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Um in der Masse aufzufallen, schlagen Bewerber oft über die Stränge. Welche Stolperfallen im Bewerbungsverfahren zu vermeiden sind.
Bewerben ist kein Honiglecken. Hunderte Bewerber auf eine ausgeschriebene Stelle sind keine Seltenheit. Laut Karriereberaterin Svenja Hofert bekommen sogar “total qualifizierte Leute” 50 bis 80 Absagen, bis sich Erfolg einstellt. Und das betrifft nicht nur frisch gebackene Akademiker mit Theaterwissenschaftsabschluss, sondern kommt auch in der IT vor. “Man ist durch die Medien falsch gepolt und glaubt, es ist leicht, einen Job zu finden”, sagt Hofert. Kein Wunder, dass Bewerber schon mal zu unkonventionellen Mitteln greifen, um Aufmerksamkeit zu erregen, sei es mit einem sexy Foto oder einer dynamischen Anrede im Bewerbungsschreiben. Stutzig werden Personalchefs etwa, wenn jemand überbetont, wie außerordentlich motiviert oder teamfähig er ist. Dinge weglassen zu können, wird da zur Qualität. Es kommt auch vor, dass Bewerber an den Anfang eines E-Mails “Gratulation! Sie haben Ihren neuen Mitarbeiter gefunden!” schreiben. Dieser Schuss geht meistens nach hinten los, wobei es kulturelle Unterschiede gibt -in den USA werden solche Formulierungen tendenziell positiver aufgenommen. Und auch zur Branche sollte die Bewerbung passen. Wer sich etwa in der Unternehmensberatung bewirbt, punktet eher mit Zahlen und Fakten.
Nicht zu dick auftragen. Bewerbungsschreiben ansprechend zu gestalten, kann ein Balanceakt sein. Karrierecoach Hofert: “Die meisten Bewerbungen sind entweder zu dünn und wiederholen, was im Lebenslauf steht, oder zu überladen. Es ist wie beim Make-up: Es macht keinen Sinn, Augen und Mund gleichzeitig zu betonen – man sollte eines hervorheben, und das bewusst.” Die Meinung der Personalverantwortliche: Im Zweifelsfall lieber nicht zu viel Energie in aufwendige Bewerbungsideen stecken. Professionalität geht vor Kreativität. Pamela Nidetzky, Personalchefin des Autofahrerclubs ÖAMTC: “Aus meiner Sicht braucht es nichts Auffälliges oder etwas, das sich abhebt.” Wenn ein Bewerber zum Unternehmen und zur Stelle passe und sich gut und authentisch präsentiere, reiche das völlig aus. “Zu viel Schnickschnack lenkt manchmal ab.” Originell im positiven Sinne fand sie eine Bewerbung in Form eines selbst gebastelten gelben Pannenautos. Und dennoch: “Man tut Recruitern in der heutigen Zeit nichts Gutes mit gebastelten Unterlagen, da man sie schlecht in hinterlegte Workflows integrieren kann.” Zu viel des Guten ist es für Nidetzky, wenn schon im elektronischen Erstkontakt ausschweifende Zeugnis- und Kursbestätigungen enthalten sind: “Ich erwarte mir, dass Bewerber wissen, wie man sich professionell mittels digitaler Medien bewirbt.”
Übersichtlichkeit und Fokus auf den ausgeschriebenen Job streicht auch Klaus Hofb auer, Geschäftsführer der Online-Plattform karriere.at, als immer wichtiger heraus. Wie man sich mit seiner Bewerbung abheben könne, hänge von der Branche ab: “Ein Webdesigner, der in der Kreativbranche Fuß fassen möchte, ist in seinen Möglichkeiten sicher freier als jemand, der sich in konservativen Wirtschaftsbereichen etablieren möchte.” Es gehe um die richtige Mischung aus Professionalität, Authentizität und Nachvollziehbarkeit.
Karriereberaterin Svenja Hofert, die ein Buch über kreative Bewerbungen geschrieben hat, warnt: “In Branchen, wo formale Kriterien sehr wichtig sind, ist eine kreative Bewerbung total tabu.” Im Agenturbereich und in der IT könne es aber Sinn machen, sich einen anderen Zugang zu überlegen. “Kreativ verstehe ich in dem Sinn, dass man sich zum Beispiel einen anderen Text überlegt, eine Infografik an den Anfang stellt oder den Lebenslauf designorientiert aufbereitet”, sagt Hofert. Auch Videos können gut ankommen, und sogar Blogbewerbungen funktionieren mitunter, allerdings “nur in der frischen Mediaszene”.
Unerfreuliches erleben Personalisten häufig bei mitgeschickten Fotos, wenngleich diese – wie generell die Bewerbungen – tendenziell professioneller werden. Es kommt aber immer noch vor, dass Bewerber sich selbst mit der Webcam fotografieren oder Frauen ihre weiblichen Reize in den Vordergrund stellen. Klaus Hofbauer: “Es ist besser, sich professionell mit einem Unternehmen auseinanderzusetzen und die Bewerbung dahingehend zu optimieren, als sich Hoffnungen durch ein aufreizendes Foto auszurechnen.” Anders gesagt: Stimmt die Qualität der Bewerbung nicht, hilft auch kein sexy Foto.
Quelle: Format, 7. März 2014
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