Wenn der Rest Schweigen ist

Bewerbungsprozesse sind mit Liebe, Schweiß und oft banger Hoffnung verbunden – weil der Markt derzeit nur für Spezialisten mit seltenen Qualifikationen ein Arbeitnehmermarkt ist.

Als Paradoxon unserer Unternehmen ist zu werten, dass einerseits beträchtliche Zeit- und Finanzressourcen in Herstellung und Verbreitung eines idealen Arbeitgeber-Images investiert, andererseits die simpelsten Regeln für den fairen Umgang mit potenziellen künftigen Mitarbeitern vernachlässigt werden. Etwa, wenn auf die Bewerbung auf ausgeschriebene Stellen gar keine Reaktion erfolgt. Oder wenn Headhunter, Personalberater oder Recruitingchefs in einer ausgesuchten Öffentlichkeit darüber stöhnen, welche Zuschriftenlawine ihre Suche nach einem Marketingleiter für ein mit Prestige verbundenes Lifestyle-Produkt ausgelöst hat. Frei nach der Devise: “Seht her, wie arm ich bin, dass ich das alles sichten muss!” Hallo? Das ist kein Grund zu jammern, sondern sein oder ihr Business.

Dazu gehört auch, dass die Absender zumindest ein Minimum an Reaktion in einer determinierten Zeitspanne erhalten. Die Realität sieht anders aus: Laut einer Umfrage des Jobportals karriere.at warten 39 Prozent wochenlang auf eine Reaktion, jeder dritte Befragte gab an, gar keine Rückmeldung erhalten zu haben. Wenn der Rest Schweigen ist, ist die schlechte Nachrede sicher und die Employer-Brand-Hochglanz-Broschüre Makulatur!

Quelle: Die Presse, 26. April 2014