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Mal eine Pause einlegen - aber richtig

22.10.2012

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Herr und Frau Österreicher scheinen entweder sehr leistungsorientiert zu sein oder einfach möglichst schnell wieder aus der Arbeit wegkommen zu wollen: Nur vier von zehn Arbeitnehmern machen einmal während des (Arbeits-)Tages eine Pause, wie eine aktuelle Umfrage von karriere.at ergab. Jeder Zehnte gönnt sich überhaupt keine Rast und werkt einfach durch.

Von Nikolaus Koller

Doch ab wann kann man von Pausieren sprechen? Eine Pause macht, wer nicht arbeitet - auf diese einfache Formel bringt es Arbeitsrechtsexperte Ralf Peschek von der Sozietät Wolf Theiss. "Ob man etwas isst, sich die Beine vertritt oder eine Zigarette raucht - was man in dieser Zeit macht, bleibt dem Arbeitnehmer überlassen." Nach sechs Stunden müsse laut Arbeitszeitgesetz jedenfalls eine halbe Stunde Pause eingelegt werden. Diese könne der Arbeitnehmer allerdings auch in kleineren Teilen konsumieren. Als Mindestrichtwert können zehn Minuten angenommen werden - der kurze Small Talk oder der Gang auf die Toilette können also nicht einfach vom Arbeitgeber vom "Pausenkonto" abgezogen werden.

Entscheidung selbst treffen

Wann eine Pause angebracht ist, das könne der Arbeitnehmer - außer es gibt klare Vorgaben vom Unternehmen - selbst entscheiden. "In der Pause sollte man das machen, was man sonst nicht macht", erklärt auch Peter Kurt Fromme von PEP - Institut für Beratung und Training. Dies entspricht auch der betrieblichen Realität: In der Umfrage von karriere.at, an welcher rund 700 Personen teilnahmen, gaben 55 Prozent der Befragten an, dann die Arbeit ruhen zu lassen, wenn sie es für richtig hielten. Nur bei etwa einem Drittel gibt es fixe Pausenzeiten. Der Arbeitnehmer sei jedenfalls verpflichtet, seine Pausen aufzuzeichnen, so Peschek. Wer beispielsweise eine längere Mittagspause benötigt, müsse dies auch mit dem Arbeitgeber abstimmen. Dieser wiederum sei verpflichtet zu kontrollieren, dass die Pausen auch eingehalten werden. "Ihn trifft eine Fürsorgepflicht", weiß der auf Arbeitsrecht spezialisierte Rechtsanwalt.

Diese hebt auch Arbeitsmediziner Christian Wolf von der Medizinischen Universität Wien hervor: "Wenn Pausen nicht gemacht werden, ist dies klar gesetzeswidrig." Auch, weil jeder Betrieb arbeitsmedizinisch betreut werden müsse, sagt der Facharzt für innere Medizin. Erholung während eines Arbeitstages sei durchaus sinnvoll - auch ökonomisch gesehen. Wer überlastet ist, mache häufiger Fehler, die Konzentration lasse nach und Müdigkeit setze ein, sagt der Mediziner. "Pausen sind wichtige Inputs zur informellen Kommunikation - gehören zum Büroalltag", ergänzt Fromme. Häufig erfahre man vor allem über den "Flurfunk", was im Unternehmen vor sich geht.

"Beeinträchtigte Befindlichkeit"


Bei noch stärkerer Überlastung würden sich die "Schwachstellen im Körper" melden. Wer beispielsweise schon immer Probleme mit der Wirbelsäule hatte, der klage in diesen Zeiten noch häufiger über Kreuzschmerzen und Gelenksprobleme. Allgemeine Anzeichen für zu wenige Pausen sind häufige Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Unwohlsein. "Die Befindlichkeit ist beeinträchtigt", sagt Wolf, der betont, dass sich diese Überlastung auch in zunehmendem Zynismus und Stimmungsschwankungen ausdrücken kann.

"Wie man Pausen lebt, bleibt oft einem selbst überlassen", sagt Peschek. Meist seien es nur Kleinigkeiten, die das (Berufs-)Leben verändern, meint Fromme. Doch genau in diesen Änderungen liege der Unterschied. "Die Presse" hat Empfehlungen für eine "Pausen-Kultur" zusammengetragen:

* Kalender-Einträge: "Die Pause ist so wichtig wie jeder andere Termin, daher sollte sie auch eingetragen werden", sagt Fromme. Zwar sollte nicht jeder kurze Kaffeeplausch gleich im Outlook-Kalender zu finden sein, die Mittagspause hingegen schon. "Im Leben findet nur das statt, was im Kalender steht", bemüht der Coach eine alte Trainerweisheit.

* Kein Termin-Stakkato: Auch wenn Termine nicht immer an den Kräften der Teilnehmer zehren, sollten sie nicht nahtlos aneinandergereiht werden. Eine kurze Ruhepause, um sich zu orientieren und neu zu sortieren, sei angebracht, betont Fromme.

* Häufigkeit beachten: Wer lange pausiert ist deswegen nicht unbedingt erholter. Kürzere, aber dafür mehrere Pausen zu machen, sei erholsamer, sagt der Arbeitsmediziner Wolf. Wer umgekehrt einen sehr belastenden Job mache, für den könnten sich längere Ruhezeiten am Stück besser eignen. Das könne beispielsweise bedeuten, die gesamte Arbeit auf den Zeitraum zwischen Montag und Donnerstag zu verlagern, um dann am Freitag früher in das Wochenende starten zu können.

* Gesund leben: "Eine vernünftige Ernährung und Sport helfen", sagt der Arbeitsmediziner Wolf. Ausreichende Bewegung helfe dabei, ausgeglichener zu sein. Nach einem langen Tag noch laufen zu gehen, muss aber nicht immer gut für einen sein: Sich nach der Arbeit zu fertig für körperliche Ertüchtigung zu fühlen, kann auch ein Zeichen dafür sein, dass der Job zu fordernd ist, so Wolf.

* Hausverstand gebrauchen: Was wirklich erholsam ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Der Arbeitgeber könne niemandem vorgeben, wie er seine Pause gestalten kann, erklärt Peschek. Was gut für einen ist, müsse jeder für sich wissen, sagt der Arbeitsmediziner Wolf: "Oft genügt es, den Hausverstand zu gebrauchen." Wer bei der Arbeit starkem Lärm ausgesetzt ist, der sollte zur Erholung einen ruhigeren Ort aufsuchen.

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