nicht ins Bild.
  • Erfahrungen aus der Vergangenheit: Wer in früheren Situationen für Fehler kritisiert oder bloßgestellt wurde, entwickelt Schutzstrategien wie Vermeidung oder Schweigen.
  • Fehlende Fehlerkultur im Unternehmen: Wenn Fehler nicht offen angesprochen werden dürfen, bleiben sie unter der Oberfläche, was langfristige Folgen für die Zusammenarbeit haben kann.

👉 Doch genau hier liegt die Chance: Wer den Mut hat, Fehler zuzugeben, gewinnt nicht nur das Vertrauen der Kolleg*innen, sondern auch an persönlicher Stärke.

Mut, um Fehler zu machen

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Sich selbst als auch vor anderen Fehler einzugestehen, ist alles andere als leicht. Wie man dazu den Mut aufbringen kann, erfährst du in diesem Blogartikel.

So erkennst du eine positive Fehlerkultur im Unternehmen #

❗ Wichtig

In einem Team, in dem nie jemand einen Fehler eingesteht oder sofort nach „Schuldigen“ gesucht wird, fehlt oft die psychologische Sicherheit. Das kann Innovationskraft, Teamspirit und langfristig auch die Leistung blockieren.

Ein Umfeld, in dem offen mit Fehlern umgegangen wird, gibt Sicherheit und fördert gemeinsames Lernen.

Eine gute Fehlerkultur zeigt sich an bestimmten Merkmalen wie den folgenden:

  • Fehler werden als Lernchancen verstanden, nicht als persönliches Versagen
  • Es gibt konstruktives Feedback statt Schuldzuweisungen
  • Über Herausforderungen wird offen kommuniziert
  • Führungskräfte sprechen selbst über eigene Fehler und Lernprozesse
  • Verbesserungsvorschläge werden aktiv eingeholt und wertgeschätzt

Fehler eingestehen im Job: So gehst du in 5 Schritten vor #

📌 Hinweis

Reagiere möglichst schnell und selbstständig. Proaktives Handeln zeigt Reife und stärkt deine Position im Team.

Das Eingeständnis eines Fehlers wirkt nur dann positiv, wenn es ehrlich, strukturiert und lösungsorientiert ist.

Die folgenden fünf Schritte helfen dir dabei, professionell und selbstsicher zu handeln. Die Sätze stellen nur Beispiele dar, damit du besser verstehst, was unter den einzelnen Schritten zu verstehen ist.

Beispielsatz
1. Verantwortung übernehmen „Ich habe einen Fehler gemacht und übernehme die Verantwortung dafür.“
2. Situation sachlich schildern „Im Abstimmungsprozess habe ich einen wichtigen Punkt übersehen.“
3. Auswirkungen anerkennen „Mir ist bewusst, dass das für zusätzliche Arbeit gesorgt hat.“
4. Lösung anbieten „Mittlerweile habe ich den Ablauf angepasst und werde ab jetzt doppelt prüfen, bevor …“
5. Lernbereitschaft zeigen „Ich habe daraus gelernt, bei engen Fristen stärker auf Rückmeldungen zu achten.“

Wie du dich professionell entschuldigst, inkl. passenden Formulierungen #

Eine ehrliche Entschuldigung wirkt verbindend sowohl im Team als auch gegenüber Vorgesetzten oder Kunden. Sie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt der Reife.

Vermeide passive oder ausweichende Formulierungen wie:

  • „Da ist offensichtlich etwas schiefgelaufen.“
  • „Es ist ein Fehler passiert.“

👉 Diese Aussagen wirken distanziert und schieben die Verantwortung ab.

Nutze stattdessen aktive Ich-Botschaften, wie die folgenden:

  • „Ich habe einen Fehler gemacht, als ich …“
  • „Ich übernehme die Verantwortung für …“
  • „Ich habe die Situation falsch eingeschätzt und möchte mich dafür entschuldigen.“

💡 Tipp: Eine gute Entschuldigung benötigt keine langen Erklärungen. Sie ist klar, konkret, ehrlich und idealerweise mit einem Lösungsvorschlag verbunden.

Typische Fehler beim Fehler-Eingestehen – und wie du es besser machst #

Auch beim Eingestehen von Fehlern kann man Fehler machen. Oft wirken gut gemeinte Aussagen wie Ausflüchte oder verfehlen ihre Wirkung, weil sie Unsicherheit oder Selbstschutz signalisieren.

Diese Übersicht zeigt dir, worauf du achten solltest:

❌ Falscher Ansatz ✅ Besser so
Fehler herunterspielen: „War ja nicht so schlimm.“ „Ich sehe, dass mein Fehler Auswirkungen hatte.“
Schuld auf andere schieben: „Aber Person X hat auch …“ „Unabhängig von anderen Faktoren hätte ich besser reagieren müssen.“
Nach Ausreden suchen: „Ich war einfach überfordert – mehr war nicht drin.“ „Ich hätte früher um Unterstützung bitten sollen.“
Übertriebene Selbstkritik: „Ich bin so unfähig, das passiert mir ständig.“ „Ich habe einen Fehler gemacht und lerne daraus.“
Passiv formulieren: „Da ist etwas schiefgelaufen.“ „Ich habe in diesem Punkt nicht sorgfältig genug gearbeitet.“

Wenn Kolleg*innen Fehler machen: so reagierst du professionell #

Fehlerkultur funktioniert nur, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht. Der respektvolle Umgang mit den Fehlern anderer zeigt, ob ein Team wirklich reif ist oder ob es in Schuldzuweisungen und Verunsicherung feststeckt.

💡 So stärkst du ein konstruktives Miteinander:

  • Nicht urteilen, sondern unterstützen: „Lass uns gemeinsam schauen, wie wir das lösen können.“
  • Gespräch auf Augenhöhe führen, nicht bloßstellen: Kritik sollte immer unter vier Augen stattfinden und nie vor anderen.
  • Lösungen vor Schuldfragen stellen: „Was brauchen wir, damit das beim nächsten Mal besser klappt?“
  • Klar, aber empathisch kommunizieren: Auch Kolleg*innen kämpfen manchmal mit Überlastung, Unsicherheit oder fehlenden Informationen. Verständnis schafft Vertrauen.

👉 Besonders heikel wird es, wenn nach einem Fehler nicht über Lösungen gesprochen wird, sondern Schuldzuweisungen oder Killerphrasen die Kommunikation blockieren. Wie du solche rhetorischen Totschlagargumente erkennst und ihnen souverän begegnest, erfährst du hier:

Rhetorik am Arbeitsplatz: Killerphrasen kontern

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Im Berufsleben begegnen uns immer wieder rhetorische Stilmittel, die Diskussionen dominieren oder abwürgen sollen. Killerphrasen und Totschlagargumente sind dabei besonders verbreitet.

Fehlerkultur beginnt bei Führungskräften #

Führungskräfte haben eine Schlüsselrolle im Umgang mit Fehlern. Sie prägen durch ihr Verhalten, ob im Team Offenheit, Vertrauen und Lernbereitschaft gelebt werden oder ob Fehler vertuscht und Risiken gemieden werden.

💡 Gute Führung zeigt sich daran, dass Vorgesetzte:

  • Eigene Fehler zugeben, und zwar offen und ohne Schuldumkehr
  • Lösungsorientiert statt bewertend kommunizieren
  • Psychologische Sicherheit schaffen, indem sie konstruktives Feedback ermöglichen
  • Mit dem Team reflektieren, wie Prozesse verbessert werden können
  • Fehler als Anlass für Entwicklung und Dialog nutzen

👉 Wenn Mitarbeitende sehen, dass ihre Führungskraft zu Fehlern steht und gleichzeitig Unterstützung anbietet, steigt nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Innovationsbereitschaft im Team.

Aus Fehlern lernen: der Weg zur Weiterentwicklung #

Der wahre Wert eines Fehlers liegt im Lernprozess. Wer bewusst reflektiert, entwickelt nicht nur fachliche Fähigkeiten weiter, sondern auch wichtige Soft Skills wie Selbstkritik, Empathie und Entscheidungsfähigkeit.

So machst du das konkret:

  1. Fehler erfassen: Was ist genau passiert? Welche Auswirkungen hatte das?
  2. Ursachen analysieren: Warum ist der Fehler passiert – Stress, fehlende Information, Missverständnis?
  3. Präventionsmaßnahmen entwickeln: Wie kannst du ähnliche Fehler in Zukunft vermeiden?
  4. Wissen weitergeben: Teile deine Erkenntnisse im Team, denn so wird aus deinem Fehler ein gemeinsames Learning.

„Ich habe gemerkt, dass wir an dem Punkt zu wenig kommuniziert haben. Beim nächsten Projekt plane ich regelmäßige Check-ins ein.“

Wenn du so vorgehst wie in dem Beispielsatz, findest du in jedem Fehltritt einen echten Mehrwert für dich und andere.

Fazit: Fehler eingestehen heißt, Verantwortung zu leben #

Fehler gehören zum Berufsleben dazu, denn niemand ist perfekt. Aber wie du mit deinen Fehlern umgehst, macht den Unterschied aus zwischen Verunsicherung und Wachstum, zwischen Distanz und Vertrauen.

✅ Wer Verantwortung übernimmt, handelt professionell.
✅ Wer offen mit Fehlern umgeht, schafft Raum für Entwicklung.
✅ Wer anderen ihre Fehler zugesteht, baut starke Teams.

Du darfst Fehler machen, doch entscheidend ist, dass du daraus lernst und weitergehst.

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Ruben Wunderlich
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