Warum wir auch im Urlaub nicht wirklich loslassen können

Mehr als ein Viertel unselbstständig Erwerbstätiger holen die Arbeit in den Ferien ein.

Johanna Zugmann

Während die einen braun gebrannt, gut erholt und blendend gelaunt aus dem Urlaub zurückkehren, sind diejenigen, die sie in der Ferienzeit vertreten haben, reif für die Insel. Laut einer eben veröffentlichten Umfrage des österreichischen Jobportals karriere.at sei Urlaubszeit Chaoszeit, die Vertretungen würden mehr schlecht als recht funktionieren.

Was die Befragten so zu monieren haben? Mit 43 Prozent gaben fast die Hälfte der teilnehmenden Arbeitnehmer an, dass vieles unerledigt bliebe. Ein Viertel meinte, ein System, das gewährleiste, dass der Betrieb auch in der Urlaubszeit reibungslos weiter funktioniere, fehle gänzlich.

Fakt ist laut Befragung jedenfalls, dass mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer (27 Prozent) von leichten Einschränkungen zur Ferienzeit berichten: Die am Arbeitsplatz ausharrenden Vertreter haben neben ihren Aufgaben auch die Arbeit der Urlauber mitzuerledigen. Die Kollegen am Strand oder auf der Almhütte riskieren sicherheitshalber doch immer wieder einen Blick auf das iPad oder das Smartphone, weil sie sich auf Erstere nicht verlassen können oder wollen.

Ob die “Ohne mich geht’s nicht”-Einstellung auf der Fehleinschätzung der eigenen Unersetzlichkeit basiert oder die Folge besonderen Verantwortungsbewusstseins ist, wird wohl von Person zu Person variieren.

Probleme, die sich bei kollektiven Betriebsurlauben gar nicht erst stellen. Die wiederum sind aber ebenso ein Auslaufmodell in unserer globalisierten Wirtschaft, die weder geografische noch zeitliche Grenzen kennt, in der statt arbeiten von “nine to five” eine Bereitschaft “twentyfour seven” erwartet wird, wie das viel zitierte Sommerloch Geschichte ist.

Quelle: Die Presse, 24. August 2013