Kampagnen erstellen mit künstlicher Intelligenz: Die Zukunft im Marketing?
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ProduktivitätErstellt am:
11. Mai 2021202105115 Min.320
Nichts geht ohne gut durchdachte Kampagnen, egal ob man nun Umsätze steigern, Kund*innen an sich binden oder gute Mitarbeiter*innen gewinnen möchte. Was derzeit noch mit viel Hirnschmalz von Marketing-Menschen geplant wird, könnte zukünftig immer öfter von kreativer KI erstellt werden. Michael Katzlberger erzählt, welche Möglichkeiten es hier bereits gibt.
Bereits vor einem Jahr durften wir im Rahmen einer Workshopreihe der Creative Region viel Spannendes über die Kreativität von künstlicher Intelligenz erfahren. In der aktuellen Reihe ist KI-Experte Michael Katzlberger wieder zu Gast und erklärt, wie kreative Kampagnen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt werden können. Der Workshop am 19. Mai ist beinahe ausgebucht, im Interview fasst Michael für uns aber die interessantesten Insights zusammen.
„Kreative KI“ klingt in den Ohren der Meisten immer noch stark nach Science Fiction. Können Maschinen wirklich kreativ sein?
„Dass Maschinen auch Musik komponieren und Töne erzeugen können, ist seit Jahrzehnten bekannt.“
Michael Katzlberger: Sie können Bilder malen, Musik komponieren und Texte schreiben. In den letzten Jahren sind hier bedeutende Durchbrüche gelungen. KIs wie GPT-3 von Open AI, die sich langsam aber doch der sogenannten „AGI“, also der allgemeinen künstlichen Intelligenz annähern, können Artikel verfassen, Diskussionen führen und selbst Code schreiben. Diese KI kann anhand einiger weniger Beispiele lernen, Aufgaben spontan auszuführen, selbst wenn nichts explizit einprogrammiert wurde.
Dieser Mensch existiert nicht. KI-generiertes Foto, GAN trainiert von Michael Katzlberger.
KI schreibt Texte
GELDBÖRSE DES RUHIGEN SCHICKSALS Jobs, Jobs, Jobs. Geldbörse des ruhigen Schicksals. Das Schicksal der Hingabe des Schicksals. Schicksal hyping. Überleben des Schicksals. Schicksal ist Tasche des Schicksals des Schicksals des Schicksals von Schicksal.
Geschrieben von GPT-2, einem Machine Learning Modell der
Non-Profit-Oganisation OpenAI, das darauf trainiert wurde, komplett
eigenständig zusammenhängende Texte zu schreiben. Trainingsbasis: Texte
von 8 Mio. Websites. Credits: Michael Katzlberger
Michael Katzlberger: Mit sogenannten GANs (Generative Adversarial Networks),
das sind – kurz gesagt – zwei künstliche neuronale Netzwerke, die
„gegeneinander“ arbeiten, kann man Bilder erzeugen, die den von Menschen
gemachten schon unglaublich ähnlich sind. GANs können auf viele
Bereiche angewandt werden und auch abstrahieren und in diesem Sinne auch
Kunst (er)schaffen. Und dass Maschinen auch Musik
komponieren und Töne erzeugen können, ist seit Jahrzehnten bekannt. Auch
auf diesem Gebiet sind in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte
erzielt worden.
Best Practice: Wie KI in der Kampagnen-Kreation unterstützen kann
Kannst du uns eine beispielhafte Kampagne zeigen, die du mithilfe von KI erstellt hast? Wie hast du die KI dabei eingesetzt?
Michael Katzlberger: Im Jänner 2020 haben wir eine Digital-Out-of-Home Kampagne für das Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten gestartet. Die Kampagne nutzt Künstliche Intelligenz, genauer gesagt Machine Learning, um auf die Anliegen autistischer Menschen aufmerksam zu machen. Zum Hintergrund: Aufgrund fehlender Reizfilterung nehmen Autisten ihre Umwelt viel intensiver wahr und reagieren dementsprechend sensibel auf äußere Einflüsse wie Geräusche und Körpernähe. Diese Hypersensibilität haben wir in unserer Kampagne zum Thema gemacht.
Ein mit einer hochauflösenden Kamera ausgestatteter digitaler Werbescreen am Hauptbahnhof St. Pölten „maß“ die Körpernähe und Aktivität vorbeigehender Passant*innen mittels Machine Learning. Je unruhiger und hektischer die Bahnhofsumgebung
war, desto ängstlicher wurde ein – auf einem digitalen Screen gezeigtes
– autistisches, spielendes Kind, bis es sich verzweifelt zurückzog. War
die Umgebung hingegen ruhig, spielte das Kind munter und fröhlich weiter.
Insgesamt wurden vier Stadien der Reizüberflutung
gezeigt, die wir mit echten autistischen Kindern unter professioneller
Aufsicht gedreht haben. Das Projekt hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt
und bereits mehrere Preise gewonnen. Auf diese Pionierarbeit bei TUNNEL23 bin ich sehr stolz.
Eine KI-Komposition. Trainiert von Michael Katzlberger, unter anderem mit der Mondscheinsonate von Beethoven:
Welche KI-basierten Tools sollten Marketing-Verantwortliche kennen und wobei können sie unterstützen?
Michael Katzlberger: Softwaretools, die auf KI basieren, gibt es Tausende. Aber wenn man genau hinsieht, findet man unter der „Haube“ zumeist Frameworks der großen Silicon Valley Giganten.
Wenn man auf diese setzt, kann man eigentlich kaum etwas falsch machen.
Die Funktionen dieser Systeme sind allerdings so umfangreich, dass man
als Marketing-Verantwortliche*r nicht drum herumkommt, sich vorab gut
beraten zu lassen und Spezialist*innen zu engagieren. Egal, ob man
vorhat, die Technologien inhouse einzusetzen oder Leistungen an eine
Agentur auslagern möchte.
Zwischen Personalisierung und Manipulation: datenbasierte Kampagnen polarisieren
„Die Kampagne der Zukunft ist datengetrieben“ – Seit dem
Skandal um Wählermanipulation auf Facebook im Zuge der
US-Präsidentschaftswahl 2016 hat die Nützung von Daten für Kampagnen
einen negativen Beigeschmack. Dabei gibt es auch positive Aspekte
datengetriebenen Marketings. Welche Chancen bieten sich eurer Erfahrung
nach, nicht nur für Marken, sondern auch für User und Kund*innen?
Michael Katzlberger: Schon Obama hat für seine
Wahlkampf-Kampagne 2012 auf digitale Expert*innen, wie das Datengenie
Dan Wagner gesetzt und wurde für den Einsatz neuer Technologien
gefeiert. Die Demokrat*innen waren den Republikaner*innen bei der
Erstellung von Wähler*innenprofilen weit voraus. So wurde beispielsweise
das Facebook-Netzwerk auf der Suche nach Obama-Unterstützern durchforstet, um „ähnliche“ Unterstützer*innen zu finden bzw. das Verhalten einzelner Menschen mittels Predictive Analytics vorherzusagen und ihre Meinung zu beeinflussen.
„Die Demokrat*innen waren den Republikaner*innen bei der Erstellung von Wähler*innenprofilen weit voraus.“
Obama war im Westen Everybody´s Darling, der nachfolgende Präsident, Donald Trump, polarisierte hingegen stark. Deshalb fand man wohl auch den digital-strategischen Zugang seines Kampagnen-Teams nicht okay. Der Cambridge Analytica Skandal rückte Trumps Datenstrategie zusätzlich in ein schlechtes Licht. Kurz gesagt, Obama hat die Blaupause für Trump geliefert, aber nicht die KI-Kampagnen-Software ist böse, sondern der Mensch, der sie missbraucht!
„Nicht die KI-Kampagne ist böse, sondern der Mensch, der sie missbraucht!“
Der aus meiner Sicht positivste Aspekt des datengetriebenen Marketings ist, dass man Werbung für User personalisieren kann. Warum sollen in einer ohnehin total reizüberfluteten Gesellschaft ALLE Konsument*innen ALLES sehen. An einer zielgruppengerechten Aussteuerung von Kampagnen ist nichts Falsches dran. Wir wollen gezielt Kund*innen begeistern und nicht nerven.
Euer Workshop richtet sich an „technikaffine Kreative ohne Scheuklappen“: Haben anders gestrickte Kreative überhaupt noch eine Chance in der zukünftigen Marketingwelt?
Michael Katzlberger: Nein, denke ich nicht. Unser Wirtschaftswachstum hängt stark von technischen Fortschritten ab. Die KI-Revolution ist schon in vollem Gange, sie beeinflusst unser tägliches Wirken bereits massiv, dem kann auch der klassische Kreative schwer entkommen. In Österreich stehen wir intelligenten Maschinen generell viel zu kritisch gegenüber. Wir müssen sie als Partner sehen und nicht als Bedrohung. Intelligente Maschinen sollten intelligent genutzt werden, im Sinne der Verbesserung der Welt.
„Intelligente Maschinen sollen intelligent genutzt werden, im Sinne der Verbesserung der Welt.“
Zur Person
Michael Katzlberger studierte Grafik-Design an der Werbeakademie Wien, war Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur TUNNEL23 und ist nun Geschäftsführer der Katzlberger Consulting GmbH. Seit den Neunzigerjahren beschäftigt sich Michael Katzlberger in erster Linie mit innovativen Kreativprojekten zur Weiterentwicklung digitaler Display Werbeformen, insbesondere in den Bereichen Online, Mobile sowie Artificial Intelligence.
Bildnachweis: shutterstock/MIND AND I; Michael Katzlberger
Frühstück – für viele DER Grund, um morgens überhaupt aufzustehen. Weil Cornflakes und Käsebrot auf Dauer aber fad werden, haben wir sechs Frühstücks-Alternativen für dich, die köstlich sind und dazu die ideale Basis für einen energievollen Start in den Arbeitstag.
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ heißt es, mit schön erhobenem Zeigefinger. Bereits in der Kindheit wird uns eingetrichtert, wie ungehobelt es sei, unpünktlich zu sein, Leute warten zu lassen oder Unliebsames hinauszuschieben. Aber ist wirklich alles schlecht am Trödeln und Prokrastinieren? Mitnichten! Wir feiern die Entschleunigung und verraten euch, warum nicht immer alles <em>on time</em> erledigt werden muss:
Womit verbringt man in der Arbeitslosigkeit seine Tage? Wer gerade ohne Beschäftigung ist, weiß, wie zermürbend das sein kann. Im Podcast haben wir mit jemandem gesprochen, der schon in jungen Jahren lange Zeit arbeitslos war, aber gelernt hat, seinen Tag zu strukturieren. Im Blog verraten wir euch seine wichtigsten Erfahrungen: